WhatsApp - die Auswahl

Was zur Hölle… Muss ich jetzt auch noch whatsappen?

Vor einiger Zeit meinte die Tochter (29) so ganz nebenbei: „Können uns ja über WhatsApp verabreden…“ als es darum ging, einen gemeinsamen Hundespaziergang anzustimmen.“ Was zur Hölle…“ dachte ich, „muss ich jetzt auf meine alten Tage auch noch whatsappen?“ Denn bis dahin war mir nicht nur die Quassel-App mit der grünen Sprechblase fremd geblieben, sondern alle diese sogenannten „Messenger“. Als Alt-Hippie dachte ich bis neulich immer nur an die legendäre Psychedelisch-Band „Quicksilver Messenger Service“ oder erinnerte mich an mehrfach gescheiterte ICQ-Versuche und den Widerwillen dagegen, Skype ohne Bild und Ton zu nutzen. Selbst mit der SMS als Textnachricht auf dem Handy hatte ich mich immer schwer getan – vermutlich die Folge meiner Wurstfinger, die beim Tippen auf dem Mobiltelefon durchschnittlich drei Anläufe pro Buchstabe brauchte. Damit hat die jüngere Generation – also alles unter Fuffzich – kein Problem; deren Daumen sind ja schon genetisch verformt. Außerdem war die SMS der Kids die natürlich Vorstufe für WhatsApp. Denn bei dieser enorm gefragten App, die immer unter den Top 3 der App-Charts zu finden ist, handelt es sich um den Messenger für die SMS-Generation. Aber brauch ich als Silver Surfer so etwas auch noch?

whatsappNeben den Nachteilen, die jede Veränderung der virtuellen Kommunikation mit sich bringt, bietet WhatsApp – und seine Imitate – jede Menge Vorteile. Erstens: App und Nutzung sind kostenlos. Jedenfalls im Prinzip. Denn nur das erste Jahr geht aufs Haus; danach muss ein Abo für 0,89 Euro pro Jahr gekauft werden. Jedenfalls im Prinzip. Denn auch von die WhatsApp-Macher behaupten, löschen und neu installieren der App würde den Zeitzähler nicht zurücksetzen: Es gibt da Möglichkeiten… Nun sind 90 Cent pro Jahr aber auch nicht viel Geld für eine nützliche Sache, sodass man jedem, der sich an das Ding gewöhnt hat, ein Abo nur empfehlen kann. Aber, aufgepasst! Ständig versuchen gewissenlose Verbrecher, WhatsApp-User abzulinken. Man bekommt dann eine Nachricht, das Abo sei abgelaufen und man müsse sich kümmern. Nutzt man den beigefügten Link, ist es auch schon passiert – man hat sich Schadsoftware gefangen oder unwissentlich das Abo für irgendeinen Quatsch abgeschlossen.

WhatsApp verschickt keine Abo-Warnungen!
Noch einmal: WhatsApp verschickt keine Abo-Warnungen! Ist das Abo tatsächlich nach der gebuchten Frist ausgelaufen, funktioniert die App einfach nicht mehr, und der WhatsApp-Junkie muss sie im Store seines Systems (Android, iOS, Windows Phone, Blackberry) neu kaufen und herunterladen. Zum Glück bleiben dabei alle gespeicherten Daten erhalten. Ob und wer unter den eigenen Kontakten, die man auf dem Smartphone gespeichert hat, ebenfalls per WhatsApp erreichbar ist, wird automatisch anhand des Vergleichs von Handynummern festgestellt. Je nach verwendeter Kontakte-App sind entsprechende Einträge mit der berühmten grünen Sprechblase gekennzeichnet.

Der verabredete Spaziergang
Zurück zu der Tochter und den Hunden. Ja, ich habe es dann getan: WhatsApp installiert und als erstes ebendiese Tochter ange… ja, wie sagt man eigentlich? Anrufen ist es ja nicht. Bei der SMS hat man gesagt, man habe jemandem „gesimst“. Aber „Dann habe ich meine Tochter angewhatsappt“ klingt blöd. Tatsächlich sagen die meisten „per WhatsApp“ oder „über WhatsApp“ – wie in „Habe ich meiner Tochter über WhatsApp einen Terminvorschlag gemacht“. Die Antwort kam postwendend. Könnte man das Wort „postwendend“ steigern, hätte es gepasst. WhatsApp ist in aller Regel so sauschnell, dass von „Echtzeit“ meist die Rede sein kann. Dass eine WhatsApp-Message reingekommen ist, vermeldet das Phone mit dem dafür eingestellten Ton. Bei einem Android-Dings erscheint zudem die grüne Blase in der Statusleiste. Das Eintippen unterscheidet sich nicht vom selben Vorgang bei der SMS. Das Senden und Empfangen auch nicht. Allerdings lassen sich in eine solche WA-Nachricht (Experten nutzen diese Abkürzung…) Fotos und Video integrieren. Ohne Weiteres. Nur wenn ein Video zu umfangreich ist, kommt es gelegentlich zu Schwierigkeiten. So tauschten wir dann nach dem erfolgten Hundegang unsere schönsten Schnappschüsse von den Fellträgern einfach per WhatsApp aus.

Allerdings blieb für mich das Wurstfinger-Problem bestehen. Nun kann man aber auch Sprachnachrichten damit verschicken. Was zu vermelden ist, spricht man einfach hinein in diese schlaue App, und der Empfänger hört es sich an. Beliebt ist das nicht, aber manchmal hilfreich. Je mehr ich mich aber an den Sprachverkehr mit meinem Android-Dings gewöhne, desto geringer wird das Problem mit den unförmigen Fingern, denn inzwischen spreche ich umfangreiche Textnotizen ein oder frage per „OK Google“ ab, was ich bis vor Kurzem mühsam als Frage einzutippen hatte. Kurz und gut: WhatsApp ist nützlich. Und nur Datenparanoiker sollten die Wurstfinger davon lassen und lieber zu einer abhörsicheren Variante greifen. Allen voran natürlich Threema, der Entwicklung des Schweizer Entwicklers Manuel Kasper, der eine echte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung integriert hat. Das macht die Kommunikation weitestgehend abhörsicher, aber auch langsamer. Außerdem müssen Threema-User sich explizit gegenseitig darüber informieren, dass sie per Threema erreichbar sind. Diese App kostet momentan für Android 1,69 Euro, was sie auch wert ist. Ebenfalls mit Verschlüsselung arbeitet SIMSme, eine App der Deutschen Post, die aber nicht so recht populär werden mag.

Ich whatsappe jetzt auch!
Nach den ersten Gehversuchen vor rund fünf Monaten hat sich WhatsApp immer mehr in mein digitales Leben geschlichen. Zumal viele meiner Freunde diesen Messenger nutzen und der Kontakt und das Verabreden mit ihnen durch WhatsApp einfach einfacher geworden ist. Dass ich als Digisaurier mit meiner Art, WA zu nutzen trotzdem noch weit hinterm Berg lebe, erfuhr ich dann kürzlich wieder von meiner Tochter. Die wusste von WhatsApp-Gruppen zu berichten, in denen sie mit Kommilitonen nicht nur Verabredungen träfe, sondern die auch dazu dienten, gemeinsam Referate zu verfassen, ohne sich dazu öfters treffen zu müssen. Sogar während laufender Vorlesungen würden per WA Fragen und Anmerkungen zum Gehörten und Diskutierten ausgetauscht. Als ob’s ganz normal wäre…

2 Gedanken zu „Was zur Hölle… Muss ich jetzt auch noch whatsappen?“

  1. mhmmm … bislang habe ich immer gehofft, ich hätte endlich ein soziales medium entdeckt, bei dem ich NICHT einsteigen muss … bei dem ich mir das mitmachen ersparen könnte. … und jetzt dieses plädoyer … ob ich vielleicht doch einmal … ich meine, ohne es jemanden zu sagen … mal ganz heimlich … nur so zum ausprobieren … man kann sich ja wieder abmelden … wie? 17 mb werden schon heruntergeladen? … und diese langen datenschutzbedingungen … wie, ich bin schon drin … mist … es ist passiert …

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