Wie zur Hölle wird in Zukunft gelesen? Über die Zukunft des Lesens

Wie werden wir in Zukunft lesen? Diese Frage beschäftigt uns hier. Die Zukunft des Lesens ist… Mit Steffen Meier haben wir darüber gesprochen. Fast ein bisschen nach dem Motto: Wer zur Hölle braucht in Zukunft noch ein eBook? Es gibt doch dann bestimmt das Vorlesen durch Sprach-Assistenten. Oder eine Brille die mir alles einspielt während ich irgendwo sitze… Oder ganz anders?

Wie geht „Lesen“ in der Zukunft? Wird das eine Brille wo ich die Inhalte eingespielt bekomme? Oder hört man alles nur noch mit digitalen Vorlese-Assistenten? Oder „ganz normal“ – mit einem eBook-Reader. Oder wird es zum Schluss dann doch wieder das gute alte Buch? Mit Steffen Meier habe ich darüber geredet. Und er gab mir ein Stichwort: Es kommt das „rein digitale Lesen“.

Hier ist unser Video zum Thema. Wer will kann aber auch darunter weiterlesen…

Aber was heißt denn reines digitales Lesen? Wird mir dann Text vielleicht direkt ins Hirn projiziert?

„Bücher direkt ins Hirn projiziert – das halte ich im Moment noch für Science-Fiction, wenn auch nicht so wahnsinnig weit weg. Weil es da eine Menge spannende Projekte gibt“,

Steffen Meier, DigitalPublishingReport

„Ins Hirn projiziert – das halte ich im Moment noch für Science-Fiction, wenn auch nicht so wahnsinnig weit weg. Weil es da eine Menge spannende Projekte gibt“, sagt der Experte. Aber der Reihe nach.

Die Zukunft des Lesens – ein Thema viele Facetten

„Das Lesen wie wir es heute kennen, wird das in zwölf Monaten noch so sein? Oder ganz anders?“

Digisaurier Frage

Das Lesen in zwölf Monaten wird definitiv so sein wie wir es eigentlich heute erleben. In so schnellen Zeiträumen ändert sich die Rezeption von Medien nicht. Was man natürlich schon sagen muss: Eine Buchmesse vor 20 Jahren oder vor zehn Jahren war anders. Da gab es fünf Veranstaltungen zum Thema E-Book, zehn Veranstaltungen zum Thema CD-ROM. Allein an der Veranstaltungs-Dichte erkennt man: Da ist eine Menge Bewegung in der Verlags-Branche, die natürlich auch Auswirkungen auf die Zukunft des Lesens haben wird. Die Veränderung ist sichtbar.

Und was kommt auf die Leser zu? Digitales Lesen nimmt zu. Das sehen wir ja heute schon. Früher hatten wir Briefe die wir gelesen haben auf Papier. Heute schreibt niemand mehr Briefe sondern E-Mails. Oder nutzt Messenger-Dienste. „Und ähnliches passiert natürlich auch mit Literatur im weitesten Sinne. Auch wenn die eBooks zumindest in Deutschland noch einen relativ geringen Marktanteil haben – der wird weiter steigen“, sagt Steffen Meier. Um gleich dazuzufügen: „Er wird aber nicht so steigen wie viele es prognostiziert haben. Was schlicht und ergreifend damit zusammenhängt, dass das eBook an sich eigentlich ein Übergangs-Format ist zu reinem digitalen Lesen.“

Reines digitales Lesen heißt aber nicht, dass es gleich ins Hirn projiziert wird. Aber letzten Endes ist es so, dass sich das Lesegerät verändert. Aktuell haben wir eine Migration vom gedruckten Buch zum eBook. Aber einige Studien sagen klar: Sehr viel Literatur wird auf Smartphones gelesen. Noch haben wir hier bestimmte Beschränkungen die sich in Zukunft auflösen werden. Nicht zuletzt durch die Entwicklungen bei den Browsern. Kurz gesagt: In Zukunft ist es egal auf welchem Gerät ich lese. Da reicht dann ein Browser – der kann alle digitalen Inhalte.

Lesen auf dem Smartphone – ein Trend

Aber ist das Smartphone Display nicht viel zu klein zum Lesen? Und werden uns nicht eher Amazon Echo oder Google Home in Zukunft die Bücher nur noch vorlesen. Also: Werden wir gar nicht mehr selber lesen?

Zum Thema kleine Displays hat Steffen Meier eine klare Meinung: „Die meisten von uns sind mit diesen klassischen Literatur-Romanen in gelben kleinen Bänden an der Schule groß geworden. Sehr kleine Schrift – aber die Schriftgröße spielte da keine Rolle. Ist also auch in Zukunft kein entscheidendes Argument.“
Das Thema Spracheingabe und Sprachausgabe ist allerdings wirklich ein Hype. Das „Vorlesen“ durch Maschinen passiert ja jetzt schon. Da wird man dann unter Umständen die Nachrichten morgens gar nicht mehr auf gedrucktem Papier oder auf einem Smartphone selber lesen. Sondern zum Beispiel im Badezimmer beim Zähneputzen vorgelesen bekommen.

Komplexe Inhalte – klappt das mit dem Vorlesen?

Smartphone-Installation von Amazon Echo

Aber gerade bei komplexen Inhalten könnte ein reines Vorlesen vielleicht auch ein Problem werden. Es gibt Unterschiede in der Tiefe der Rezeption, je nachdem ob man eine Zeitung liest, sich die Nachrichten vorlesen lässt, ein Hörbuch anhört oder Text auf dem Bildschirm oder auf Papier liest. Deswegen wird wohl auch das eine nie das andere verdrängen. Aber ganz sicher werden sich Informationen ins Akustische verlagern, wenn es um die Zukunft des Lesens geht. Schon möglich, sagt Steffen Meier, ist heute etwa, sich via Siri oder Amazon beispielsweise den neuen Ken Follett vorlesen zu lassen. Spannend wird sein, wie weit diese Entwicklung geht.

Was sollte ein modernes Lesegerät dem Nutzer bieten?

Primärer Punkt ist natürlich die Auflösung. Bei den neueren Versionen von Marktführern funktioniert das eigentlich alles tadellos. Marke und Anbieter sind praktisch egal, sagt Steffen Meier. Probleme gibt es eher im Bereich der Nutzung. Wie funktioniert zum Beispiel das Anmelden oder das Kaufen: Also wie kriege ich ein eBook auf ein Endgerät? Auf den meisten großen Plattformen ist das Angebot eigentlich identisch. Die Frage ist eher: Wo will ich kaufen und wie bequem ist es für mich? Hier lohnt sich der Vergleich zwischen den Systemen und Anbietern.

Ein wichtiger Trend: Self-Publishing für jedermann

Mit den elektronischen Möglichkeiten kann heute jeder Autor werden. Wie wird sich die Option Self-Publishing zu betreiben, qualitativ auf den Markt auswirken?

„Ich finde die Diskussion über die Qualität von Inhalten immer etwas schwierig.“

Steffen Meier

Self Publishing Event auf der Buchmesse
Self Publishing Event auf der Buchmesse – ein Teil der Zukunft des Lesens

„Ich finde die Diskussion über die Qualität von Inhalten immer etwas schwierig. Das was ich als schlecht empfinde, empfindet vielleicht irgendjemand anderes als tolles Buch.“ Auch wenn sich Steffen Meier aus dieser Diskussion raushält, sieht er doch die Schwierigkeit für den Leser aus der Flut an Autoren, die für ihn wirklich packende, richtige Literatur herauszufiltern.

Und was ist die Rolle des Buchhändler bei der Zukunft des Lesens?

Und was heißt das nun für die Buchhändler? Werden die überhaupt noch gebraucht? Das Produkt zu verkaufen war in der Vergangenheit eine enorm wichtige Funktion. Das spielt heutzutage in Zeiten von großen Verkaufsplattformen keine Rolle mehr, ist Steffen Meier überzeugt. Auf der anderen Seite sind aber Buchhändler Spezialisten in verschiedenen Bereichen, kennen die Bedürfnisse einzelner Leser und können Literatur empfehlen.

„Wenn Sie das gut machen, dann ist es auf jeden Fall eine Tätigkeit die in Zukunft auch noch hervorragend funktionieren wird. So schnell sterben die nicht aus“, zeigt sich Steffen Meier optimistisch. Und sieht auch in den elektronischen Beratungs-Algorithmen keine zu große Gefahr: „Da wird nur nach den Kaufvorgängen geguckt. Mein Buchhändler ist im idealen Fall der Dealer meines Vertrauens. Der kennt mich und meine Neigung und kann mich im Hinblick auf das was er an Produkten, an Literatur zur Verfügung hat, dann besser einschätzen.“

Und so blickt Steffen Meier hoffnungsfroh in die Zukunft des Lesens. Sieht für die Verlage und für die Buchhändler Perspektiven. Weiß aber auch, dass sich in Zukunft, durch Sprach-Systeme und dergleichen mehr, noch einiges ändern wird.

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