Die Clubhouse-App im Apple-Store (Screenshot)

Was zur Hölle: Muss jetzt auch noch Clubhouse sein?

So viel Hype war lange nicht mehr. Spätestens seit dem Arafat Abou-Chaker, der Ex-Bro von Deutschrapper Bushido, sich mit einigen anderen „Promis“ über die ihn missverstehende Gesellschaft unterhalten hat, ist der Audio-Drop-In-Dienst Clubhouse auch im deutschsprachigen Raum angekommen. Kaum ein journalistisches Medium hat den Menschen seitdem NICHT erklärt, was dieser Service eigentlich ist. Nicht alle, die über Clubhouse berichten, sind auch drin – denn rein kommt nur, wer eingeladen wurde. Diese Scheinexklusivität macht den Laden natürlich besonders interessant.

Die Idee ist so wenig neu wie fernliegend. Leute unterhalten sich live und online per Smartphone. Aktuell übrigens nur, wenn ein Apple iPhone am Start ist, denn die App gibt es noch nicht für Android. Dass dies die Relevanz von Clubhouse noch weiter reduziert, stört die Schreiber*innen nicht, denn die haben alle ein Apple-Smartphone; mehr als drei Viertel der Konsumenten allerdings nicht. Dass die Journaille dermaßen auf die Laber-Plattform abfährt, hat eben auch mit dem hohen Promifaktor zu tun, denn was die sogenannten Promis tun, darauf fährt Otto Normaljournalist ab, weil er meint, hey, das interessiert die Menschen!

An dieser Stelle geht's los mit der Quatscherei... (Screenshot)
An dieser Stelle geht’s los mit der Quatscherei… (Screenshot)
Wie auch immer: Clubhouse und die anderen Audio-Drop-In-Dienste sind eine feine Sache, weil so die User in einem virtuellen Raum gleichzeitig miteinander reden können. Wer den Raum eröffnet hat, gibt das Thema vor. Grundsätzlich können auch Räume mit Zugangsbeschränkungen eröffnet werden, macht nur kaum jemand. Ansonsten findet man jetzt schon (Stand: 17.02.2021) bei nur knapp 250.000 deutschsprachigen Insassen Tag für Tag rund um die Uhr Tausende von Räumen – viele davon besetzt mit bekannten Namen aus Politik, Unterhaltung und Sport; manche sogar zu interessanten Themen. Man kann einfach nur zuhören oder gleich mitschnacken. Man kann jederzeit ein- und jederzeit wieder aussteigen. Ein bisschen fühlt es sich an, wie in einem riesigen Wirtshaus, wo die Menschen an den Tischen sitzen und sich unterhalten – man kann einfach ein bisschen umhergehen und an diesem oder jenen Stammtisch lauschen oder mitdiskutieren.

Der Überblick im Apple App-Store (Screenshot)
Der Überblick im Apple App-Store (Screenshot)
Die Hauptkritik am Clubhouse-Betreiber Alpha Exploration dreht sich um den Themenkomplex Datenschutz. Im Klartext: Die App genügt den in Europa geltenden Datenschutzbestimmungen nicht. Das gilt besonders für den Anmeldeprozess. Erst wenn man eingeladen ist, kann man die iOS-App downloaden und nutzen; aber schon zum Aktivieren muss man ein ausführliches Profil abgeben, das Alpha Exploration auch dann speichert, wenn man Clubhouse gar nicht beitritt. Was das Unternehmen mit den so gefischten Daten macht, weiß man nicht, man kann es sich aber denken. Zudem zeichnet der Betreiber massenhaft Gespräche auf – offiziell mit der Begründung, so gegen Hatespeech vorgehen zu können. Das ist alles unschön, stört den Hype aber nicht.

FINGER WEG von Android-Versionen, die nicht im Play-Store angeboten werden! (Screenshot)
FINGER WEG von Android-Versionen, die nicht im Play-Store angeboten werden! (Screenshot)
Viel schlimmer aber, dass böse Menschen darauf setzen, dass Android-Anwender so heiß auf Clubhouse sind, dass sie unbedingt schon jetzt dabei sein wollen. Angeblich gibt es doch schon Apps für den Schnatterdienst für Android, nur nicht im Play-Store. Man könne aber, so behaupten die Unholde, eine passende APK direkt an der Quelle zapfen. VORSICHT davor, es wird sich in 99,9 Prozent der Fälle um nicht funktionierende Dinger handeln, die als Malware zu betrachten sind und den Zweck verfolgen Profil- und Zugangsdaten zu stehlen. Alpha Exploration hat den Beginn der Arbeit an der Android-Version im Januar angekündigt, aber keinen Auslieferungstermin genannt.

"Space - Audio Conversations": Genauso gut, aber ohne Hype (Screenshot)
„Space – Audio Conversations“: Genauso gut, aber ohne Hype (Screenshot)
Wer kein iPhone besitzt, auf den Hype-Faktor verzichten kann und nicht unbedingt mit Abou-Chaker, Christian Lindner und Ministerpräsident Kretschmer quatschen will, findet brauchbare Alternativen im Android-Play-Store. Im deutschsprachigen Raum noch kaum verbreitet ist „Space – Audio Conversations„, für das man keine Einladung braucht, aber dasselbe kann wie Clubhouse. Recht frisch ist Angle, das einen themenorientierten Ansatz verfolgt, noch tief im Beta steckt und deshalb nur Eingeladene zulässt. Man kann davon ausgehen, dass es in nächster Zeit weitere Audio-Drop-In-Apps geben wird. Ob Clubhouse sich ähnlich schnell und massiv durchsetzen wird, wie seinerzeit Facebook, Twitter, Instagram und WhatsApp oder in jüngere Zeit Tik-Tok, ist offen – verlieren die bekannten Persönlichkeiten das Interesse am Online-Talk mit jedermann, kann sich die Aufregung schnell legen.

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