Aus der Werbung für einen mobilen Billig-Beamer (Screenshot)

Praxis: Besser fernsehen mit dem Beamer?

Legendär der Freund, der in den späten Neunzigern einen mächtigen Beamer besaß und damit Spielfilme quer durch den Häuserblock auf einen weißen Anbau warf, damit das ganze Viertel etwas davon hatte. Die Lichtkanonen waren ansonsten etwas für Konferenzräume vom digital-affinen Unternehmen. Zumal Otto Normalglotzer doch bloß von Bilddiagonalen in der Größenordnung anderthalb Meter für sein Fernsehprogramm träumte, und diese Dimension erreicht man heute bekanntlich schon mit einem stinknormalen 60-Zoll-Flatscreen. Da stellt sich dann schon die Frage, ob der geneigte Film-, Fernseh- und Videoglotzer mit einem dieser (relativ) preiswerten Beamer am Ende besser bedient ist als mit einem Riesen-Flachbildschirm.

Wenn von dieser Form einer Bewegtbildschleuder die Rede ist, fällt immer noch gern das leicht angestaubte Stichwort „Heimkino“. Das stammt aus der Zeit als Blu-Ray-Scheiben noch den ultimativen Movie-Genuss versprachen und die Dolby-Surround-Systeme das Wohnzimmer erobert haben. Auch wenn heute alle Welt von 4K und Ultra-HD (UHD) schwärmt, bleibt es eine Tatsache, dass die allermeisten Menschen einen Unterschied zum bewährten Full-HD nur wahrnehmen, wenn sie mit dem Kopf ganz dicht vor der Mattscheibe sitzen. Wir reden also realistisch von Spielfilmen, die vom Bildwerfer mit einer Videoauflösung von 1920 mal 1080 Pixeln (das sind 2.073.600 Pixel im Seitenverhältnis 16:9) ausgeben werden können.

Muss 4K beim Beamer sind?

Beamer gibt es sowohl in der Geschmacksrichtung 4K (Ultra-HD), als auch in Full-HD. In der Praxis erweist sich die gelieferte Auflösung als Garant für ein feines Bild als eher nachrangig; in der Regel wird der Unterschied überhaupt nur sichtbar, wenn auf einen speziellen Untergrund gebeamt wird. Da der Anteil an Streaming- und TV-Material in der höheren Auflösung ohnehin noch in der Minderheit ist, aktuelle Flat-TVs aber durchweg UHD liefern, vergleichen wir in diesem Beitrag diese Fernseh-Äpfel mit Full-HD-Mini-Beamern; denn UHD-Beamer bewegen sich immer noch in höheren Preisregionen.

Ein feiner LCD-Projektor von Epson für rund 600 Euro (Foto: Epson)
Ein feiner LCD-Projektor von Epson für rund 600 Euro (Foto: Epson)

Was macht einen Beamer überhaupt als Fernseheralternative attraktiv? Die Bildgröße ist es nur, wenn sehr große Diagonalen (jenseits der zwei Meter) angestrebt werden, also in einem Raum operiert werden soll, in dem die Dimensionen dies möglich machen. Viel öfter scheint es inzwischen Konsumenten zur Lichtkanone greifen zu lassen, weil sie keine Wand mehr mit einem Flatscreen verunzieren wollen, der eine im ausgeschalteten Zustand wie ein totes, schwarzes Auge anschaut. Dritte Variante: Der Film- und Fernsehgenuss draußen vor größerem Publikum – etwas, das Fußballfans lieben und gern zelebrieren.

Billig-Beamer für den mobilen Einsatz

Bei der mobilen Nutzung kommt es weniger auf die Leistungsdaten als vielmehr auf Größe und Gewicht an. Tatsächlich bietet der Markt Kleinstgeräte mit einem Gewicht von weniger als einem Kilo an, die angeblich Full-HD beherrschen und vom chinesischen Noname-Schuppen gefertigt weniger als 100 Euro kosten. Solche Maschinchen schießen das Licht teilweise mit weniger als 1.000 ANSI-Lumen ab und können das Bild mit einer maximalen Diagonale von rund drei Metern auf die Wand mit einem Kontrastumfang von selten mehr als 1.500:1 werfen. Als Lichtquelle wirkt in solchen kleinen und leichten Beamern in der Regel ein LED-Panel, dessen Strahlen per LCD in die Grundfarben aufgespaltet versendet wird. Wer bei der Suche nach einem solchen Gerät noch auf Exemplare mit Lampe stößt, sollte die Finger davon lassen – ob man jemals eine Ersatzlampe bekommt, steht je nach Hersteller und Formfaktor in den Sternen. Und trotzdem: Preiswerte Mini-Beamer haben überall das ihre Berechtigung, wo ein nicht allzu große Videobild mobil erzeugt werden soll.

Von Linsen und Lüftern
Tatsächlich führt am Probegucken vor dem Kauf eines Beamers kein Weg vorbei. Einen nicht zu unterschätzenden Unterschied bei der /subjektiv wahrgenommenen) Bildqualität haben nämlich die verbauten Linsensysteme. Gerade bei sehr billigen Kleinprojektoren finden sich Gläser, die allerlei Fehler produzieren. Die namhaften Hersteller setzen in allen Preiskategorien auf eine ordentliche Optik am Beamer, so viel ist sicher. Erzeigt die Lichtquelle Wärme, was bei UHPs der Fall ist, findet sich meist ein Lüfter im Projektor, und der erzeugt Geräusche – die den Filmgenuss empfindlich stören können.

Ein mobiler Mini-Beamer für knapp 80 Euro (Foto: QKK)
Ein mobiler Mini-Beamer für knapp 80 Euro (Foto: QKK)

Reden wir wieder vom Heimkino, muss ein Beamer schon mehr leisten. Der in ANSI-Lumen gemessene „Lichtstrom“ entscheidet über die Bildhelligkeit in Relation zum Umgebungslicht. Stehen hier Werte jenseits der 2.000 zu Buche, kann das gebeamte Bild auch ohne Verdunklung bei Tageslicht genossen werden; dann ist man zwar näher am LED-Flachbildschirm, aber in Sachen Kontrast immer noch weit davon entfernt. Wenig bekannt: Die gute alte Kathodenstrahlröhre kann eine Kontrastverhältnis von bis zu 25.000:1 erzielen, ein LC-Display schafft bloß 1.500:1, LED-Fernseher kommen auf Werte ab etwa 3.000:1, während mit der OLED-Technologie sogar ein Kontrast von bis zu 400.000:1 erreicht werden kann. Beim Genuss eines Spielfilms, so die Nutzererfahrung, wird alles oberhalb von 2.000:1 als halbwegs angenehm empfunden.

Drei Leistungswerte sind entscheidend

Es gilt also drei Leistungswerte bei der Auswahl im Blick zu haben: Auflösung (mindestens Full-HD), Lichtstromstärke (tageslichttauglich ab 2.000 ANSI-Lumen) und das Kontrastverhältnis (mehr als 2.000:1). Dabei handelt es sich um Mindestanforderungen, wobei aber „mehr“ nicht zwangsläufig „besser“ bedeutet. Da ist der Einfluss der verwendeten Technik am Ende doch wesentlich wichtiger. Am unteren Ende der Nahrungkette leben die LCD-Projektoren, bei denen LED-Panels als Lichtquelle dienen. Die Mehrheit der mittelpreisigen (zwischen ca. 300 und 1.000 Euro) Geräte zählen zu den DLP-Projektoren („Digital Light Processing“), die das Licht einer Lampe („Birne“) über Millionen Mikrospiegel zerlegen durch ein Farbfilterrad in die Grundfarben aufteilen und diese einzeln an die Wand werfen – die Mischung übernimmt das Auge des Betrachters. DLP-Beamer arbeiten kontraststark, liefern satte Schwarztöne und haben einen hohen Lichtstrom.

Eine Frage der Lichtquelle
Drei verschiedene Technologien finden sich bei den Lichtquellen: LED-Panels, Hochdrucklampen (UHP) und Laserdioden. UHP haben die geringste Lebensdauer, erzeugen aber einen guten Lichtstrom; wichtig beim Kauf eines Beamers ist herauszufinden, ob die benötigten Hochdrucklampen problemlos als Ersatzteil beschaffbar sind. Laserdioden bieten das beste aller Welten, sind aber teuer.

DLP-Projektor von InFocus (Foto: Dave Pape, Public Domain)
DLP-Projektor von InFocus (Foto: Dave Pape, Public Domain)

Noch relativ jung ist die LCoS-Technik („Liquid Crystal on Silicon“), bei der das Licht bei der Reflexion auf einer LC-Matrix aufgeteilt wird, so werden störende Pixeleffekte vermieden. Bei den Leistungswerten unterschieden sich LCoS-Beamer wenig von den üblichen LCD-Maschinen, sie sind lediglich teurer. Die Krone der Schöpfung stellen dann Beamer mit Laserdioden als Lichtquelle, der Technik, die auch bei den modernen Projektoren in Kinos zum Einsatz kommt. Mit Laserdioden lassen sich bessere Werte erzielen, und diese „Lampen“ haben eine wesentlich höhere Lebensdauer als die üblichen Hochdrucklampen (UHP). Dafür sind Laser-Beamer aber auch teurer in der Anschaffung.

Fazit

Preiswerte LCD-Beamer für unter 100 Euro sind dann durchaus als mobiler Ersatz für einen Fernseher zu empfehlen, wenn sie ein LED-Panel als Lichtquelle verwenden und kein allzu großes Bild gebraucht wird. Für den Heimkinobereich brauchbare LCD-Projektoren beginnen bei etwa 500 Euro; werden die mit einer UHP befeuert, ist der Griff zu einer bekannten Marke empfehlenswert. LCoS-Geräte sind selten und teuer (nicht unter rund 1.500 Euro), bieten aber eine Bildqualität auf dem Niveau von guter Flachbildschirme. Hochpreisige (über 6.000 Euro) DLP-Beamer erreichen Werte wie Kinoprojektoren und können riesige Bilder in überragender Qualität erzeugen.

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