Lauter kleine iPods (Foto: Apple)der iPod-Bedienung

Problemfall Elektronikschrott. Oder: Wo sind all die iPods hin?

Als die Firma Apple im Oktober 2001 den ersten iPod präsentierte, löste das den Boom der kleinen, tragbaren MP3-Spieler aus (und rettete nebenbei das leicht angeschlagene Unternehmen). Jetzt konnte jeder digitalisierte Musik überall und jederzeit im Ohr haben. Aber, die goldenen Jahre des iPod währten nicht allzu lange. Zwar war das erste iPhone noch nicht so recht als Musikspieler geeignet, aber spätestens ab 2012 übernahmen die Smartphones immer mehr die Rolle der MP3-Player und verdrängten den guten, alten iPod langsam, aber sicher vom Markt. Aktuell ist nur noch der iPod Touch im Angebot, der nicht mehr bloß Mucke kann, sondern auch Games. Nach allen verfügbaren Quellen dürfte Apple zwischen 2002 und 2017 gut und gerne 250 Millionen von den Dingern verkauft haben. Da fragt man sich schon: Wo sind all die iPods hin?

Denn nicht erst seitdem quicke Menschen jedes Jahr ein neues Smartphone kriegen, wachsen die weltweiten Berge an Elektronikschrott in den Himmel. Am Fall des Apple iPod haben wir versucht herauszufinden, wo diese MP3-Player hingekommen sind, und haben ein paar altgediente Fans des Musikmaschinchens befragt.

Legendär: Steve Jobs mit iPod auf dem Newsweek-Cover
Legendär: Steve Jobs mit iPod auf dem Newsweek-Cover

Sinan K. (42): „Meinen ersten iPod hab ich 2002 gekauft und dann eigentlich alle ein, zwei Jahre das neueste Modell. Bis 2010, da bin ich aufs iPhone umgestiegen. Meistens habe ich die alten Dinger per eBay verkauft, aber meinen ersten iPod müsste ich noch irgendwo in einer Kramkiste haben…“
Ellen M. (51): „Ich war schon immer ein Fan tragbarer Musik, also vom Walkman an über einen damals sündhaften teuren Original-Discman von Sony bis zum ersten MP3-Player; der war von Archos und hatte, glaube ich, 128 MB Speicher. Natürlich bin ich schon 2002 gleich auf den iPod angesprungen. Leider wurde mir mein erstes Gerät geklaut. Aber da gab es schon den winzigen Shuffle, den hab ich 2010 gekauft und benutze ihn tatsächlich bis heute.“
John W. (38): „Mein erster tragbare MP3-Spieler war ein Rio Karma von 1999. Der war aber dauernd kaputt, und irgendwann hab ich den einfach weggeschmissen. Die iPods habe ich alle gehabt, außer dem Touch, den mochte und mag ich nicht. Wo die jetzt alle sind? Ehrlich gesagt: Die meisten liegen noch irgendwo rum…“
Tamara Sch. (17): „Meinen geliebten iPod Mini hat mir mein Papa geschenkt, weil er den wegen seinem Smartphone nicht mehr brauchte. Vor zwei Jahren habe ich ihm das Ding zurückgegeben, weil ich inzwischen Mucke nur noch mehr iPhone höre. Das hat mein Vater zum Anlass genommen, mal seinen ganzen Elektronikschrott zum Recyclinghof zu bringen.“
Jiri H. (59): „Oh je, ich bin eine Umweltsau, ich schmeiß die ganzen Dinger, die ich nicht mehr brauche, einfach in den Müll. Ich weiß, sollte man nicht. Moment, irgendwo muss noch ein iPod in der Schublade liegen, vielleicht sogar originalverpackt, also dieser ganz kleine…“

Die legendäre iPod-Werbung
Die legendäre iPod-Werbung

Die Aussagen dieser nicht repräsentativen Befragung deckt sich mit den offiziellen Erkenntnissen. Danach versuchen die meisten User, die regelmäßig die neuesten Geräte bzw. die neuesten Modelle tragbarer Digital-Devices anschaffen, die alten Maschinen gebraucht zu verkaufen. Das funktioniert immer weniger gut, weil der Markt für Smartphones, MP3-Player, aber auch kompakte Digitalknipsen übersättigt ist. Inzwischen haben viele Konsumenten die Dienste von Plattformen schätzen gelernt, die gebrauchte Elektronik zu Festpreisen aufkaufen. Auch wenn diese Preise erheblich unter dem liegen, was früher per eBay erzielt wurde, sind diese Services beliebt, weil man sich auf diese Weise bequem vom alten Kram trennen kann. Außerdem werden viele Altgeräte auch innerhalb der Familie oder im Freundeskreis verschenkt.

Ankauf zu Festpreisen - z.B. über rebuy (Screenshot)
Ankauf zu Festpreisen – z.B. über rebuy (Screenshot)

Wer aber in kurzen Abständen immer das Neueste kauft, wird mit dem Verkaufen kaum noch nachkommen. Viele „heavy user“ berichten von Kästen und Schubladen voller elektronischer Geräte, die sich nicht mehr nutzen. Immer noch die Ausnahme ist es, dass die Besitzer ihren Kram sachgerecht und gesetzeskonform entsorgen, also die Geräte zu einer offiziellen Recycling-Einrichtung bringen. Nicht wenige alte iPods und iPhones bzw. Smartphones landen leider im Restmüll. Und werden so zum Problem für die Entsorgungseinrichtungen. Weil besonders die Platinen umweltschädliche Stoffe enthalten, müssen sie ausgebaut und als Sondermüll behandelt werden. Das geht aber nur manuell.

Ein Roboter zerlegt Elektronikschrott (Screenshot via YouTube)
Ein Roboter zerlegt Elektronikschrott (Screenshot via YouTube)

Dass alte Fernseher, Computer und sonstige größere Elektronikgeräte in großen Mengen aufgekauft und nach Afrika oder in die armen asiatischen Länder verschifft werden, ist inzwischen allgemein bekannt. Dort werden sie unter extrem gesundheitsgefährdenden Bedingungen zerlegt. Um an die enthaltenen wertvollen Grundstoffe – zum Beispiel Kupfer – zu kommen, werden Bauteile verbrannt. Da diese nicht selten PVC enthalten, entstehen bei diesem Verfahren lebensgefährliche Dämpfe. Zum Glück sind in den letzten vier, fünf Jahren in Europa eine ganze Reihe hochmoderner Recycling-Anlagen für Elektronikschrott entstanden, in denen die Geräte weitgehend von Maschinen und Robotern zerlegt und die Bestandteile sachgerecht entsorgt oder weiterverarbeitet werden.

So wird Elektronik in Indien von Hand zerlegt (Foto via Wikimedia - siehe Bildnachweis unten)
So wird Elektronik in Indien von Hand zerlegt (Foto via Wikimedia – siehe Bildnachweis unten)

Gleichzeitig nehmen immer mehr Konsumenten die gesetzlich garantierte Möglichkeit war, ein nicht mehr gebrauchtes Elektronikgerät bei dem Händler zur Entsorgung abzugeben, bei dem sie es erworben haben. Die großen Händler dieser Branche aber arbeiten mittlerweile fast durchweg mit den modernen, umweltgerechten Entsorgungs- und Recyclingbetrieben zusammen. Das gilt übrigens besonders für Smartphones, von denen in Deutschland allein jährlich vier bis fünf Millionen Exemplare von den Besitzern ausrangiert werden. Wer aber noch einen oder mehrere alte iPods besitzt, die der Rücknahmeregelung möglicherweise nicht unterliegen, verhält sich korrekt, wenn er die alten Devices beim nächstgelegenen Wertstoffhof abgibt, von wo aus sie dann in aller Regel einer sachgerechten Bearbeitung unterzogen werden.

[Bildnachweise – Elektronikschrott in Indien: Matthias Feilhauer (Benutzer: thousandways) via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 DE; ]

Ein Gedanke zu „Problemfall Elektronikschrott. Oder: Wo sind all die iPods hin?“

  1. Ich habe noch zwei, die fest am Autoradio ihren Dienst verrichten :) Aber ja: Man kommz nicht nach mit dem Verkauf und als Spende will auch niemand gebrauchte Elektronik. Wobei man ja auch sagen muss, dass diese Politik der geschlossenen Systeme, die irgendwann keine Updates mehr bekommen, das Problem noch beflügelt. Wie viele olle iPads könnten ein zweites Leben als Linux-Terminsl führen, wenn sie nicht verplombt wären?

    Beim iPod ist das Problem relativ. Einerseits gehen auch alte Modelle noch mit dem aktuellen iTunes, andererseits gibt es auch nich problemlos neue Akkus usw. Einzig: Die Anwendungsmöglichkeiten fehlen inzwischen, weil jedes Smartphone auch ein MP3-Player ist…

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