Die Option "Aktivitäten außerhalb von Facebook" ist der Schlüssel zu mehr Transparenz

Aktivitäten außerhalb – Facebook und die Transparenz

Gut, über das Geschäftsmodell von Facebook gibt es ja schon seit Längerem keine Zweifel: Der Laden verdient Kohle mit Reklame. Und zwar mit solcher, die jedem User nach seinem Verhalten zielgenau serviert wird. Technisch betrachtet sind die Algorithmen schon sehr ausgefeilt, auch wenn es immer wieder vorkommt, dass man sich fragt, warum in drei Zuckerbergs Namen man genau diese Anzeige präsentiert bekommt, obwohl einen das Beworbene genau Null interessiert. Schon lange reicht es Facebook nicht mehr, nur die Spuren zu verwerten, die Anwender innerhalb des FB-Kosmos‘ (zudem auch Instagram und WhatsApp gehören) hinterlässt. Wann immer sich jemand per Facebook-Account auf irgendeiner Seite angemeldet oder einem Webservice die Verbindung zu Facebook explizit genehmigt hat, fließen dort entstandene Daten auch an das soziale Netz – es handelt sich um die sogenannten „Aktivitäten außerhalb von Facebook“. Und die macht ein FB-Tool nun endlich transparent.

So erklärt Facebook die "Aktivitäten außerhalb"
So erklärt Facebook die „Aktivitäten außerhalb“
Denn wer nicht selbst manuell nachhält, welche Websites er mit Facebook verbunden hat, verliert unweigerlich den Überblick. Aber, wie kommt es zu solchen „Aktivitäten außerhalb“? Beispiel: WordPress. Wer ein Blog mit diesem System betreibt und gleichzeitig eine passende Facebook-Seite, möchte vielleicht, dass neue Beiträge automatisch auf FB crossgepostet werden. Das geht zum Beispiel ganz prima mit der Teilen-Funktion der WordPress-Erweiterung Jetpack. Konkret erteilt man als Seitenbetreiber Facebook die Genehmigung sich mit der WordPress-Seite zu verbinden, sodass ein Artikel beim Veröffentlichen gleich auf FB geteilt wird. Zweite Variante: Wer keinen Bock hat, bei irgendeinem Webservice einen Account über eine persönliche Mailadresse einzurichten, kann sich dort oft auch mithilfe des eigenen Facebook-Profils anmelden. Und, schwupps, sind Service und Facebook miteinander verbunden und es kommt zu den berüchtigten „Aktivitäten außerhalb“. Das gilt auch und in besonderem Maße für die mobile Nutzung und verbundene Apps.

Welche Internetangebote man mit Facebook verbindet und wie man sie nutzt wirken dann unmittelbar aufs sogenannte „Targeting“, das bei Werbekunden über alle Maßen beliebt ist, weil man so viel genauer die Zielgruppe erreicht. Wer sich beispielsweise mit seinem FB-Account bei diversen Wettanbietern angemeldet hat, wird fürderhin so richtig viele „gesponsorte“ Beiträge und Anzeigen von Firmen sehen, die Sportwetten im Internet möglich machen. Wer regelmäßig die Lokalzeitungen eines Ortes liest und dort per FB registriert ist, von dem weiß Facebook dann ziemlich genau, wo die Person wohnt. Und so weiter… Weil dem guten Mark aber zunehmend sein Umgang mit privaten Daten um die Ohren gehauen wird, hat sich Facebook nolens-volens entschlossen, mehr Transparenz zu bieten und einen einfacher zu handhabenden Schutz der Privatsphäre.

Hier kann man die einzelnen Verbindungen verwalten
Hier kann man die einzelnen Verbindungen verwalten
Bei den „Einstellungen“ findet sich seit Kurzem unter dem Punkt „Deine Facebook-Informationen“ die Option „Aktivitäten außerhalb von Facebook„. Wählt man die an, bekommt man einen Hinweis auf verbundene Webseiten und Apps sowie eine recht ausführliche Erklärungen zum Thema. Nach einem Klick auf die Logo-Reihe dieser Seiten und Apps muss man die Identität mit dem aktuellen FB-Passwort bestätigen und bekommt dann die vollständige Liste angezeigt. Viele Nutzer – so das Ergebnis einer schnelle, aber nicht im geringsten repräsentativen Umfrage – sind geschockt über die schiere Anzahl an Verbindungen; sie umfasst bei den meisten Leuten zwei, drei Dutzend Seiten und Apps, bei manchen sogar weit über 100 davon. Dabei ist Facebook gar nicht in der Lage, immer alle Verbindungen hier aufzulisten – einige erscheinen erst bei dritten oder vierten Aufruf der Funktion.

In der Box rechts kann man nun diese Aktivitäten verwalten und sich sogar detaillierte Informationen dazu anzeigen lassen, also welche Verbindung wann was getan hat. Klickt man in der Liste auf ein Logo lässt sich nur durch „Nutzung künftiger, durch … erfasster Aktivitäten deaktivieren“ die Verbindung zu jedem genannten Anbieter kappen. Tabula rasa macht man über die Option „Künftige Aktivitäten verwalten“, weil man nun unter „Speichern deiner künftigen Aktivitäten“ alle Verbindungen auf einmal deaktivieren kann. Sollen auch alle bisherigen Aktivitäten gelöscht werden, geht das über „Verlauf entfernen“. Ein derart radikaler Schritt kann sich allerdings später rächen, weil so auch Verbindungen entfernt werden, die eigentlich nützlich sind – zum Beispiel das oben erwähnte Crossposting.

Wie sich das Verwalten der „Aktivitäten außerhalb“ auf die angezeigten Anzeigen und gesponsorten Beiträge auswirkt, bleibt spannend. Denn nun wird die Reklame wieder so erscheinen wie bei einem FB-User, der gerade erst sein Profil eingerichtet hat. Sich aber mit diesem Thema zu befassen, ist auf jedenfalls empfehlenswert, weil es tatsächlich ein wenig mehr Transparenz in das Gebaren der Werbemaschine Facebook bringt.

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