Livetalk Computerhelden mit Rainer Bartel und Christian Spanik

Digisaurier Live-Talk Computerhelden – Shiraz Shivji und Marco Börries

Wir sprechen über zwei weitere Helden der Computergeschichte: Shiraz Shivji und Marco Börries. Wir, das sind diesmal die beiden Digisaurier Rainer Bartel und Christian Spanik. Hier ist unsere Aufzeichnung auf Youtube – und äh: Kanalabo nicht vergessen! Und gerne auch Kommentare, Likes und Shares ;-)

Und das war unsere Livesendung uncut am Mittwoch, 22. 2. 2017, um 17:30 Uhr. Wer Fragen zum Thema Computerhelden stellen  wolte oder per Kommentar mitdiskutieren, war dazu herzlich eingeladen. Das geht bei unseren Livesendungen immer direkt auf der Digisaurier-Facebookseite oder per Tweet an @digisaurier auf Twitter. Ansehen kann man die Uncut-Live-Sendung immer auch hier auf unserer Seite.

Computerhelden

Digisaurier Next Stop: Der Talk „Computerhelden“

Bei den beiden Digisaurieren Christian Spanik und Rainer Bartel ging es  um zwei Computerhelden, die auch in der Serie auf dem, Digisaurier schon vorgestellt wurden. Marco Börries und Shiraz Shivji. Beide haben ganz ohne Frage Computergeschichte geschrieben – und mit dafür gesorgt, dass die Computerwelt heute so ist, wie sie ist …

Direkt unter dem Livestream-Fenster, befindet sich eine Gesamtzusammenfassung der Livesendung.

Die Idee zum Videocast

Sie entstand durch eine Serie, die die Digisaurier gemacht haben. Da geht es um die Computerhelden – mehrere Teile gibt es schon. Zum Beispiel zu Chuck Peddle, zu Frank Ostrowski, dem Entwickler von GFA Basic  oder zu einen zu Peter Norton, den Retter unzähliger gelöschter PC-Dateien.  Geschrieben wird diese Serie hauptsächlich von Rainer Bartel. Er war lange Jahre Chefredakteur der Data Welt und Buchautor. Er hat viele von diesen Computerhelden persönlich getroffen. Und darum hat Christian auch in dieser Sendung via Skype mit Rainer über die Hintergründe zu dieser Serie gesprochen.

Der besondere Gast

Bevor die Skype-Schalte mit Rainer dann losging, stellte Christian noch seinen „besonderen Gast“ im Studio vor. Es handelte sich um einen Momenta Computer, ein Gerät das Shiraz Shivji entwickelt hat. Eines der letzten Dinge mit dem er noch Furore gemacht hat. Im Laufe der Sendung wurde an späterer Stelle noch einmal genauer darauf eingegangen.

Wie war Shiraz Shivji im persönlichen Kontakt?

Beide – Christian und Rainer-  haben ihn öfter getroffen. Aus Sicht von Rainer war Shiraz Shivji ein unglaublich liebenswerter, höflicher Mensch der gut zuhören konnte. Nach seiner Meinung, ein sehr sehr angenehmer Zeitgenosse und er hat nur gute Erinnerungen an ihn. Christian erinnerte sich dabei an die Geschichte mit Shiraz Shivji auf einem Hügel in Silicon Valley. Für eine Video-Produktion mit ihm wurden rund 30 Atari ST um ihn herum aufgestellt. Es soll inhaltlich um die Fähigkeiten des Transputers gehen.  Ein Transputer hatte damals die Leistungsfähigkeit von 30 Ataris ST. Bei dieser Aufnahme mit den Ataris sollten natürlich alle 30  Stück auch laufen. Es wurde damals also probiert über ein Verlängerungskabel, das an einem Haushalt angeschlossen war, diese 30 Ataris mit Strom zu  versorgen. Das hat natürlich nicht funktioniert – ein Schlag und der Strom war weg. Es kostete dann im Endeffekt 4 Versuche, in 4 unterschiedlichen Haushalten, bis es funktionierte. Danach hat er das Team zu sich nach Hause auf eine Pizza eingeladen. Wer mehr über Shiraz wissen möchte, hier gibt es einen kleinen Film dazu, der auch in der Livesendung zu sehen war:

Shiraz Shivji

 

 

 

 

Die ganze Geschichte von Rainer zu Shiraz findet ihr hier:

Computerhelden (2): Shiraz Shivji – der Mann, der uns den Atari ST schenkte

Marco Börries – der zweite Computerheld in der Sendung

Der zweite Kandidat, der in der Livesendung vorgestellt wurde, ist ein Deutscher – auch wenn er später nach USA gehen sollte. Es begann alles hier in Deutschland. Hier ein paar Infos zu Marco Börries:

Marco Börries

Die Geschichte von Rainer zu Marco Börries findet ihr hier:

Computerhelden (3): Marco Börries – vom Wunderkind zum Startup-König

Rainer und seine erste Begegnung mit Marco Börries

Christian machte in der Sendung klar: Rainer hat Marco Börries viel öfter getroffen als er und zu dem auch noch sehr intensiv begleitet über die Jahre. Rainer meinte, dass seine erste Begegnung mit Marco Börries ein eher unscheinbares Ereignis war. Die Firma Stardivision hatte sich damals bei ihm in der Redaktion der Datawelt zum Besuch angesagt. Keiner wusste damals so wirklich wer da dahinter steckt und dann fuhr eine ziemlich große, dunkle Limousine vor es stieg ein ziemlich junger Mann aus. Das muss so ca. 1985 gewesen sein. Ud dann hat ihnen Marco ohne große Begrüßungs-Formalitäten Starwriter vorgestellt. Auf die Frage von Christian, ob er wirklich so ein Wunderkind war, wie alle erzählen, oder ob er einfach nur Glück gehabt hat, hat Rainer ganz klar gemacht: er war ein ganz talentierter Mensch, der auch über unheimlich viel Energie verfügte. Das war für ihn schon bei seiner ersten Begegnung mit ihm ganz eindeutig. Aber nicht nur das – er war auch nach Rainers Meinung sicherlich auch so erfolgreich, weil er sehr hartnäckig war. So lange Rainer mit ihm so engen Kontakt hatte, war eines seiner hervorstechendsten Zügen, dass er an einer Sache immer dran blieb. Für Rainer ein Grund, warum StarOffice auch so erfolgreich war. Eine der ganz großen Ideen, die Marco Börries durchgesetzt hatte, war: Programme müssen auf alle Betriebssystemen laufen und gleich aussehen. Und da hatte er natürlich gegenüber Microsoft ein ganz großes Plus.

Ist an der Garagengeschichte etwas dran?

Christian zeigte in der Sendung einen Artikel der mit der Headline „Marco Börries – eine Garagengeschichte aus Lüneburg“ betitelt war. Rainer fand, das die „Garagengeschichte“ überhaupt nicht passt, denn Marco hat sich zwar sehr früh für Computer interessiert, wie viele in seinem Alter, aber er hat dann das ganz große Glück gehabt, dass er als Austauschschüler in die USA gegangen ist und dort nach Palo Alto kam – mitten in Silicon Valley gelegen. Er wäre am liebsten gleich da geblieben. Dort hat er sehr viel gelernt und diese Vision mitbekommen, was kleine Computer für die Menschen bedeuten könnten. Deshalb kann von Garage keine Rede sein – er hat dann Geld genommen, was er zu seiner Konfirmation bekommen hat und hat eine Firma gegründet. Hier kann man direkt in die Erzählung von Rainer einsteigen:

Rainer erzählt

Was es mit der StarMoney Episode auf sich hat

Nach Lüneburg, kam der Umzug nach Hamburg.  Das müsste laut RAiner so ungefähr 1989 gewesen sein. Plötzlich arbeiteten sie an einem relativ geheimen, neuen Projekt außerhalb des StarOffice. Am Ende kam mit StarMoney das erste Online-Banking-Programm heraus. Es war sozusagen auch älter als das Internet. Es wurde dann von den Sparkassen übernommen. Marco hatte am Thema kein großes Interesse, sodass diese für damalige Zeit sensationelle Software mit leichter Hand verkauft hat. Er hat nach Wissen von Rainer danach auch kein einziges Wort mehr über StarMoney verloren.

Der Wechsel zu Sun und die Company Number Four

Für Marco Börries war es in Kalifornien eine zwiespältige Geschichte – laut Rainer war es für ihn eine Mischung aus „Hurra, jetzt komme ich dahin, wo die Musik spielt“ und eben auch Wehmut, weil es auch hieß,  dass Star Division damit erledigt war. Rainer erzählte in der Sendung, wie es dazu kam, dass Marco Börries nach Kalifornien ging. Der Sun-Mitbegründer und Eigentümer Andreas von Bechtholsheim war von StarOffice sehr angetan und zwar genau wegen dieser Idee, dass ein Office Paket für jede beliebige Betriebssystemplattform funktioniert. Und da kam das dann natürlich sehr passend. Und soweit sich Rainer erinnerte, haben sich Marco Börries und Andreas von Bechtholsheim sehr gut miteinander vertragen. Allerdings nach ca. 3 Jahren ging diese Verbindung auch wieder auseinander. Offiziell sagte Marco Börries immer dazu, dass er nicht gerne in großen Unternehmen arbeiten würde.

Später kam dann die Company Number Four,  die von Marco Börries gegründet wurde – allerdings merkte Christian in der Sendung an, dass die Website der Company sicher seit über 5 Jahren nicht mehr gepflegt wurde. Rainer pflichtete hier Christian bei – aber er war sich sicher, dass hier etwas gemacht wird, was sehr spannend werden kann. Es gibt Leute die meinen, dass hier SAP für den Mobilbereich entwickelt wird. Also eine Unternehmenssoftware für alle Prozesse, die es in Unternehmen gibt, die komplett mobil gesteuert werden können.

Die Station dazwischen

Zwischen der Arbeit bei Sun Microsystems und der gegründeten Company Number Four gab es laut Rainer noch eine sehr wichtige Zwischenstation: Verdisoft. Verdisoft hat für Yahoo entwickelt. Und hier machte  Marco Börries wieder den Versuch mit Yahoo Go eine Plattform zu schaffen, auf die man alle Inhalte auf allen Betriebssystemen, auf allen Geräten miteinander koordinieren und synchronisieren kann. Mittlerweile zwar ein alter Hut laut Rainer, wenn man an die ganzen Cloud-Dienste von heute denkt, aber Yahoo Go war in diesem Sinne ein allererster Ansatz in diese Richtung. Wer die Geschichte nochmal in ihren Einzelheiten wissen möchte – das hat Rainer dazu erzählt:

Verdisoft

 

 

 

 

Der Momenta von Shiraz Shivji

Christian zeigte an dieser Stelle der Sendung, den Momenta Computer von Shiraz Shivji etwas genauer her. Das Gerät ist relativ schwer, man konnte es wie eine Art Buch mitnehmen und zusammen klappen. Man hat ihn mit einem Stift bedient, zwar konnte man auch eine Tastatur anschliessen, aber die Idee war eigentlich ihn mit einem Stift zu bedienen. Christian merkte an, das er sich nicht sicher ist, ob seiner noch funktioniert, denn er lag sehr viele Jahre jetzt auf dem Dachboden. Die Anschlüsse hinten am Momenta, bestehen aus einem Drucker-Anschluss, ein serieller Anschluss, ein paralleler Anschluss und Telefonbuchsen. Und es gab ein Batteriefach, das heißt man konnte ihn auch mit Batterien betreiben.

Die Rolle von Shiraz Shivji beim Atari ST

Laut Rainer war seine wesentliche Rolle, das Entwicklerteam zusammen zu halten und bei Laune zu halten und sie dazu zu bringen, diesen Computer in unglaublich kurzer Zeit zu entwickeln. Rainer hat Shiraz Shivji selbst eher weniger als Ingenieur gesehen, sondern eher als Teamleiter, als jemander der einfach die Fäden zusammenhalten konnte.

Was macht Shiraz Shivji heute

Christian zeigte in der Sendung eine Website, auf der steht, dass Shiraz Shivji 70 Jahre geworden ist und das es ihm gut geht. Keiner von den beiden Digisaurieren wusste aber, was Shiraz Shivji heute genau macht. Rainer hat gegoogelt – offenbar ist er bei einer offensichtlich nicht allzu bedeutenden indischen Company tätig. Aber ganz genau, konnte er es nicht sagen. Er ist ihm zuletzt zu Momenta-Zeiten begegnet – das ist auch schon wieder fast 20 Jahre her.

Momenta hat leider nicht richtig funktioniert

Rainer bekannte sich in der Sendung ganz klar dazu, dass er von Momenta und generell von der Idee des Pen-Computing total fasziniert war und auch daran geglaubt hat, dass das die Zukunft sein wird. Allerdings merkte er beim Momenta recht bald, dass er Bauart-bedingt nicht wirklich brauchbar war. Es hat einfach nicht richtig funktioniert.

Die Beziehung von Shiraz Shivji und Jack Tramiel

Jack Tramiel hat Shiraz Shivji entdeckt, erzählte Rainer in der Sendung. Als Tramiel Commodore übernahm, war Shiraz noch an der Uni und hat immer mal wieder was im Computerbereich gemacht. Als dann Shiraz Mitte Zwanzig war, haben sich die beiden kennengelernt. Jack Tramiel hat ihn daraufhin spontan in sein Team geholt. Christian zeigte in der Sendung einen Ausschnitt eines Interviews mit Shiraz Shivji aus einer Dokumentation über das Silicon Valley:

Rainer erzählte dann auch noch, dass Shiraz in der Endphase bei Atari, einige gesundheitliche Probleme hatte. Er litt unter Bluthochdruck. Als dann Shiraz in eine neue Company eingestiegen ist und damit anfing den Momenta zu entwickeln, hat Rainer damals auch ein wenig gezweifelt und sich gefragt, ob das wohl gut geht. Der Momenta wurde sehr schnell entwickelt und gebaut und Rainer war sich sicher – das war auch das Verhängnis. Einige Technologien die im Momenta drinnen steckten, waren zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht ausgereift. Rainers Schätzungen zufolge sind ungefähr Tausend Stück in Serie gegangen.

Pen-Computing hat sich erst später durchgesetzt

Später kamen die kleinen Handhelds – Geräte die mit einem Stift bedient wurden. So gesehen, merkte Christian in der Sendung an, war Shiraz seiner Zeit voraus. Das sah auch Rainer so – wahrscheinlich hat sich Shiraz die Haare gerauft, als der Palm rausgekommen ist mit den kleinen Handhelds, mit Stiftbedienung die auch wirklich funktionierten. Da war aber Momenta schon längst Geschichte. Rainer erwähnt dann auch noch eine andere Spur, die Shiraz hinterlassen hat – Stichwort Transputer. Bei Momenta war sich Rainer auch sicher, dass der Misserfolg auch daran lag, dass kein Jack Tramiel dahinter stand.

Ausblick auf weitere Computerhelden-Geschichten

Zum Schluss der Sendung, gab Rainer noch einenkleinen Ausblick auf die kommenden Computerhelden- Geschichten, die auf Digisaurier kommen werden:

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