Angeblich kann man auf OnlyFans Unsummen verdienen... (Screensot)

Was zur Hölle … ist denn dieses OnlyFans?

Manchmal kommen wir Digisaurier nicht mehr so richtig mit. Da poppen gerade im sozialen Netz plötzlich Hypes auf, bei denen wir uns fragen: Braucht das wer? Und dann lesen wir, dass die Generation X oder Y oder Z diese oder jene Plattform zum neuen Mitmachding erkoren hat. Wobei es uns ja manchmal schon schleierhaft ist, wie das alles mit diesen Influencern eigentlich funktioniert. Jetzt also OnlyFans. Dieses Social-Media-Dingsbums wurde, obwohl schon seit 2016 am Start, ab Ende 2020 durchs mediale Dorf gejagt … und größer gemacht als es in Wahrheit ist.

Da liest man nun, dass bis zu 200.000 neue Nutzer pro Tag hinzukommen und gewisse Promis, die von Beruf Promis sind, fast 5 Millionen Follower auf OnlyFans haben. Nur belegen kann diese Zahlen niemand. Und wenn man genau hinschaut, gilt dieser Wachstumswahnsinn wohl vor allem für den US-amerikanischen Markt. Im deutschsprachigen Raum hat diese Content-Sharing-Plattform dagegen bis heute nicht so richtig Fuß gefasst. Schauen wir uns die Sache einfach einmal abseits des Hypes an.

So sieht die OnyFans-Startseite aus (Screenshot)
So sieht die OnyFans-Startseite aus (Screenshot)

Content-Sharing bedeutet nichts anderes, als dass Leute Content – im Fall von OnlyFans ausschließlich Bewegtbildinhalte – über eine Plattform anderen Leuten zugänglich machen. Das kennen wir schon von Facebook und Instagram her, und mit YouTube und TikTok existieren zwei Dienste, die auf Videos spezialisiert sind. Wer mit seinem Content auf den genannten Plattformen Geld verdienen will, der muss sich von Werbetreibenden dafür bezahlen lassen. Die Menschen, die so ernsthaft Kohle machen, nennt man auch Influencer. Die Betreiber der Dienste nehmen das Geld von den Unternehmen, die auf ihren Plattformen Reklame machen, die Services sind als werbefinanziert. Die Influencer partizipiere an den Umsätzen relativ zu ihren Follower-Zahlen.

Bei OnlyFans läuft das anders, den der Dienst selbst verkauft keine Werbeplätze. Dafür aber können die – Achtung! Noch so eine neumodische Berufsbezeichnung! – Content-Creator, also die Leute, die Inhalte kreieren, Geld von den Menschen nehmen, die sich ihre Sachen anschauen. Konkret: Bei OnlyFans registrierte Content-Kreatoren können ihre Inhalte gegen Gebühren, in der Regel im Abo, verkaufen. Die Plattform bekommt von jedem so eingenommenen Euro ihren Anteil.

Jede Menge Kohle für Influencer (Screenshot)
Jede Menge Kohle für Influencer (Screenshot)

Erdacht und umgesetzt hat diesen Ansatz die Firma Fenix International in London, die sich so komplett im Hintergrund hält, dass es schon fast geheimnisvoll wirkt. Schlau müssen die ungs und Mädels da schon sein, denn denen war sofort klar, dass mit Katzen-Content und Meme-Tafeln nicht die fette Kohle zu machen sei. Deshalb haben sie von Anfang an auch erotische Inhalte und echtes Porno zugelassen. Ja, es gibt sogar die Theorie, dass OnlyFans anfangs eine Art Protest gegen die Facebook- und Instagram-Prüderie mitsamt der Nippelzensur gewesen sei.

Diese Offenheit gegenüber Content, den manche Menschen zur sexuellen Stimulation brauchen, hat OnlyFans zu zum Hype werden lassen. Tatsächlich aber teilen sich die Inhalte auf dieser Plattform in drei Bereiche auf: Celebrity-Kram, How-to-Sachen und eben mehr oder weniger harte Pornografie. Als OnlyFans 2020 zum ersten Mal so richtig gehypt wurde, haben die Social-Media-Agenturen ihren prominenten Klienten geraten, auch diese Plattform zu bespielen – in den USA sind mittlerweile alle namhaften Musiker:innen, Schauspieler:innen, Fernsehstars und sonstige Promis auf der Plattform vertreten; so wie sie eben auch auf Instagram und TikTok präsent sind.

So präsentiert sich Erotikstar Kara auf OnlyFans (Screenshot)
So präsentiert sich Erotikstar Kara auf OnlyFans (Screenshot)

Bei den diversen Influencern verlief der Zustrom eher stockend, und von den deutschsprachigen Vertreter:innen dieses Gewerbes sind noch nicht sehr viele auf OnlyFans vertreten. In englischer Sprache aber findet man das übliche Zeug zu Beauty, Health, Selbstoptimierung, Selbstvermarktung, Kochen & Backen dagegen in rauen Mengen. Auffällig, dass es sich fast ausnahmslos um Influencer:innen handelt, die mit ihrem „perfekten“ Körper punkten und dass die Damen dieser Branche sich selbst bei Putztipps viel freizügiger präsentieren als woanders.

Im Erotikbereich herrscht dagegen das Cross-Selling vor. Bekannte Pornoplattformen bieten ihre Videos hier an und werben gleichzeitig für ihre eigentlichen Websites. Einen großen Raum nimmt jede Form von Fetischismus ein. Die deutsche Influencerin und Dschungelcamp-Insassin Tara Tabitha erregte kürzlich Aufsehen damit, dass sie Personen bedient, die dem Fußfetischismus frönen, und diesen über OnlyFans ihre abgeschnittenen Fußnägel verkaufte. Denn ein Content-Sharer auf dieser Plattform kann seinen Kunden über die Clips hinaus alles verkaufen, was sich versenden lässt.

Auch wenn es an belastbaren Studien über die OnlyFans-Klientel mangelt, deutet alles darauf hin, dass dieses soziale Medium bei den ganz jungen Usern lange nicht so beliebt ist wie TikTok. Die Pornoinhalte werden nach Aussagen von Experten vor allem von Männern zwischen 25 und 50 eingekauft, und die Influencer:innen greifen auf OnlyFans vor allem ebenfalls männliche User ab.

Fazit

Reingucken können nur registrierte User. Wer also neugierig auf diese Plattform ist, kann sich anmelden und einfach umschauen, was es so gibt. Sie oder er sollte darauf vorbereitet sein, dass gefühlt 95 Prozent der Inhalte englischsprachig sind und vor allem Menschen in den USA adressieren. Wer sich dagegen als Content-Creator ausprobieren möchte und das Geldverdienen im Hinterkopf hat, dürfte auf den werbefinanzierten Plattformen wie Facebook, aber vor allem Instagram und TikTok bessere Chancen haben.

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