Halbwegs geordneter Kabelksalat (Foto: pixabay.de)

Kleine Weltgeschichte des Kabels – Oder: Hauptsache, der Stecker passt in die Buchse

Vor einiger Zeit haben wir den Computerdrucker als natürlichen Feind des Menschen verunglimpft. Dabei ist für viele, viele Digitalanwender:innen das Kabel der Endgegner. Dass vor allem, weil so oft genau das Kabel nicht da oder kaputt ist, das so dringend gebraucht würde. Seit dem Beginn der Ära persönlicher Computer bemühen sich diverse Instanzen deshalb mit der Standardisierung, nicht immer mit Erfolg. Deshalb freut sich die erwähnte Zielgruppe über jede Innovation im Bereich der drahtlosen Verbindungen.

Dabei ist das Kabel eine der wirklich bahnbrechenden Erfindungen der Menschheit. Erst der isolierte Leiter ermöglichte den Durchbruch der Elektrizität und der mit ihr verbundenen Technologien. Dass es so etwas wie eine elektrische Grundkraft gibt, haben die Menschen nach allem, was die Wissenschaft weiß, schon vor gut 4.000 Jahren erkannt. Ob die berühmte Bagdad-Batterie wirklich ein galvanisches Element, also ein Spannungsspeicher war, ist ungeklärt und lässt sich leider nicht mehr klären, weil der Apparat bei den Plünderungen des irakischen Nationalmuseums im Zuge der US-Invasion von 2003 verschwunden ist.

Aufwändiger Kabelaufbau beim roten Drachen (Foto: Amuvec)
Aufwändiger Kabelaufbau beim roten Drachen (Foto: Amuvec)

Heraklit jedenfalls beschrieb um 600 v.Chr. den Effekt der elektrostatischen Ladung, die beim Reiben eines Bernsteins (griechisch: „elektron“) entsteht. Irgendeine nützliche Anwendung davon erfand er nicht. Die Herren Gilbert, von Guericke, Hauksbee, du Fay, von Musschenbroek, Franklin, Galvani, Volta, Coloumb, Ohm und Ampere forschten und forschten, und am Ende stand die Entdeckung des Stromkreises als Transportmittel für elektrische Spannung. Zwischendurch belustigten allerlei Schausteller die Menschen mit Elektrisierapparaten und deren Effekten.

Die vier Ende des todschicken Ladekabels (eigenes Foto)
Die vier Ende des todschicken Ladekabels (eigenes Foto)

Aber schon 1811 hatte der Erfinder Samuel Thomas Soemmering die Idee, elektrischen Strom über einen leitenden Draht zu übertragen. Weil das fehlerfrei nur über kurze Entfernungen funktionierte, erfand er das Kabel: den mit Kautschuk isolierten Draht. Ausprobiert hat er das mit einem Kabel, das er in München durch die Isar zog. Erst rund 50 Jahre später fand Werner von Siemens in Guttapercha, dem Milchsaft eines tropischen Baums, das bessere Material und entwickelte zudem eine Maschine für die Verarbeitung dieses Rohstoffs beim Kabelbau.

Genau das richtige USB-Kabel? Vielleicht...
Genau das richtige USB-Kabel? Vielleicht… (Foto: DS)

Wobei der Impuls für diese Entwicklung weniger aus dem Bemühen, elektrischen Strom als Energie zu verwenden, herrührte als aus der dringend erwünschten Telegrafentechnologie. Dass man elektrische Impulse über den Draht von A nach B schicken konnte, wusste schon Soemmering. Man kann das Kabel also mit Fug und Recht als eine Schlüsseltechnologie aller Bereiche von Elektrizität und elektrischer Kommunikation bezeichnen. Das lässt sich bis heute nachweisen, denn die Kabel, mit denen wir uns heute rund um Computer, Smartphones und Unterhaltungselektronik herumschlagen, lassen sich samt sonders auf Soemmerings Erfindung und ihre Verbesserung durch von Siemens zurückführen.

Das todschicke, blaue Laplink-Kabel
Das todschicke, blaue Laplink-Kabel

Die Erfindungen von Steckern und Buchsen liegen dagegen im Dunklen. Sicher ist, dass bis ins 20. Jahrhundert hinein stromführende Kabel mit verschiedenen Klemmverbindungen oder durch Löten (eine Technologie, die rund um die Verarbeitung edler Metalle schon vor gut 4.000 Jahren erfunden wurde) mit Batterien und Endgeräten verbunden wurden. Es kann gut sein, dass der Schuko-Stecker für die Steckdose von 1923 das erste Beispiel für eine genormte Stecker-Buchsen-Konstellation darstellt. Sämtliche Kabelverbindungsversionen in der Elektronik wurde erst ab etwa 1935 entwickelt – Vater aller Stecker ist übrigens der Bananenstecker….

Ein antikes Centronics-Parallelkabel
Ein antikes Centronics-Parallelkabel

In der digitalen Welt, wo die Übermittlung elektrischer Impulse von elementarer Bedeutung ist, bestand von vornherein Bedarf für mehradrige Kabel, also Kabel, die nicht nur über Plus- und Minusleiter sowie einen Erdungsdraht verfügen. Denn selbst in den frühesten Maschinen wurden immer mindestens vier Leiter für die Datenkommunikation gebraucht – später jeweils so viele wie von der Bit-Breite gefordert. Leider hat es dabei oft an der Standardisierung gemangelt – die Standards für die parallele und die serielle Verbindung entstanden erst in den Siebzigerjahren und fanden dann aber auch rasch Verbreitung.

Schukosteckdose: Die Mutter aller Buchsen für Kabel mit Steckern (Foto: pixabay)
Schukosteckdose: Die Mutter aller Buchsen für Kabel mit Steckern (Foto: pixabay)

Die umwälzendste Erfindung im Bereich der Computerkabel war sicherlich die Definition der USB-Technologie Mitte der Neunzigerjahre. Die großen Hardwarespieler jener Jahre verständigten sich auf den Universal Serial Bus (USB) und definierten 1996 den Standard USB 1.0. Die Idee war – wie der Name schon sagt – einen Standard für die universelle Datenübertragung zu definieren, besonders im Hinblick auf die Ansteuerung von Peripheriegeräten.

Und tatsächlich: An einem aktuellen Notebook findet man überhaupt nur noch USB-Buchsen, und weil USB-C über kurz oder lang Standard wird, hat der traditionelle Kabelsalat ein Ende, weil alles damit angeschlossen werden kann, was nicht sowieso per Wlan oder Bluetooth angebunden ist – goldene Zeiten!

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