Mein privates Sonnenkraftwerk

Mein privates Solarkraftwerk – Gratisstrom für Digitalkram

Intensive Handynutzer erkannte man daran, dass sie immer wenigstens einen Ersatzakku in der Jackentasche trugen. Denn war Nummer 1 leer und keine Steckdose fürs Ladegerät in Sicht, blieb nur das Wechselspiel. Nun hat der mobile Mensch der Moderne ja nicht selten mehr als ein netzunabhängiges Gerät (das in Wahrheit viel netzabhängiger ist als die stationären Maschinchen) dabei und ziemlich oft keine Steckdose in Reichweite. So auch ich. Und da war ich schon lange auf eine nachhaltige Lösung für Smartphone, Tablet und Digicam scharf. Und stieß auf eine neue Sorte Zubehör, die sich „Powerbank“ nennt. Im Prinzip handelt es sich um einen nett verpackten, transportablen Akku mit einem Mehrfachen an Ladung im Vergleich zu den Akkus in den Geräten. Die ersten Vertreter dieser Spezies kamen mit Kapazitäten in der Gegend von 5.000 mAh, was maximal reicht, um ein Smartphone ein bis anderthalb Mal aufzuladen. Inzwischen gehen die Werte hoch bis auf über 20.000 mAh.

Anker 2nd Gen Astro E4
Anker 2nd Gen Astro E4 – die optimale Powerbank

Da ist schon mehrmals Volltanken für Smartphone UND Tablet drin. Konkret: Aus einer Powerbank mit 16.000 mAh lässt sich ein iPad mehr als einmal, ein Galaxy S5 viermal und ein iPhone 6 gar sechsmal komplett aufladen. Erst dann ist auch die Powerbank leer und muss über eine Steckdose aufgeladen werden. Und das kann dauern. Ein 10.000-mAh-Kästchen braucht (je nach Hersteller) zwischen drei und zwölf Stunden für eine komplette Ladung. Die Preise liegen zwischen rund 13 Euro für 3.200 mAh und annähernd 90 Euro für Geräte mit einer Kapazität jenseits der 20.000-mAh-Marke. Das ist alles schonmal erfreulich, aber als Besitzer einer solchen Powerbank kommt man auf Ideen. So wird das Tablet als Second Screen beim Fernsehgucken einfach nebenbei und während der Nutzung aus dem Kasten aufgeladen.

An dieser Stelle muss ich ausnahmsweise Werbung machen: Ich habe mich für ein „2nd Gen Astro E4 13000mAh“ von der britischen Firma Anker entschieden, weil ich bereits einiges Zubehör von denen habe und immer zufrieden war. Das Astro E4 gibt es mit verschiedenen Kapazitäten; es handelt sich um schwarzglänzendes Ding mit abgerundeten Ecken, das mit einem schicken Schutzbeutel kommt und zwei USB-Buchsen zum gleichzeitigen Aufladen von zwei Devices hat. Der Zusatz „2nd Gen“ bezieht sich auf die extreme Ladegeschwindigkeit in beiden Richtungen. Von Null auf Voll muss das Teil nur knapp zwei Stunden am Netz hängen. Ein Nexus 7 lädt es von 30% auf 100% in nicht einmal einer Stunde und damit gut 60% schneller als beim Laden übers Netzteil aus der Steckdose.

Let the sunshine in…
Nun war und bin ich ein großer Fan von Solarstrom. Ja, ständig bin ich auf der Suche nach Dingen, die mit der Kraft der Sonne angetrieben werden. So habe ich selbstverständlich das Projekt WakaWaka mit gecrowdfunded und bin stolzer Besitzer der gesamten Product-Range. Die Terrasse wird mit Lampen erhellt, die sich tags an der Sonne laben, um nachts Licht abzugeben. Nur an ein Solarpanel habe ich mich bisher noch nicht rangetraut, weil die Erfahrungsberichte eher negativ klangen. Aber nun bietet Anker auch solche portablen Dinger an, die das Sonnenlicht auffangen und in elektrischen Strom verwandeln. Da schlug ich zu – geleitet von der Idee, die Powerbank permanent am Solarpanel zu haben und so ständig voll geladen zu halten. Die Frage war nur, ob die Sonnenkraft in Düsseldorfer Breiten ausreichen würde.

Denn wenn der gelieferte Strom unter 1 Ampere liegt, kann die Powerbank nicht aufgeladen werden. Optimal sind 2 Ampere bei einer Leistung von mindestens 8 Watt. Der erste Versuch endete enttäuschend. Die Maiensonne steckte hinter fetten Wolken, das kleine zwischengeschaltete Messgerät zeigte nie mehr als 0,4 Ampere an. Nichts war es mit der Laderei. Aber einen Tag später kam dann kostenloser Strom in die Astro-Box. Richtig aufgestellt, ausgerichtet und nachgeführt kam das Anker-8W-Teil über Stunden auf Werte zwischen 1,0 und 1,4 Ampere. Um die halbvolle Powerbank auf 100% zu bringen, brauchte das Sonnensegel allerdings von morgens 10 Uhr bis abends 20 Uhr. Aber es geht…

Die gesamte Investition für Powerbank, Messgerät und Solarpanel beläuft sich auf rund 80 Euro. Die Presseabteilung meines Stromversorgers antwortete auf meine Frage, wie viel Strom denn ein Tablet zöge, die Kosten lägen pro mobilem Gerät erfahrungsgemäß bei rund 3 Euro pro Jahr. Da wir insgesamt sechs Geräte mit Akkus betreiben und an der Powerbank aufladen (auch die Akkus für die Digicams werden so gespeist), haben wir vermutlich knapp 20 Euro pro Jahr für den so verbrauchten Strom zu bezahlen. Wow, das private Solarkraft für den Digitalkram wird sich also nach vier Jahren vollständig amortisiert haben. Ist das nichts?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert