Der gute alte Internet-Explorer

Kleine Weltgeschichte des Internet-Browsers (2)

Der vielleicht größte Internet-Skeptiker überhaupt war übrigens Bill Gates. Ja, richtig, der Microsoft-Boss, dem es an jeglicher Phantasie in Bezug auf ein weltweites Netz mangelte. Es sei denn, es sei ein Microsoft-Netz. Erst Mitte 1995 fielen ihm die Schuppen von den Augen, und er ließ die Engine von NSCA Mosaic kaufen, ein bisschenen ummodeln und zum Internet Explorer machen. Weil der mit Windows mitgeliefert wurde – und dank einiger fieser Schachzüge – verdrängte der IE den Navigator innerhalb von kaum vier Jahren fast vollständig.

Phoenix - der Vorgänger des Firefox
Als der Firefox noch „Phoenix“ hieß…

Und damit sind wir quasi in der Jetztzeit angelangt. Denn genau wie sich in Sachen Betriebssystem mit Linux und mit Open Office bei der Anwendungssoftware Widerstand gegen die Microsoft-regte, so tat dies die Mozilla-Gruppe mit einem Opensource- und Freeware-Browser namens Phoenix. Der basiert auch auf Mosaic, genauer gesagt: auf Netscape, das nach der Verdrängung durch den IE der Open-Source-Gemeinde übereignet worden war. Weil irgendein Unternehmen sich markenrechtlich am Namen störte, wurde aus Phoenix bald Firefox. Und dieser Firefox legte ab Anfang 2004 eine glänzende Karriere hin, die komplett auf Kosten des Internet-Explorers ging.

Opera - die Alternative aus Norwegen
Bis heute hält eine gar nicht so kleine Gemeinde an Opera als Lieblings-Browser fest

Irgendwann hatte der Firefox den IE bei der Anzahl User überholt und war dem Microsoft-Browser bis etwa 2010 auch in Sachen Handling und Geschwindigkeit deutlich überlegen. An beiden Themen hatten aber auch die Norweger vom Opera-Projekt ab 1996 ständig gefeilt. Dabei handelte es sich um den ersten populären Browser, der nicht auf Mosaic basierte und sich auch in der Bedienung deutlich von den anderen unterschied. Und sauschnell war. Noch heute schwören Millionen User weltweit auf diesen Browser, der inzwischen gerade im Mobilbereich viele Freunde hat.

Safari - der Apple-Brwoser
Safari ist der einzig wahre Browser für alle Apple-Fans

Plötzlich hatte sich der Kampf um den Desktop zwischen Microsoft und den PCs sowie Apple und den Macs auch auf die Browser ausgeweitet. Bis 2003 war die Mac-Version des Internet Explorers der Standardbrowser für Apple-Computer. Weil Steve Jobs aber die völlige Eigenständigkeit anstrebte und andere Vorstellungen von der Leistungsfähigkeit hatte, entstand mit Safari der Apple-spezifische Webbrowser, der seit Mac OS X 10.3 Bestandteil der Softwareausrüstung der Macs ist. Auch unter den Windows-Anwender gibt es einige, die Safari für den besten Browser halten. Tatsächlich aber liegt der Nutzeranteil beim Safari etwa auf der Höhe der Markanteile von Apple bei den Desktop-Computern.

Chrome heißt der Google-Browser
Mit Chrome brachte Google einen eigenen Browser, der beachtliche Markanteile erreichte

Als dann Google im Jahr 2008 den Browser namens Chrome herausbrachte, wurden die Strategien der Computerriesen langsam deutlich. Es ging darum, die meisten Anwender zu haben, weil man über den Browser wunderbar Nutzerdaten sammeln kann, die dann wiederum den Zugang zur Werbung optimieren. Aber das war und ist nur die eine Seite der Medaille. Gerade bei Google ging es vor allem darum, den Mobilbereich zu dominieren; dort sah man schon 2008, also im Jahr 1 nach iPhone, das Wachstum. Und Chrome war als Browser im Verbund mit Android ein starkes Gespann. Firefox gelang es nie, Lieblings-Browser auf den Snartphones zu werden. Selbst Opera erfreut sich da größerer Beliebtheit, während Safari auch unterwegs im Apple-Land bleibt.

Die nächste Evolutionstufe dürfte Microsoft mit Edge, dem Browser zu Windows 10, einläuten. Nicht dass dieser Browser in irgendeiner Weise revolutionär wäre (denn dann häme er nicht von Microsoft), aber Edge bündelt alles, was ein zeitgemäßer Browser für stationäres und mobiles Surfen können muss – und das mit hoher Geschwindigkeit. Apple wird Safari sicher eine Verjüngungskur gönnen, und bei Chroem steht die nächste Version schon in den Startblöcken. Was so gut wie ausgeschlossen ist: Dass ein ganz neuer Browser ganz anderer Machart von einem ganz anderen Hersteller kommen könnte. Der Browser-Markt wird langfristig zwischen Edge, Firefox, Chrome, Safari und Opera aufgeteilt bleiben.

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