Aus einem alten Pflanzenkundebuch...

Lieblings-Apps: Was wächst denn da? Pflanzen bestimmen einfach

Der kluge Natur- und Gartenfreund nutzt die kalte, feuchte Winterzeit dazu, sich auf die kommende Saison vorzubereiten. Dann streift er wieder durch Wald und Flur, studiert Parks und Gärten und erfreut sich an der wilden und der zivilisierten Fauna. Aber selbst dem allergrößten Pflanzenkenner kann es passieren, dass er auf ein Gewächs stößt, das er nicht kennt oder erkennt – besonders natürlich in fremden Weltgegenden. Als Fernreisen noch das Privileg von Wissenschaftlern wie Alexander von Humboldt waren, hatten die Forscher Botanisiertrommel dabei, in die sie gefundenes Pflanzengut stopften, um es daheim zu trocknen und zu pressen und in Herbarien zu kleben. Als dann fast alles Pflanzliche bekannt war, entstanden die ersten Pflanzenbestimmungsbücher, in denen man bei Bedarf nachschlagen konnte. Und heute? Heutzutage gibt es natürlich wunderbare Apps zu diesem Zweck, von denen wir uns eine Auswahl von drei Alternativen angeschaut haben.

Klarer Sieger: Pl@ntNet

Testfall: Kapuzinerkresse - 100% Erfolgsquote
Testfall: Kapuzinerkresse – 100% Erfolgsquote
Die erste Generation Pflanzenbestimmungs-Apps arbeitete noch nach dem Auswahlprinzip. Da musste man zunächst angeben, ob es sich um ein Blümchen, eine Staude, ein Gras oder was es sonst noch so an Kategorien gibt handelt. Dann wurden komplizierte Dinge wie die nach dem Blütenstand und ähnliches Fachwissen abgefragt. Hatte das Progrämmchen genug Details, schlug es in der Datenbank nach und schlug die Gewächse vor, die den Kriterien entsprachen. Heute aber analysieren die brauchbaren unter diesen Apps einfach ein oder mehrere Fotos, die man von der Pflanze anfertigt.

Klarer Testsieger: Pl@ntNet
Klarer Testsieger: Pl@ntNet
Bei der wirklich hervorragenden App Pl@ntNet (für Android, für iOS) muss man lediglich angeben, was auf den Fotos zu sehen ist, also Blätter, Knospen, Blüten, Fruchtstände etc. Dann macht sich die App auf die Bildersuche in der unfassbar umfangreichen Datenbank und liefert die Treffer. Das funktioniert immer dann mit großer Genauigkeit, wenn das jeweilige Element auf den Fotos klar zu erkennen ist. Ein Spaziergang im nahegelegenen Park wurde so zur wahren Entdeckungsreise.

Mit Schwarmwissen: Plantifier

Plantifier zieht Schwarmwissen heran
Plantifier zieht Schwarmwissen heran
Auch diese App braucht ein Foto von der Pflanze, die man bestimmen will. Allerdings ist das Programm, das übrigens nur in englischer Sprache vorliegt, vor allem auf seltenes und exotisches Gewächs ausgerichtet. Denn das Bild wird – optional versehen mit Anmerkungen, zum Beispiel über den Fundort – der Community vorgelegt. Wer dort Mitglied ist, kann die Anfragen durchforsten und Mutmaßungen anstellen. So werden auch wirklich seltene Pflanzen auf Basis von Schwarmwissen erkannt.

In der Bedienung ist der Plantifier (für Android, für iOS) nicht ganz so kommod ausgerichtet wie Pl@ntNet, und natürlich kann es dauern, bis die ersten Vorschläge von den Mitgliedern eintreffen – oder auch nicht. Denn natürlich hängt die Wahrscheinlichkeit, dass ein/e Expert/in das Gewächs erkennt vor allem davon ab, wie gut im Sinne der Erkennbarkeit das Foto ist. Schnell und sicher treffen Lösungen aber vor allem bei Kulturpflanzen, also Dingen, die in Gärten wachsen, ein.

Für Gartenfreunde: Flower Checker

Ganz auf Hobbygärtner ausgerichtet ist Flower Checker (für Android, für iOS) , das Englisch, Niederländisch und Französisch versteht. Hier richtet der User seine Anfrage mit den geschossenen Bildern an eine Gruppe von Botanikern aus aller Welt und bekommt Antworten innerhalb von 24 Stunden. Die sind sehr zuverlässig und oft mit allerhand Zusatzinfos versehen. Und, ja, man kann eine so bestimmte Kulturpflanze direkt aus der App heraus bei zertifizierten Züchtern bestellen.

Geradezu faszinierend funktioniert das übrigens bei Rosen – bekanntlich gibt es zigtausende Sorten, die sich teilweise nur in winzigen Nuancen unterscheiden. Wenn aber das gepostete Foto gut genug ist, dann werden die Expert/innen sehr genau bestimmen, um was es sich handelt.

Andere Themen, andere Ansätze

Gute Alternative: Plant Snap
Gute Alternative: Plant Snap
Ganz auf Bäume spezialisiert ist Leaf Snap (nur für iOS), eine App, die in Kooperation zwischen der Universität von Maryland und dem Smithsonian Institut entstanden ist. Damit kann man Baumarten nach Form und Farbe ihrer Blätter bestimmen. In Großbritannien greift die App übrigens auf eine Datenbank des Natural History Museum in London zu, die unter Kennern allerhöchste Anerkennung genießt. Wendet man Leaf Snap in den USA an, werden viele Bäume auch anhand ihrer Geoposition erkannt.

Wie das klassische Pflanzenbestimmungsbuch arbeitet die deutsche App iPflanzen (nur für iOS), bei der man eine Reihe Kriterien auswählen muss, anhand derer das Programm dann Vorschläge macht, um welches Gewächs es sich handeln könnte. Was die einheimische Flora angeht, sind die Ergebnisse sehr gut. Exotische Pflanzen werden dagegen nur dann gefunden, wenn sie in hiesigen Gärten und Parks angebaut werden.

Und dann sind da noch die vielen, vielen Apps für Menschen, die sich trauen, in Wäldern nach Pilzen zu suchen, um diese später zu verspeisen. Aber das ist ein anderes Thema, auf das wir im Sommer zurückkommen werden.

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