Mein aktuelles Notebook - sieht aus wie ein Surface, ist aber von Huawei (Foto: Digisaurier)

Kleine Weltgeschichte der Laptops und Notebooks

Die Idee, einen Computer immer bei sich zu haben, also überall, wo es Strom gibt, einen Rechner nutzen zu können hat mich von Beginn an fasziniert. Es dauerte aber bis zum Beginn der Neunzigerjahre, dass ich einen waschechten Laptop erwarb – ein Apple Powerbook 100. Zuvor waren PCs im Nähmaschinenformat ins Haus gekommen, wo sie auch blieben. Denn mehr, als eine solche Kiste von einem ins andere Zimmer zu schleppen, war nicht drin. Gut, auch ein Z88 von Sinclair, später vertrieben unter der Marke Cambridge Computers, lebte lange Zeit bei mir. Aber dabei handelte es sich um ein durch und durch proprietäres Gerät, das mit einem PC nichts zu tun hatte.

Wenn hier von Laptops die Rede sein soll, dann von Computern im sogenannten „Clamshell Design“. Wie bei einem Schneckengehäuse besteht eine solche Maschine aus zwei Einheiten: dem Display und der Tastatur. Die sind über ein Scharnier miteinander verbunden, sodass der Bildschirm auf die Tastatur geklappt werden kann. Damit sind beide Teile ohne weitere Vorkehrungen geschützt, was den Transport bequem und sicher macht.

Alan Kay präsentiert 2008 ein Dynabook-Mockup (Foto: Marcin Wichary via Wikimedia und Flickr)
Alan Kay präsentiert 2008 ein Dynabook-Mockup

Die ursprüngliche Idee stammt von einem der ewigen Computergenies. Alan Kay erfand 1972 das Dynabook, bei dem es die genannten zwei Einheiten gab, die aber ohne Scharnier miteinander verbunden waren. Heute würde man das Dynabook vielleicht eher als Vorläufer der Tablets im Stile des iPad betrachten, wobei der gute Alan gar nicht im Sinne hatte, einen Formfaktor zu erfinden. Ihm ging es um ein kindgerechtes Gerät, das besonders im Schulunterricht zum Einsatz kommen sollte.

GRiD Compass 1100 - der erste Tragbare im Clamshell-Design
GRiD Compass 1100 – der erste Tragbare im Clamshell-Design (Foto: The Old Computers Museum)

Heute spricht man bei einem Computer aus zwei miteinander verbunden Einheiten eher von einem Notebook. Davon war die erste Maschine im Clamshell-Design weit entfernt. Denn der erste Rechner in diesem Design, der Grid Compass 1101, wog schlappe fünf Kilo. So viel Gewicht auf dem Schoß („lap“) zu halten, war weniger angenehm. Insofern verdiente sich der Compass den späteren Spottnamen für alle schweren Notebooks redlich – im Deutschen sprach man vom „Schlepptop“. Weil die Grid-Maschine, die 1982 auf den Markt kam, nicht IBM-kompatibel war, blieb ein Erfolg – wie beispielsweide der des Osborne, der immerhin ein CP/M-Computer war – aus. Karriere machte der Compass allein bein der NASA, die ihn in großen Stückzahlen anschaffte.

So richtig in Fahrt kamen Maschinen im Clamshell-Design erst ab Mitte der Achtzigerjahre. Der Toshiba T1100 gilt als der erste Laptop, der ein geschäftlicher Erfolg war. Lange hielt sich die Legende, Toshiba habe 1988 ein US-Patent zu diesem Formfaktor erhalten, und seitdem müssten andere Hersteller von Klappcomputer fleißig Lizenzgebühren abführen. Tatsächlich bezieht sich das US-Patent 4751582 aus dem Juli 1986 im Wesentlichen auf eine bestimmte Konstruktion der Verbindung zwischen Display und Tastatur. Jedenfalls hat Toshiba nie Lizenzgebühren verlangt oder Nachahmer verklagt.

Ein erster Traum-Laptop: Der T1100 von Toshiba (Foto via Wikimedia)
Ein erster Traum-Laptop: Der T1100 von Toshiba (Foto via Wikimedia)

Aber erst der IBM Convertible, der ab 1986 für wahrhaft teuer Geld – dieser Laptop war doppelt so teuer wie ein vergleichbarer Desktop-Computer – verhalf dem Laptop zum Durchbruch. Unternehmen weltweit stattete ihren Außendienstmitarbeiter mit solchen Computern aus, und die Software-Industrie entwickelte massenhaft spezielle Anwendungen für unterwegs.

Wer hätte damals gedacht, dass der Laptop beziehungsweise das Notebook den Desktop-Computer praktisch verdrängen würde? Tatsächlich werden verschiedenen Quellen nach heute zwischen zehn und zwanzig Mal mehr Notebooks als ortsfeste PC verkauft. Otto und Liese Normalanwender:in denken inzwischen kaum noch darüber nach, etwas anderes als ein Notebook zu kaufen, wenn sie über die Anschaffung eines Computers nachdenken.

Apple Powerbook 170 - samt schicker Original-Designer-Tasche (eigenes Foto)
Apple Powerbook 170 – samt schicker Original-Designer-Tasche (eigenes Foto)

Steve Jobs übrigens glaubte nicht so recht an das Notebook als Computer für den Rest von uns. Als er 1997 zu Apple zurückkehrte, ordnete er an, die Mittel für die Entwicklung weiterer tragbarer Macs erst einmal zu reduzieren. Ganz im Geiste von Alan Kay dachte er damals schon eher in Richtung Tablet. Besonders der Trackball, der dick und fett unterhalb der Tasten eines Powerbooks thronte, missfiel ihm. Zumal die Apple Notebooks auch in der Mac-Gemeinde nicht sonderlich beliebt waren – damals bestand die Hauptzielgruppe des Unternehmen ja vor allem aus Grafik-Designern, Musikproduzenten und anderem kreativen Volk.

Erst 1999 beschloss Jobs, Apple solle den Markt der Schüler und Studenten erobern – dies auch mit Hilfe der jeweiligen US-Administration. Die sollte nämlich dafür sorgen, dass Schulen und Hochschulen in den USA bevorzugt (wenn nicht ausschließlich) Computer vom Typ iBook anschafften. Der Plan gelang, die Stückzahlen der ersten, zweiten und dritten Generation iBooks wuchsen rasant, die Preise konnten gesenkt werden. Mit dem quietschbunten iBook des Jahrgangs 2000 wurde aus diesem Apple-Notebook gar ein Lifestyle-Produkt, das in jedem zweiten Kinofilm und Fernsehspiel zu sehen war.

iBook - das Fisher-Price-Activity-Center für Erwachsene
iBook – das Fisher-Price-Activity-Center für Erwachsene

Heute sind die Notebooks der Serien MacBook Air und MacBook Pro die mit Abstand meistverkauften Computer aus dem Hause Apple. Das Unternehmen hat in den vergangenen 15 Jahren gewaltige Investitionen in diesen Bereich gesteckt, immer mit dem Ziel, tragbare Macs mindestens so leistungsfähig zu machen wie vergleichbare stationäre Macs.

In den Nullerjahren bekam Apple in Sachen „Lifestyle“ ernstzunehmende Konkurrenz. Der Elektronikgigant Sony hatte Ende der Neunzigerjahre die Marke Vaio kreiert, die zunächst recht biedere Windows-Rechner anbot. Dann aber ließ man europäische Designer von der Leine, die Notebooks entwarfen, die es im Hinblick auf die Ästhetik mit Apples Kisten aufnehmen konnte. Allein der auf dem Deckel angebrachte Schriftzug „VAIO“ war ein Designstück. Plötzlich sah man im Kino und im TV zunehmend Schauspieler an diesen Laptops daddeln, nicht mehr an iBooks. Der Erfolg der Vaio-Reihe währte kaum zehn Jahre. Man hatte sich bei Sony mit einer zu breiten Produktpalette verzettelt, Billig-Vaios nahmen der Marke schließlich den Lifestyle-Nimbus.

Das Microsoft Surface Pro – angenehmes Arbeitsgerät.

Plötzlich und einigermaßen unerwartet eröffnete Microsoft auf Initiative des genialen Steve Ballmer 2012 wieder eine Hardware-Sparte. Nachdem das Geschäft mit eigenen Smartphones samt proprietärem Betriebssystem ziemlich in die Hose gegangen warm stürzte man sich nun auf den Markt der Tablets und erfand die Marke Surface. Böse Zunge behaupteten, die Surface-Tablets seien nur der verzweifelte Versuch, die teuren Investitionen in die Entwicklung mobiler Systeme irgendwie wieder reinzuholen. Aber Microsoft packte die Sache richtig an und war schon mit der ersten Serie im Bildungssektor höchst erfolgreich.

Dass man dann ab 2017 auch noch Laptops unter dem Markennamen Surface anbot, war die nächste Überraschung. Alle Notebooks von Microsoft repräsentieren immer den Stand der Technik, sind leistungsfähig und sehen gut aus, sind aber deutlich teurer als vergleichbare Geräte anderer Hersteller.

Zunehmend erfolgreich: Chromebooks mit Android (Foto: Google.com)
Zunehmend erfolgreich: Chromebooks mit Android (Foto: Google.com)

In der Windows-Welt sind Notebooks mittlerweile so etwas wie Convenience-Produkte geworden. Buchstäblich Dutzende Hersteller fertigen Hunderte verschiedener Modelle für etwa 30 Anbieter weltweit. Die verschiedenen Größen und Leistungsdaten, die in Clamshell-Devices möglich und sinnvoll sind, dürften vollständig durchdekliniert sein, größere Innovationen sind bei den Notebooks nicht zu erwarten. Brauchbare Notebooks bekommt man schon für um die 300 Euro. Für die besonders leistungsfähigen Vertreter dieser Spezies, zumal, wenn die Gehäuse aus edlem Material bestehen – werden aber auch gern Beträge jenseits der 4.000-Euro-Marke aufgerufen, zum, Beispiel für das rasanteste MacBook Pro mit 16-Zoll-Display. Dagegen ist das Microsoft Surface Studio mit maximal rund 2.800 Euro noch preiswert.

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