Rasmus Lerdorf auf dem PHP-Kongress Ruhr 2017 (Screenshot: Youtube)

Internethelden (11): Rasmus Lerdorf – der PHP-Erfinder

Programmierer können dermaßen elitär und überheblich sein! Besonders wenn sie Programmiersprachen beurteilen. Das kennen wir ja alle vom ewigen Basic-Bashing. Und das kennt sicher auch Rasmus Lerdorf, wenn gewisse Kollegen über PHP herziehen. Es muss daran liegen, das Kodierprofis es nicht vertragen können, wenn Amateure ein Werkzeug in die Hand bekommen, mit dem sie ohne fremde Hilfe Skripte, Snippets oder ganze Anwendungen stricken können. Das ist das Erfolgsgeheimnis von PHP: Die Sprache ist sehr reduziert, recht tolerant und deshalb leicht zu erlernen. So hat Lerdorfs Erfindungen Perl – der eigentlich fürs Web vorgesehenen Sprache – weitgehend das Wasser abgegraben.

Wie bei vielen Erfindungen von Einzelkämpfern brauchte der gute Rasmus mal eben schnell was für eine winzige Anwendung. Da war ihm die benötigte Sammlung an Perl-Skripten schon zu viel. Also bastelte er sich in C eine Vorversion von PHP, die sich rasch zu einer serverbasierten Skriptsprache für dynamische Webanwendungen mit besonderem Schwerpunkt auf Datenbanknutzung entwickelte. Nachdem er 1995 aus seinem kleinen Tool einen waschechten Interpreter gebaut und das Projekt der Open-Source-Gemeinde vorgestellt hatte, nahmen die Dinge ihren Lauf. Der Erfolg von PHP lässt sich einfach zusammenfassen: Das richtige Ding zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

PHP-Code: geliebt und gehasst
PHP-Code: geliebt und gehasst
PHP3 wurde dann 1997 von Andi Gutmans und Zeev Suraski in Abstimmung von Lerdorf von Grund auf neu geschrieben und bildet bis heute quasi die Urmutter der verschiedenen PHP-Versionen. Auch alle weiteren Entwicklungsschritte seines Babys hat Rasmus Lerdorf immer unterstützend begleitet, auch wenn er persönlich so gut wie nie mehr kodierend beteiligt war. Bis heute aber tritt er häufig und gern auf PHP-Kongressen, vor allem aber auf Veranstaltungen rund um Open-Source-Projekte auf.

PHP muss bisher als sein Lebenswerk gesehen werden, und so kann es sein, dass Rasmus Lerdorf einmal einer der bekanntesten Grönländer wird, denn er ist Däne, aber eben auf der größten Insel der Erde geboren. Mit den Eltern ging er als Jugendlicher nach Kanada, wo er auch seine komplette Ausbildung absolvierte. Inzwischen besitzt er beide Staatsangehörigkeiten. Als Experte für E-Commerce gilt er auch schon seit den späten Neunzigerjahren. Deshalb war er von 2002 bis 2009 bei Yahoo! für die Entwicklung der Server-Infrastrukturen zuständig, bevor er 2013 zu Etsy wechselte, einer Plattform, über die Kunsthandwerker und begabte Amateure ihre Produkte direkt vermarkten können.

Als Internetheld muss man Rasmus Lerdorf aber sehen, weil sein PHP gerade zu Beginn der Jahrtausends viele wichtige Entwicklungen erst möglich gemacht – zum Beispiel das Blogsystem WordPress. Und weil PHP sich so schnell so stark verbreitete, findet man es heute bei praktisch jedem Webhosting-Service auf den Servern, sodass man sich als PHP-Entwickler darauf verlassen kann, dass eigene Skripte unterstützt werden. Und weil buchstäblich Tausende Menschen alles Mögliche in PHP programmieren und oft als Open Source verbreiten, spielte diese geliebte und gehasste Programmiersprache eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des weltweiten Webs – Rasmus sei Dank!

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