Das Verrückte ist, dass sich jetzt die üblichen Medienverdächtigen auf die Apple Watch stürzen, als habe man in Cupertino die Smartwatch erfunden. Eher witzig veranlagte Zeitgenossen kolportieren dagegen folgenden Spruch: „Seit die Watch zu haben ist, weiß ich sicher, auf welche Firma sich der Begriff ‚veräppeln‘ bezieht.“ Denn was die Armbanduhr mit der angeknabberten Frucht für richtig teuer Geld kann, das können die Pebbles, die Sonys und die Smartwatches mit Android Wear schon lange. Und die gibt’s teilweise für umsonst. Tatsächlich werden gerade von den Uhren aus den Häusern Samsung, LG und Motorola derart wenige verkauft, dass es die Dinger bei einigen Telekom-Anbietern bei Vertragsverlängerung als Dreingabe zum neuen Phone gibt. Verrückt ist es schon, für eine mit dem Handy verknüpfte Uhr mehr als 200 Euro auszugeben; mindestens 400 Euro anzulegen, kann also nur in Kategorien von „durchgeknallt“ gemessen werden. Sei’s drum: Immerhin hat mich als Träger einer LG G-Watch R seit Januar 2015 das Brimborium um die Apple Watch auf ein Thema gebracht, das ich im Smartphone-Bereich zunächst ignoriert hatte: Gesundheit!
Der zweite Wert, der automatisch gezogen wird, wenn auf dem zugehörigen Phone Google Fit installiert ist, nennt sich „Aktivität“ und wird in Stunden und Minuten verzeichnet. Was genau eine Aktivität ist, wird nirgends erklärt, die Praxis zeigt aber, dass gezählt wird, sobald man sich mit einer gewissen Geschwindigkeit bzw. stark wechselnden Geschwindigkeiten seinen Standort wechselt. Dahinter muss einiger Gehirnschmalz stecken, denn drei Minuten auf der Stelle hopsen wird gezählt, während drei Minuten lang im Suppentopf rühren ignoriert wird. Wer nur spaziert, geht oder walkt, bei dem wird es eine Korrelation zwischen der für einen Tag gemessenen Aktivität und den Schritten geben. Wer (theoretisch) nur radelt, bei dem werden Aktivitätsstunden keinen oder wenigen Schritten gegenüberstehen. Weil aber die Meldungen der Sensoren auch an Apps wie Runtastic oder BikeComputer weitergegeben werden, kann man eher sportliche Aktivitäten auch separat auswerten.
Und was hat das mit der Gesundheit zu tun? Wenn es stimmt, dass man pro Tag mindestens 10.000 Schritte gehen sollte, um halbwegs fit zu bleiben, dann kann man als Programm mit der Smartwatch überwachen. In Google Fit kann man sowohl bei den Schritten, als auch der Aktivität Zielwerte vorgeben, bei deren Erreichen sich die Smartwatch ganz doll freut. Weil alle Messungen in Google Fit gespeichert werden, lassen sich Statistiken fahren. Und wer seine Schrittlänge korrekt eingeben hat, kriegt natürlich auch die per pedes zurückgelegten Kilometer angezeigt. Einzig die Umrechnung in verbrauchte Kalorien erzeugt Skepsis, denn selbst bei 20.000 Schritten pro Tag (entsprechen bei meiner Schrittlänge knapp 15 Kilometern) und 2:40 Stunden Aktivität werden vermutlich keine 2.600 Kalorien verbraten. Aber das zu prüfen habe ich mir als nächstes vorgenommen. Wobei immer klarer wird: Die Selbstvermessung ist, wenn man Ziele definiert hat, ein wunderbarer Ansporn, die Leistung jeden Tag zu bringen. Ob ich die als Halter eines bewegungsfreudigen Hundes bräuchte, sei mal dahingestellt.
Übrigens: Der integrierte Pulsmesser arbeitet ganz hervorragend – beim Arzt haben wir mal den manuell von der Helferin meines Vertrauens genommenen Wert mit dem verglichen, den die Smartwatch lieferte: Es kam exakt dasselbe dabei heraus. In der nächsten Phase werde ich diese Funktion nutzen, um mich beim Steppen im Fitness-Studio immer schön im richtigen Pulsbereich zu halten. Mal sehen, ob’s klappt.