Da sprachen sie noch nicht miteinander, die Mi-Devices (Foto: Digisaurier)

Smarthome-Abenteuer, die 735. – Mein Leben mit Mi

Treue Leser:innen dieses wundervollen Blogs wissen, dass wir uns schon seit gut acht Jahren mit dem Thema Smarthome befassen. Wir glauben dran, dass sich ein Zuhause so digitalisieren lässt, dass Menschen es dort besser haben können. Also hat der Verfasser dieses Beitrags nun schon seit 2014 jede Menge Zeit und Geld in die Automatisierung verschiedener Hausfunktionen gesteckt. Und hat dabei tolle Abenteuer erlebt. Zuletzt dieser Tage mit dem Versuch, die Xiaomi-Geräte Mi Home Security Camera 360° und die Mi Smart Clock miteinander zu verbinden. Während die Indienststellung des klugen Nachttischweckers, einem Okay-Google-Gerät noch halbwegs schmerzhaft verlief, entwickelte sich der Versuch, die Überwachungskamera ans Laufen zu bringen zur Realkomödie.

Die Mi Home Security Camera - wie ein kleiner Roboter (Foto: Digisaurier)
Die Mi Home Security Camera – wie ein kleiner Roboter (Foto: Digisaurier)

Denn, die spricht nur Chinesisch. Der mit einem Straßenpreis von rund 40 Euro zugegeben sehr preiswerten Kamera liegt ein origami-artig gefaltetes Blättchen bei, das ein sechsseitiges Manual darstellen soll. Der Experimentator hat es mit dem Smartphone geknipst, vergrößert und dann ausgedruckt. Hätte er sich sparen können, denn a) fand er diese Bedienungsanleitung nach langem Suchen auch im Netz und b) war er nach der Lektüre so schlau wie zuvor.

Überwachungsvideo, eben... (Screenshot)
Überwachungsvideo, eben… (Screenshot)

Natürlich gibt es auf YouTube Unpacking-Videos in englischer Sprache, und schließlich hatte sich genau EIN User die Mühe gemacht, eine brauchbare Schritt-für-Schrittanleitung zu verzapfen und zu veröffentlichen. Dabei erklärt einem die 360°-Kamera selbst, was zu tun ist … auf Chinesisch. Denn wenn man das Ding, das aussieht wie ein winziger Roboter ohne Arme und Beine, per USB-Kabel und Ladestecker mit dem Stromnetz verbindet, setzt es sich erst in Bewegung und quatscht einen dann in seiner Muttersprache an. Und wiederholt in regelmäßigen Abständen den immergleichen Satz. Der Autor dieses Laborberichts hätte es töten können…

Die Mi Smart Clock als Nachttischwecker (Foto: Digisaurier)
Die Mi Smart Clock als Nachttischwecker (Foto: Digisaurier)

Bevor es losgehen kann, muss erst die Mi-Home-App geladen werden. Nein, man muss keinen Account anlegen, aber es hilft an einer unvermuteten Stelle. Außerdem sollte man den vergrößerten Ausdruck des Manuals bereitlegen. Auf dem findet sich ein QR-Code, der anscheinend wichtig ist, aber sich später lediglich als Link auf den App-Store und der App (die man schon hat) entpuppt. Damit es weitergeht, muss eine temporäre Wlan-Verbindung zwischen dem Handy und der Kamera hergestellt werden. So ist die App in der Lage, das Roboterchen per Scan zu finden und eine Verbindung herzustellen … im siebten, achten oder neunten Versuch.

So sieht's aus - das Überwachungsvideo (Screenshot)
So sieht’s aus – das Überwachungsvideo (Screenshot)
Und dann wird’s urkomisch. Nun muss ein vierstelliger Code in der App eingegeben werden. Den liest die Quäkstimme der Mi-Cam lauthals vor. Nun spricht der Verfasser dieser Zeilen wirklich keine Silbe Mandarin, hatte also keinen Schimmer, welche Ziffern einzutippen waren. Und die Stimme wiederholte den Code in regelmäßigen Abständen … er hätte sie töten können. Bis ihm einfiel, dass sein Google Pixel 6 Pro ja über einen eingebauten Echtzeitübersetzer verfügt. Den rief er auf und stellte auf „Chinesisch zu Deutsch“ ein. Hurra! Der Translator half umgehend und warf die Zahlenfolge 6548 aus.

Alles eine Frage des Standards
Wer schon länger in der digitalen Welt der Computer unterwegs war, weiß: Ohne die Standardisierung hätte sich der Computer für jedermann:frau niemals durchgesetzt. Nie hat sich die technische beste Lösung durchgesetzt, immer dagegen die, die zum Standard auf ihrem Feld wurde – zum Beispiel MS-DOS und Windows. Das Herr an Anbietern im Smarthome-Markt schafft es seit gut zehn Jahren nicht, sich auf Standards zu verständigen. Google ist mit seiner Nest-Politik noch am nächsten dran. Aber selbst Unternehmen wie Xiaomi, die ihre Devices angeblich nest-kompatibel gemacht hat, irren mit eigenen Smarthome-Apps und absurden User-Interfaces umher. Und dann ist da noch der Krieg der Assistenten zwischen Frau Alexa und dem Typen namens Okay Google … von Apples Nischenlösungen und Siri ganz zu schweigen.

Komischerweise verläuft die Inbetriebnahme der Mi Smart Watch im Vergleich völlig problemlos. Die wird nämlich über die Google-Home-App ausgeführt. Diese App findet den Wecker beim Scan beinahe sofort und verbindet ihn mit dem Google-Smarthome-System, in dem schon eine Reihe smarter Steckdosen und Schalter wohnen sowie ein Samsung-Smart-TV. Fun Fact: Der Fernseher hört sowohl auf Alexa, als – per Chromecast – auch auf Google. Verrückte Smarthome-Welt… Diese Mi Smart Clock (teilweise für nur 30 Euro zu haben) ist der ideale Ersatz für jeden Radiowecker und bietet eine lustige, jedoch praxisnahe Mischung an Funktionen, da ist die vielfältige darstellbare Uhrzeit noch die einfachste.

Die Mi Smart Clock kann auch Musik und Fotos (Foto: Digisaurier)
Die Mi Smart Clock kann auch Musik und Fotos (Foto: Digisaurier)

Schließlich, so Xiaomi in ihren Reklameunterlagen, kann die Smart Watch die Aufnahmen der Home Security Cam anzeigen. Also, theoretisch… Ja, eigentlich soll die Überwachungskamera auch per Chromecast auf den Fernseher streamen können. Gefühlte 180 Versuche unternahm der schmerzfreie Autor dieses Artikels bis er, dem Wahnsinn nah, aufgab. In der folgenden Nacht konnte er nicht schlafen, weil ihn kleine, einäugige Roboter verfolgten und in chinesischer Sprache auf ihn einredeten. In den frühen Morgenstunden hatte er dann die Erleuchtung: Konnte ja nicht funktionieren! Wenn das am Chromecast hängende TV-Gerät und die Mi Smart Clock doch im Google-Home-Kosmos leben und die Kamera im Mi-Home-Universum, dann bräuchte es ein Wurmloch, damit die sich verstehen könnten.

Also flugs die Mi Home Security Camera 360° auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt und die blöde Mi-Home-App ausradiert. Und dann versucht, die Kamera über Google Home einzubinden. Tä-täää – nach gefühlt 180 Versuchen gelang es. Natürlich nicht automatisiert per Scan, sondern ganz klassisch manuell. Jetzt kann der unfassbar geduldige Verfasser dieses Abenteuerromans seine schlafenden Hunde, wenn sie allein daheim sind, wie geplant per Smartphone beobachten, aber sich den Zustand des Wohnzimmers auch auf seinem Radiowecker zeigen lassen. Und auf dem Fernseher, was aber irgendwie sinnlos ist, denn der steht ja in dem Raum, den es zu überwachen gilt.

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