Stephen Wolfram - der Mann hinter Mathematica und Wolfram|Alpha

Wolfram|Alpha, die fantastische Wissensmaschine, die kaum einer kennt

Vielleicht hätte der PR-Mensch, der anno 2009 die Pressekonferenz zum Start von Wolfram|Alpha vorbereitet hat, einfach nicht „Suchmaschine“ sagen sollen. Denn, schwupps, wurde dieses seiner Zeit in Sachen KI weit vorausseiende Projekt mit Google verglichen. Und weil die Menschen schon damals dachten, es gäbe nur diese eine Suchmaschine, währte der Hype um die fantastische Wissensmaschine schnell wieder ab.

Einfache Suchmaske, intelligente Auswertung
Einfache Suchmaske, intelligente Auswertung
Aber: Wolfram|Alpha hat seine treue Fangemeinde und das völlig zu Recht. Wer sich einmal ein paar Stunden am Stück mit der Wissensmaschine befasst hat, die auf der ebenso wunderbaren Software Mathematica beruht, wird die Finger nicht mehr davon losbekommen. Genau an dieser Stelle, weder bei Google oder der Wikipedia, ist das Wissen der Menschheit digital zugreifbar. Dabei geht Wolfram|Alpha zwei verschiedene Wege auf einer Plattform. Von Hause aus war das Ding als Fragenbeantworter gedacht, also als System, das jegliche in natürlicher Sprache eingegebene Frage nach Möglichkeit beantwortet. In seiner alltagspraktischen Fassung ist diese Form Wolfram|Alpha zu nutzen immer noch da.

Wolfram|Alpha bietet prächtig aufbereitete Antworten
Wolfram|Alpha bietet prächtig aufbereitete Antworten
Brillant zum Beispiel, dass man jegliche Umrechnung von Maßeinheiten, Währungen und was noch umzurechnen ist, einfach als Gleichung eingeben kann: „17 Pfund = ? Euro“ liefert das gewünschte Ergebnis ebenso wie die Frage: „Wie viel Stundenkilometer sind 612 m/sec?“ Die Maßeinheiten können in jeder beliebigen Form eingegeben werden, die einigermaßen Sinn macht. Entfernungen kennt die Maschine auch: „Wie weit ist es Luftlinie von Manila nach Wladiwostok?“ Überhaupt ist das geografische Wissen in Wolfram|Alpha (soweit sich das überblicken lässt) vollständig und tagesaktuell. Nebenbei: Obwohl Englisch die Sprache von Wolfram|Alpha ist, versteht das System grundsätzlich auch Eingaben in anderen Sprachen, wenn diese im Basisvokabular und einfacher Grammatik formuliert werden.

Und wenn Wolfram|Alpha mal etwas nicht versteht, sagt es das und/oder bietet aus seinen Versuchen, die Fragen zu entschlüsseln, mögliche Fragestellungen an. Aber auch wenn eine Anfrage eigentlich unmissverständlich war, fragt die Maschine nach, ob man in Wirklichkeit nicht dieses oder jenes gemeint hätte.

Die Tiefe und Aktualität der Informationen kommt daher, dass die Wissensmaschine nicht einfach automatisch aus frei verfügbaren Quellen im Netz schöpft, sondern ein Stab sogenannter „Data Curators“ manuell und mit gesundem Menschenverstand Informationen sammelt, checkt und aufbereitet. Dagegen kann Google nicht anstinken – zumal der Hauptzweck der Größten Suchmaschine alle Zeiten eben nicht das Vermitteln von Informationen und Wissen ist, sondern das Verteilen von Reklame. Ja, auch Wolfram|Alpha ist eine Suchmaschine. Auch in dieser Eigenschaft gilt: Alle digital verfügbaren Quellen werden ausgewertet, die Fakten sind übersichtlich aufbereitet, und natürlich finden sich im Ergebnis alle relevanten Links.

WA-Kategorien und ihre Landing Pages
WA-Kategorien und ihre Landing Pages
Der Clou ist die Aufteilung in Kategorien, die jeweils eigene Landing Pages haben. Hier werden diverse Listen und Muster angeboten, um schnell an die Antworten in den jeweiligen Wissensgebieten zu kommen. Eingeteilt ist Wolfram|Alpha in die Bereiche Mathematik, Wissenschaft & Technologie, Gesellschaft und Kultur sowie Alltagsleben. Zudem existieren Beispiel auf ebenfalls eigenen Landing Pages – zum Beispiel Geowissenschaften innerhalb von Wissenschaft & Technologie. Wie gesagt: Ausgangspunkt ist die bereits 1988 auf den Markt gekommene Software Mathematica, die sich über die Jahrzehnte zum Technologie-Stack mit verschiedenen Ausformungen dieser Software und diversen Tools und Lösungen entwickelt hat und im Bereich Mathematik für Unternehmen absoluter Standard ist.

Plots von Funktionen werden sofort mitgeliefert
Plots von Funktionen werden sofort mitgeliefert
Weil die wichtigsten in Mathematica integrierten Rechenkerne in Wolfram|Alpha integriert sind, lassen sich mit dem kostenlosen Webservices praktisch alle nicht zu speziellen mathematischen Lösungen berechnen; ob in der Algebra, der Geometrie, der Infinitesimalrechnung oder in der Wirtschaftsmathematik. Wer sein Problem formulieren kann, kriegt eine saubere Lösung. Geheimtipp: Wolfram|Alpha ist ein prima Werkzeug in der Nachhilfe von Schülern, die Schwächen im Bereich der Mathematik haben.

Auch wenn inzwischen klar ist, dass sein jüngerer Bruder Conrad der eigentliche Erfinder der Wissensmaschine Wolfram|Alpha war, ist doch Stephan Wolfram der Berühmtere geworden; nicht zuletzt weil der Sohn jüdischer Exilanten aus Westfalen, die schon 1933 nach Großbritannien gegangen sind, lange vor Mathematica als Wunderkind galt, der die britischen Eliteschulen im Eiltempo durchlief und auf verschiedenen Feldern berühmt wurde, bevor er sich ganz auf den Computer und die Software warf.

Die Pro-Version (hier für Studierende) bringt Schritt-für-Schritt-Lösungen
Die Pro-Version (hier für Studierende) bringt Schritt-für-Schritt-Lösungen
Wo Google den Suchenden mit Werbung bombardiert, zeigt Wolfram|Alpha ganz dezent Anzeigen an – ganz ohne Targeting. Apropos: Die Maschinerie des Services wird nicht nur von Microsoft Bing genutzt, sondern bildet auch die Grundlage der Sprachversteherinnen Amazon Alexa und Apple Siri. Dass Google Wolfram|Alpha für seine Sprachsteuerung nicht nutzt, liegt auf der Hand. Wer noch mehr will, kann die Pro-Version für 6 Euro im Monat abonnieren, die im Bereich Mathematik Schritt-für-Schritt-Lösungen bietet, die Analyse von hochgeladenen Diagrammen und Bildern ermöglicht, gefundenes Wissen auf Wunsch grafisch aufbereitet und zum Download bereitstellt – für Wissenschaftler, Lehrende und Studierende ein Füllhorn an wertvollen Möglichkeiten.

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