Die sogenannten „sozialen Medien“ haben gerade bei Digisauriern keinen besonders guten Ruf – Facebook, vielleicht, eventuell noch Twitter und Instagram, aber von TikTok lassen Senior:innen meist die Finger … sollte man meinen. Tatsächlich aber machen User:innen im Alter von 50+ immerhin 11 Prozent der registrierten TikTok-Gemeinde aus. Seit Kurzem umwirbt TikTok diese Zielgruppe, und eine ganze Reihe von Tutorials, die sich besonders an den älteren Teil der Menschheit wenden, sind nun im Angebot. Grund genug, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob und was Senior:innen mit TikTok anfangen können (und wie das alles funktioniert).
Zweitens gibt es erhebliche Bedenken gegen viele, viele Inhalte in diesem sozialen Netzwerk. Zwar verbieten die Community-Regeln die Darstellung von Gewalt (und natürlich Nacktheit etc.) und im Prinzip auch die Verbreitung von Fake News. Überwacht wird die Einhaltung der Regeln aber immer nur dann, wenn es zu gehäuften Meldungen kommt und/oder die freien Medien der westlichen Welt einen Skandal wittern.

Ganz grundsätzlich aber sorgen sich viele Menschen weltweit um den massiven Einfluss, den TikTok-Videos gerade auf Kinder und junge Leute haben. Der geht nachweisbar so weit, dass Jungen und Mädchen unter 15 auf Befragen der Meinung sind, TikTok-Videos gäben die Welt so wider wie sie ist. Angesichts der Fülle an latent menschen- und vor allem frauenfeindlichen sowie natürlich Anti-LGBTQ+-Inhalten sind derartige Sorgen sicher berechtigt.
TikTok ist eine Anwendung fürs Smartphone, die es für iOS und Android gibt. Wer nur sich nur ein bisschen umsehen will, kann das auch in der Webapp auf dem PC oder Tablet tun. Um eigene Inhalte zu posten, muss man natürlich registriert sein und ein Profil einrichten. Dann kann man sowohl in den Smartphone-Apps, als auch in der Webapp Clips hochladen. Weil TikTok aber primäre für die mobiele Nutzung gedacht ist, gibt es einen Unterschied: Die meisten Werkzeuge zum Produzieren eines Videos stehen nur in den Apps für iOS und Android zur Verfügung.
Trotz allem ist TikTok ein interessantes Medium, weil es so schrecklich einfach ist, kurze, knackige Videos mit Musikbegleitung zu erzeugen. Und die muss man ja nicht unbedingt öffentlich zugänglich machen. So wird TikTok ein feiner Kanal, auf dem Oma und Opa ihren Enkeln zeigen können, was sie gerade so machen. Also diesen Enkeln, denen Facebook als etwas für superalte Leute gilt, denen Twitter nicht lustig genug ist und die glauben, Instagram würde nur von Promis befüllt.
Die einfachste Form eines solchen privat-persönlichen TikTok-Videos ist das Selfie. Das kennen auch wir alle, auch als Beitrag für Facebook oder Instagram oder als Beigabe einer WhatsApp-Nachricht. Die zweite Variante ist ein solches Selfie mit einer Grimasse und passender Musik. Jedes Video kann mit einem von etlichen Millionen Songschnipsel hinterlegt werden. Schon beinahe künstlerisch wird es mit den zig Filtern, wie man sie auch sonst vom Handyfotografieren her kennt. Natürlich kann Text hinzugefügt werden, auch Emojis und Sticker. In der App selbst kann ein Video auch aus mehreren Clips zusammengeschnitten werden. Möglich ist es aber auch, ein auf dem Notebook oder Tablet produziertes Video nach TikTok hochzuladen.
Das alles ist sehr einfach und macht auch eine Menge Spaß. Jenseits der Selfies kann der:die Senior:in aber auch ihr Smartphone als Videokamera nutzen und beispielsweise den Besuch eines Rockkonzerts oder einen Spaziergang mit de Hunden dokumentieren. Wie gesagt: Solche Videos kann man auch nicht-öffentlich und nur zugänglich für eine Auswahl von TikTok-„Freunden“ hochladen. Da werden die Enkel aber staunen, dass Oma und Opa sich in ihrem Lieblingsnetzwerk bewegen wie die Fische im Wasser.