Eine klassische 3-Tasten-Maus von Microsoft (Foto: Wikimedia)

Kleine Weltgeschichte der Computermaus

Die Karriere der Computermaus begann mit der Markteinführung des Apple Macintosh. Denn dieser ganz ungewöhnliche Rechner sollte es den Menschen leicht machen, einen Computer zu bedienen und war deshalb mit einer grafischen Benutzeroberfläche ausgestattet. Das, was man auf dem Bildschirm sah, sollte einem Schreibtisch entsprechen. Auf dieser Fläche lag alles herum, was man so brauchen konnte. Und dann waren da noch die Menüs, die auch nicht durch kryptische Befehle geöffnet werden sollten, sondern eben ganz intuitiv. Da kam den Apple-Leute eine Erfindung des Computerhelden Doug Engelbart gerade recht: das Rollkugeleingabegerät. Die Idee war, durch Bewegungen der Hand in der Horizontalen einen Pfeil auf der vertikalen Anzeige bewegen zu können. Der Anwender sollte auf das zeigen können, was er benutzen wollte.

An diesem Prinzip hat sich bis heute – also in der Ära der Touchbedienung – wenig geändert. Außer dem Zeigen musste es aber eine Methode geben, Dinge zu markieren, zu bewegen und zu öffnen. Dafür gab’s beim ersten Mac und allen folgenden Computern mit GUI (graphical user interface) und Maus eine Taste oben auf dem Kästchen. Die zu betätigen nannte man sofort „Klicken“. Man könnte also ein Icon, einen Folder oder einen Menüeintrag anklicken, um sie zu markieren. Zweimal schnell nacheinander klicken hieß gleich „Doppelklick“, und der diente dazu, etwas zu öffnen. Also beispielsweise einen Dateiordner auf dem Desktop, um dessen Inhalt zu sehen. Oder der Doppelklick auf ein Icon, um das dadurch symbolisierte Programm zu öffnen, also zu starten.

Der erste Prototyp einer Computer-Maus von Doug Engelbart (Foto: Wikimedia)
Der erste Prototyp einer Computer-Maus von Doug Engelbart (Foto: Wikimedia)
Die Maus, die Doug Engelbart seinerzeit vorstellte, war tatsächlich in Holzkästchen in deren Boden eine Metallkugel versenkt war. Mechanische(!) Sensoren ermittelten, in welche Richtung sich diese Kugel bewegte, diese Werte wurden in Koordinaten umgerechnet, der Cursor auf dem Display entsprechend bewegt. So funktionierten Mäuse in den folgenden rund 15 Jahre alle; allerdings kamen bald leichtere, mit Gummi überzogene Kugeln und mehr als zwei Sensoren zum Einsatz. Denn je höher die Auflösung der Monitore wurde, je größer also der virtuelle Schreibtisch, desto feiner musste auch die Bewegung der Maus aufgelöst werden. Außerdem gesellte sich in den Tagen, in denen Microsoft die Maus für sich entdeckte, eine zweite Maustaste hinzu. Übrigens: Eine Microsoft-Maus gab es schon bevor Windows auf dem Markt kam – man konnte sie als Zubehör zum Textprogramm MS Word ordern und mit ihr dann nicht nur Menübefehle ausführen, sondern Text markieren, um eine Passage zu kopieren oder auszuschneiden.

Mousepads als Werbeartikel
Mousepads als Werbeartikel
Die Schwachstelle der Maus war immer der Kontakt zwischen Kugel und Untergrund. Auf glatten Oberflächen war das kaum zu gebrauchen – die Kugel brauchte einen Untergrund, auf dem wirklich jede Bewegung der Maus auszuwerten war. Das Mousepad wurde geboren. Dabei handelt es sich bekanntlich um rechteckige Stücke aus einem Material, dessen Oberseite kugelgerecht gestaltet war. Kenner bevorzugten Mousepads aus Neopren. Dieses Zubehör wurde in den Achtziger- und Neunzigerjahren zum Werbegeschenk Nr. 1. Fast jedes Unternehmen verschenkte Mousepads mit Werbeaufdruck, und natürlich fingen Leute, die zum Sammeln neigen, an, Mousepads zu sammeln. Aber eine andere „Erfindung“ war auch dazu gedacht, die erwähnte Schwäche zu beseitigen: der Trackball.

Apple Powerbook 170 - samt schicker Original-Designer-Tasche
Apple Powerbook 170 – samt schicker Original-Designer-Tasche
Dabei liegt die Kugel in einem Gerät und zeigt nach oben; die Handfläche des Benutzers dient quasi als Mousepad. Also wird nicht die Maus bewegt, sondern die Hand. Diese Methode kam zuerst bei der Bedienung von CAD-Anwendungen zum Einsatz und galt als deutlich präziser. Welcher Hersteller auf die Idee kam, einen solchen Trackball in die Tastatur eines Laptops zu integrieren, ist nicht klar. Jedenfalls setzte Apple bei den ersten Powerbooks ganz auf dieses Verfahren. IBM versenkte dagegen einen roten Nippel zwischen den Tasten, den man mit dem Zeigefinger bewegen musste, um Cursor auf dem Display zu steuern. Dabei hatten sich die Ingenieure vom guten, alten Joystick inspirieren lassen, der sich als allgemeines Eingabegerät nie hatte durchsetzen können und nur im weiten Feld der Computerspiele eine Rolle spielte.

Eine moderne, drahtlose Logitech-Maus
Eine moderne, drahtlose Logitech-Maus
Der legendäre Hersteller Logitech war es dann, der die erste optische Maus in Großserie fertigte. Damit sollte das Problem mit Kugel und Oberfläche ein für allemal gelöst werden. Tatsächlich spielte da optische Sensoren schon eine wichtige Rolle bei den Mäusen, den schon lange wurden die Bewegungen nicht mehr mechanisch abgegriffen, sondern mit Hilfe von Licht und der Messung der Reflexionen. Die echte optische Maus hat keine Kugel mehr, sondern eine ähnliche Kombination aus Lichtquelle und optischem Sensor, der die Veränderungen in der Reflexion durch den Untergrund misst. Die ersten Mäuse dieser Art funktionierten aber nur auf speziellen Mousepads, auf den Rasterlinien aufgedruckt waren. Dann aber pflanzte man den Geräten eigene Prozessoren ein und stattete sie mit Algorithmen aus, die eine Auswertung der Bewegung auch ohne Raster erlaubte. Mäuse dieser Art sind heute am weitesten verbreitet. Allerdings funktionieren diese Dinger auf transparenten oder stark spiegelnden Untergründen nicht oder nicht präzise genug. Da sind Mäuse, die anstelle von Leuchtdioden mit Laser arbeiten, einen Hauch besser dran, weil sie auch geringe Kontraste auf dem Untergrund besser auswerten können.

Die Verbesserungen innerhalb der Maus-Technologie sind seit gut 15 Jahren nur noch gering. Bessere Laserquellen und noch ausgefeiltere Algorithmen haben zu Mäusen geführt, die auf praktisch jedem Untergrund funktionieren und extrem fein auflösen. Vermutlich ist die Entwicklung aber auch fast am Ende – auch, weil sich die Karriere der Computermaus ebenfalls langsam ihrem Ende zuneigt. Je mehr Notebooks und Tablets den klassischen Desktop-PC ablösen, desto weniger Bedarf besteht überhaupt noch nach Mäusen. Tragbare PCs sind durchweg mit in die Tastatur integrierte Touchpads (die sich übrigens als Peripheriegeräte nie haben durchsetzen können) ausgestattet, und bei den Tablet-PCs kommt bauartbedingt immer die Touch-Bedienung über das Display zum Einsatz. Und weil es immer weniger Mäuse gibt, ist auch die Mousepad-Industrie fast vollkommen zum Stillstand gekommen. So dauerte die große Zeit der Computermäuse wohl nur knapp dreißig Jahre…

[Fotos: Titelbild – Darkone via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 2.5; Engelbart-Mouse – SRI International via Wikimedia lizenzfrei]

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