Wxcharts - interaktive Karten nach verschiedenen Wettermodellen

Lieblings-Apps: Wetter, Wetter, Wetter – und wie wir wissen können wie es wird

Ein geflügeltes Wort, das wahlweise Karl Valentin, Mark Twain und Niels Bohr zugeschrieben wird, lautet: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Mit dieser Ausrede haben Wetterfrösche seit Beginn der modernen Wetterbeobachtung mit den Achseln gezuckt, wenn statt des fröhlichen Sonnenscheins fetter Regen aufs Land plästerte und dem Bauern die Ernte verhagelte. Da war man bis vor ein paar Jahren mit dem 100-jährigen Kalender oder diversen Bauernregeln meist besser bedient. Erst mit den Wetterballons ab 1896 und den geodätischen Satelliten kam Bewegung in die Sache.

YR, die Wetter-App vom norwegischen TV - wunderschön!
YR, die Wetter-App vom norwegischen TV – wunderschön!
Unser erklärter Liebling unter der Wetter-Apps ist zur Zeit YR (für Android und für iOS). Entwickelt wurde die App für die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Norwegens, die NRK. Nicht ganz zu Unrecht heißt es in den App-Stores, diese Wetter-App sei ganz anders als die anderen. Das betrifft natürlich nur die Darreichungsform, denn inhaltlich hängt auch YR von den üblichen Meteo-Dienstleistern ab. Man scrollt einfach nach links und bekommt pro Stunde ein Wetterbild samt der relevanten Daten. Diese Bilder sind animiert; wenn’s regnet, fliegen Tropfen übers Display. Und auch der jeweilige Sonnen- und Mondstand wird angezeigt. Ja, die Helligkeit des Himmels entspricht exakt der Hellig- bzw. Dunkelheit am Standort. Das ist schön, das macht Spaß, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass YR auf Wunsch Daten ohne Ende präsentiert – besonders spannend die Verlaufskurven für die relevanten Werte.

TIROS-Wettersatellit der ersten Generation
TIROS-Wettersatellit der ersten Generation
Am 12. August 1960 mit Echo 1 der erste Satellit (übrigens eine Art Ballon) in den Himmel geschossen, der sich die Erde von einem festen Punkt aus anschaute. Und schon ab 1966 bezog der Deutsche Wetterdienst (DWD) Bilder von den frisch ins All beförderten ESSA-Satelliten. Seitdem kennen wir die berühmten Wetterbilder und -filme aus der Wettervorhersage in den Fernsehnachrichten. Inzwischen flitzen buchstäblich Tausende solcher Flugkörper im Takt des Erdballs durch den Kosmos und schießen minütlich buchstäblich Millionen von Fotos, die von Hunderten Stationen empfangen und Dutzenden Rechenzentren ausgewertet werden. Im Klartext: Wie das Wetter zu einem gegebenen Zeitpunkt an einem ganz bestimmten Ort ist, kann mit hundertprozentiger Sicherheit bestimmt werden.

Die App von wetter.com - quasi der VW Golf unter den Wetter-Apps
Die App von wetter.com – quasi der VW Golf unter den Wetter-Apps
Die App von wetter.com (für Android und iOS) ist so etwas wie der VW Golf unter den Wetter-Apps: praktisch, ganz hübsch und zuverlässig. Die Daten für den jeweiligen Standort werden automatisch geliefert; man kann aber nach beliebig vielen Standorten suchen und diese als Favoriten in eine Liste eintragen lassen. So weiß man auf einen Blick, ob es in Oer-Erkenschwick wieder heißer ist als in Nizza. Überhaupt glänzt diese App durch den schnellen Zugriff auf alles, was man wissen muss. Das bisschen Werbung auf jeder Seite stört nicht; man kann es für knapp 6 Euro pro Jahr abschalten. So gut die App, so gut auch die zugehörige Website, die eine Fülle an Karten, Tabellen und Daten für wirkliche Wetterenthusiasten anbietet.

wxcharts.com bietet interaktive Karten nach verschiedenen Modellen
wxcharts.com bietet interaktive Karten nach verschiedenen Modellen
Vorhersagen aber – siehe oben – beziehen sich nicht auf die Gegenwart, sondern die Zukunft. Nun haben in den vergangenen Jahrzehnten die Computer die von den Satelliten angelieferten Daten nicht einfach gespeichert, sondern in aller Tiefe analysiert. Ja, man kann sagen, dass viele Algorithmen, mit deren Hilfe aus irrwitzigen Mengen an Daten Muster ermittelt werden, rund um das Thema Wetterprognosen entstanden sind. Stand heute existieren Hunderte bewährter Methode und Algorithmen, die aus den Jetzt-Daten Modelle für die Zukunft errechnen. Lag die Zuverlässigkeit bei Vorhersagen für den kommenden Tag vor 30 Jahren bei etwa 70 Prozent, erreichen die Modelle des DWD heute im Schnitt 90 Prozent; auseinandergefieselt nach Temperatur, Windgeschwindigkeit und Niederschlagsmenge liegen die Werte bei 90, 95 und 85 Prozent.

WeatherPro, das Schweizer Offiziersmesser unter den Wetter-Apps
WeatherPro, das Schweizer Offiziersmesser unter den Wetter-Apps
WeatherPro (für Android und für iOS) ist die offizielle App der MeteoGroup, des weltweit operierenden Wettergiganten. Das allein garantiert beste Daten – nicht nur für Deutschland und Europa, sondern für jeden noch so entlegenen Winkel der Welt. Aufbereitet ist das in der App alles sehr schön und einfach zu bedienen. Dabei weckt WeatherPro Erinnerungen an ein Schweizer Offiziersmesser, weil es viele Funktionen (z.B. ein Regenradar, Unwetterwarnungen, Niederschlagsstatistiken und und und…) enthält, die man sonst durch zusätzliche Apps nachrüsten müsste. Weil die Daten zu gut und die Funktionen so vielfältig sind, ist diese App ein Profiwerkzeug. Allerdings wirklich erst in der Pro-Version, die immerhin knapp einen Euro pro Monat kostet.

SODAR-Messstation des DWD mit Funkmast (Foto: DWD)
SODAR-Messstation des DWD mit Funkmast (Foto: DWD)
Nun ist der Deutsche Wetterdienst ja nicht die einzige Quelle, und Wetterdaten werden nicht bloß durch Satelliten reingeholt, sondern immer noch ganz klassische durch Wetterstationen, von denen es in Deutschland rund 1190 gibt. Längst aber hat der DWD Konkurrenz bekommen, denn das Wetter ist auch ein Geschäft. Anbieter wie die MeteoGroup verkaufen ihre Daten und Prognosen an Dienstleister, die diese übers Web oder per App bereitstellen. Zur MeteoGroup gehört übrigens auch Meteomedia, das Wetter-Unternehmen des bekannten Moderators Jörg Kachelmann, das eigene Wetterstationen betreibt. Übrigens: Neben den hauptamtlichen Stationen gibt es viele Messpunkte, die von ehrenamtlichen Wetterfröschen betreut werden.

Zuverlässige Wettervorhersagen sind heutzutage nur noch auf Basis von globalen oder mindestens überregionalen Daten wirklich zuverlässig möglich. Der berühmte „Satellitenfilm“, den die Wetterleute im Fernsehen oft zeigen, zeigt für unsere Weltgegend immer mindestens die Wettersysteme über dem Nordatlantik und dem Mittelmeer sowie die Hoch- und Tiefdruckgebiete zwischen der Sahara und Island, sowie zwischen den Azoren und dem Ural. Denn dort wird unser Wetter gemacht. Weder der DWD, noch die Unternehmen der MeteoGroup sind die einzigen Instanzen, die mit eigenen Modellen Analysen und Prognosen erstellen. Mindestens acht Institute bieten diese Services an. Bei den meisten kann man die aktuellen Wetterkarten online und kostenlos beziehen, um eigene Vorhersagen zu errechnen. Die Dienstleister aber, die Vorhersagen per Website oder App anbieten, verwenden in aller Regel nur die Modelle eines einzigen Instituts – und das macht ihre Schwäche aus. Beziehungsweise: Das erklärt die teilweise immer noch großen Unterschiede bei den Prognosen.

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