Praxis: KI – So holen Sie am meisten aus ChatGPT, Bard und Bing Chatbot

Wir hier beim Digisaurier befassen uns bereits seit mehr als einem Jahr mit der Künstlichen Intelligenz in Form von Bild- und Sprachmodellen. Der Hype in den Nicht-IT-Medien hat uns ein bisschen überrascht. Nun stellt sich heraus, dass der Anteil User:innen, die tatsächlich schon persönlich und praktisch Services wie ChatGPT ausprobiert hat, relativ gering ist. Und viele, die das KI-Sprachmodell getestet haben, sind enttäuscht. Das hängt einerseits mit der von den Medien geschürten Erwartungshaltung zusammen, andererseits mit den bisher nur wenig verbreiteten Skills zur Nutzung.

Promptwriter sind sehr begehrt (Screenshot)
Promptwriter sind sehr begehrt (Screenshot)

Das Zauberwort heißt „Prompt Writing“. Jedes dieser Modelle hat einen Prompt, also ein Feld, in das man seine Frage eingibt. Diesen Vorgang nennt man neumodisch „Prompt Writing“. Weil die Qualität der Ergebnisse gerade bei den KI-Sprachmodellen entscheidend von der Fragestellung abhängt, bildet sich zurzeit ein neues Berufsbild aus, das des:der Promptwriter:in. Unternehmen suchen verzweifelt nach Menschen mit der entsprechenden Expertise, die ihnen helfen, die bestmöglichen Ergebnisse aus ChatGPT und Co. herauszuholen. Ein paar Einsichten helfen aber auch uns Normalwenwender:innen, die Sprachmodelle sinnvoll und mit dem gewünschten Nährwert zu bedienen.

1. KI-Sprachmodelle haben keine menschlichen Eigenschaften

Hört sich banal an, ist es aber nicht. Denn weil ChatGPT, Google Bard und der Bing Chatbot die sogenannte „natürliche Sprache“ interpretieren können, nehmen manche an, die Modelle „verstünden“ die Fragen. Das liegt daran, dass eine Mehrheit der Menschen es immer noch gewohnt ist, Computer mit Befehlen zu „füttern“. Dabei sind Computerprogramme schon seit mehr als 50 Jahren in der Lage, aus gebundenen Sätzen wie sie ein Mensch einem anderen gegenüber formulieren würde, die gewünschten Anweisungen herauszufiltern.

Der Chatbot von Bing liefert wertvolle Zusatzinformationen (Screenshot)
Der Chatbot von Bing liefert wertvolle Zusatzinformationen (Screenshot)

Das „Geheimnis“ der KI-Sprachmodelle besteht darin, dass sie nicht nur auf unvorstellbare Mengen an Worten und deren Bedeutung zugreifen, sondern in der Lage sind, Sätze grammatisch zu analysieren. Das Intelligente an den aktuellen Modellen besteht übrigens darin, dass sie mit jeder Frage lernen, dass sie also immer besser in der Lage sind, Zusammenhänge in den Eingaben zu dechiffrieren. Das besonders dann verblüffend, wenn in den eingetippten Sätzen Doppeldeutigkeiten vorkommen oder die Bedeutung sozusagen „zwischen den Zeilen“ steckt.

Letztlich tun Kollegen wie ChatGPT übrigens nichts anderes, als die eingegebene Frage in anderer Form zu wiederholen, zu bejahen oder zu verneinen und aus den im passenden neuronalen Netz gefunden Wörtern gebundene Sätze zu basteln, wobei die Wörter nach Wahrscheinlichkeiten gewählt werden. Insofern beantworten KI-Modelle menschliche Fragen auf ganz andere Weise als Menschen das tun. Und: Emotionen jedweder Art kennen die KI-Maschinen nicht; aktuell können sie diese nicht einmal nachahmen.

Tipp: Verwenden Sie bei einer Abfrage möglichst viele Wörter bzw. Begriffe, die Ihrer Ansicht nach zum Thema gehören.

2. KI-Sprachmodelle sind besonders gut darin, Inhalte zu finden

Der Verfasser dieses Beitrags nutzt ChatGPT beinahe täglich, aber NIE dazu, sich einen Text gleich welcher Art formulieren zu lassen. Für ihn ist dieses Sprachmodell (zunehmend übrigens auch Google Bard und Microsoft Bing) ein Werkzeug der Recherche. Er lässt sich beispielsweise Dinge erklären, die er bis dato nicht wusste. So ergab die Frage, ob und welche Unternehmen der Fintech-Branche bereits KI-Modelle einsetzen, eine Liste mit den Namen von fünf Firmen.

Google Bard antwortet gern kurz, knapp und präzise (Screenshot)
Google Bard antwortet gern kurz, knapp und präzise (Screenshot)

Wichtig bei solchen Recherchen mithilfe eines KI-Sprachmodells ist nicht so sehr der ausgegebene Text, sondern die konkreten Informationen, in diesem Fall die Namen der Unternehmen. Deren Websites wurden dann aufgesucht, um nachzuschauen, ob sie tatsächlich KI einsetzen. Auch ein Check des eventuell existierenden Wikipedia-Eintrags oder die Suche nach Artikeln über die gefundenen Firmen in den Online-Medien half und hilft in solchen Fällen weiter.

Wichtig: Lassen Sie sich bei der Recherche immer konkrete Namen und Daten nennen, nach denen Sie googlen können, um die Richtigkeit der Angaben zu überprüfen.

3. KI-Sprachmodelle können sich irren – und geben das auch zu

Beispiel (es geht um einen Artikel zur deutschen Geschichte): „Wann hat Kaiser Wilhelm II. begonnen, nicht-adlige Personen in den Adelsstand erhoben und welche Art Personen und Familien hat er dabei ausgewählt?“ ChatGPT lieferte eine korrekte Antwort, die aber vorwiegend auf einem Wikipedia-Artikel basierte. Dabei erwähnte ChatGPT den Begriff „sozialkaiserliche Politik“. Ein kurzer Check zeigte, dass dieser Begriff vom Historiker Wehler stammt, der aber damit ganz allgemein die Sozialpolitik im Kaiserreich meinte.

ChatGPT gibt Fehler zu und entschuldigt sich (Screenshot)
ChatGPT gibt Fehler zu und entschuldigt sich (Screenshot)

Darauf hingewiesen, dass dieser Begriff in der Fachliteratur jenseits von Wehler nicht vorkommt und zudem eine andere Bedeutung hat, entschuldigte sich ChatGPT und lieferte eine korrekte Beschreibung dessen, was Hans-Georg Wehler wirklich gemeint hat. Google Bard reagierte ähnlich – beide Modelle gaben ihre Ungenauigkeit zu. Nur der Bing Chatbot beharrte auf seiner Sicht. Dafür aber zeigt Bing immer die gefundenen Quellen samt Links an.

Tipp: Benutzen Sie bei komplexen Themen am besten die drei genannten KI-Sprachmodelle, checken Sie die Antworten und weisen Sie die Bots auf Fehler hin.

4. KI-Sprachmodelle haben einen begrenzten Zeithorizont

Um es klar zu sagen: Ein Großteil der Informationen, auf denen die KI-Sprachmodelle aufbauen, mit denen sie trainiert werden, wurden und werden immer noch von schlecht bezahlten Helfern manuell eingetippt. Denn nur mit einem Grundstock an Texten kann der Selbstlernprozess initiiert werden. ChatGPT weist im Fall des Falles darauf hin, dass sein „Wissensstand“ bei September 2021 liegt. Die Frage nach dem amtierenden Fußballmeisters Nepal 2022 kann dieses Sprachmodell nicht beantworten – und gibt das auch zu.

ChatGPT gibt zu, dass es Aktuelles nicht kennt (Screenshot)
ChatGPT gibt zu, dass es Aktuelles nicht kennt (Screenshot)

Da haben Google Bard und der Bing Chatbot einen Vorteil, weil sie eben nicht nur aus dem antrainierten Sprachschatz schöpfen, sondern aktuelle Ergebnisse ihrer Suchmaschinen einbeziehen.

Tipp: Wenn Sie Informationen jenseits des Zeithorizonts September 2021 bei ihren Recherchen brauchen, greifen Sie besser zu Google Bard oder den Bing Chatbot.

Zusatztipp: Content-Generator Neuroflash

Bereits im September 2022 haben wir ihn empfohlen, den Content-Generator Neuroflash. Der nutzt (zurzeit noch) das Modell GPT-3, das auch den Kern von ChatGPT bildet, dazu aber auch mehrere KI-Bildmodelle. Das bedeutet, dass Sie mit Neuroflash komplette bebilderte Texte verfassen lassen können.

neuroflash kann auch KI-generierte Bilder...
neuroflash kann auch KI-generierte Bilder…

Das klappt erstaunlich gut, jedenfalls besser als mit den bekannteren KI-Sprachmodellen. Die Plattform bietet verschiedene Beitragsformen an, lässt Änderungen an den Überschriften und am Text selbst zu und berücksichtigt diese beim Weiterschreiben. Für Menschen, die sich vor dem März 2023 für Neuroflash entschieden haben, ist die Nutzung kostenlos. Wer sich jetzt registriert, bekommt für monatlich 80 Euro den vollen Zugriff und einen ganzen Haufen Zusatzfunktionen, die in der kostenlosen Version nicht enthalten sind. Besonders gut ist Neuroflash übrigens beim Verfassen von Produktmeldungen und Blogbeiträgen.

Fazit

Jenseits des Hypes sind KI-Sprachmodelle wertvolle Werkzeuge für alle, die Texte zu verschiedensten Themen erstellen wollen oder müssen. Am wertvollsten sind ChatGPT, Google Bard und Bing Chatbot beim Recherchieren von Themen, mit denen man sich nicht auskennt. Die von diesen Modellen verfassten Texten genügen dagegen gehobenen Ansprüchen an die Textqualität nicht.

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