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Post aus der Vergangenheit: Die Hackerbibel

Damals wollte ich mehr sein, als ich war: Ein Hacker, ein Computer Nerd, der auch mit dem Lötkolben umgehen kann. Ein Praktiker. Deshalb hatte ich mir auch die Hackerbibel gekauft, damals 1985. Ich wollte wissen, wie das geht. Aber: Ich habe nie auch nur einen Beitrag aus der Hackerbibel gelesen. Bis ich das Buch 2017 wiederfand.

In einer Reihe von Umzügen habe ich nach und nach meine Papierbücher weggeworfen oder weggegeben. Doch ein paar Zeugnisse der Holz verarbeitenden Druckindustrie sind geblieben. Teils, weil ich sie übersehen habe, teils, weil ich sie für wichtig halte.

Die Hackerbibel ist ein bisschen von beidem: ein bisschen übersehen und ein bisschen wichtig. So hat sie in einem Regal überlebt, versteckt unter Comics. Comics habe ich nie weggeworfen.

Und da liegt sie, die Hackerbibel von 1985.

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Da lag sie: Die Hackerbibel aus dem Jahr 1985. Gebundene IT-Geschichte.

Was ist eine Hackerbibel?

„Die Hackerbibel Teil 1 soll nicht nur eine Dokumentation über die Verwendung der Technik – insbesondere Neuer Medien – sondern auch ein Werk über Perspektiven, Chancen und Gefahren auf dem Gebiet der Telekommunikation sein,“ sagt das Vorwort.

Ich meine mich zu erinnern, dass ich nach dem Kauf der Hackerbibel enttäuscht war. Meine Erwartung damals war wohl, eine Art Generalanleitung für Hacker zu kaufen. Statt dessen bekam ich eine Quellensammlung mit Artikeln kreuz und quer durch das Medienbeet.

Zwischendrin Besinnungsaufsätze über das Leben, die Computer und den ganzen Rest. Das Layout wie eine Schülerzeitung von damals. Alles in allem nicht besonders lesefreundlich.

Warum also 32 Jahre nach Erscheinen noch ein Wörtchen darüber verlieren? Vielleicht, weil es sich heute mehr lohnt, in der Hackerbibel zu stöbern als damals? Denn die Sichtweisen und Blickwinkel der Artikel von damals vielleicht, besser zu verstehen, was heute passiert.

Zwei Aussagen sind haften geblieben:

Nicht kreativ, nicht intuitiv

Das erste Zitat stammt von Martin Flüeler als Einleitung zum Text „Computer für Nicaragua -Kuckuckseier?“ auf Seite 62:

„Computer kommen von schlechten Eltern – sie könnten uns aber langfristig gesehen von allen nicht kreativen und nicht-intuitiven Arbeiten befreien. Oder auch nur von jenem Teil, von dem wir selbst befreit sein wollen.“

Ein Gedanke, der widerspiegelt, wie Computer damals gesehen wurden: als bloße Arbeitswerkzeuge zum Erledigen von mathematischen Routine-Aufgaben. Als Rechenknechte und Datensammel-Maschinen. Für mich jedoch waren Computer damals die kreative Befreiung und das Kreativwerkzeug schlechthin. Ich denke, die These war damals schon schwer zu halten – und es wurde mit jedem Jahr schwerer, in denen sich die Computer von Rechenknechten zu Kreativmaschinen entwickelten. Klar, die Computer selbst sind nicht kreativ. Aber sie helfen jeden einzelnen, sich kreativ zu entwickeln und demokratisieren so viele kreative Techniken wie Video- und Tonschnitt oder die Fotografie.

Computer-Analphabetismus

Das zweite Zitat aus „Computer und Schule“ von Asterix&wau (ich vermute Wau ist Wau Holland, Asterix kann ich nicht zuordnen) auf Seite 87:

„Fast alle sind sich einig: in Deutschland herrscht eine ‚Bildungskrise‘. Die Gefahr des ‚Computer-Analphabetismus‘ droht.“

Der Satz sitzt. Nicht nur, weil er damals wahr war. Sondern auch weil heute genau das selbe Thema diskutiert wird. 32 Jahre später. Sind wir da wirklich weiter? Nach wie vor fordert die Politik mehr und bessere Ausbildung der Kinder am Computer.

Und zum Schmunzeln noch ein Satz aus demselben Artikel:

„Glaubt man einem berüchtigten Hamburger Informatik-Professor, so kann man fast alles unterrichten, bloß BASIC nicht. Wer das gelernt habe, könne für den Rest seines Lebens kein vernünftiges Programm mehr schreiben.“

Naja, ob er da so ganz falsch lag? Dazu habe ich im Beitrag Basic – das Latein der Programmiersprachen? ein paar weiterführende Gedanken.

Dann doch noch Bauanleitungen

Viel nachdenkliches Material also. Und weiter hinten in der Hackerbibel tauchen sie dann doch auf, die Hack- und Bauanleitungen, die ich mir damals gewünscht habe. Sie waren da, ich habe sie nur nicht verstanden.

Zum Beispiel der Plan für einen Akustikkoppler oder grundlegende Beiträge über das Programmieren von Viren aus der Bayerischen Hackerpost. Oder ein Grundlagenbeitrag über die Funktion der „Fernwahlmünzfernsprecher bei der DBP“. Spannendes Material.

Hier sind die Bilder:

Was bleibt?

Die Hackerbibel wird aber noch eine Weile auf meinem Schreibtisch bleiben. Zum Blättern und reinlesen. Bestimmt finden sich noch mehr Zitate, die sich als Aufhänger für weitere Digisaurier-Artikel eignen. Schließlich blicken wir mit dem Wissen der Vergangenheit in die Zukunft. Und wenn die Hackerbibel nicht Wissen der Vergangenheit ist, was dann?

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