Google Home (rechts) schlägt Amazons Alexa (links)

Sprachassistenten: OK, Google, du hast gewonnen…

Wir Digisaurier wissen: In der Geschichte der Computerei hat sich fast nie das technisch Bessere durchgesetzt, sondern das, was zum Standard wurde. Das gilt für Prozessoren genauso wie für Betriebssysteme, aber auch für schnöde Dinge wie Stecker und Kabel. Spannend wird’s immer dann, wenn ein Thema zum Hype wird und sich gleich mehrere große Unternehmen in Konkurrent zueinander begeben. Nun wohnen bei uns schon seit Längerem die Damen Siri, Alexa und Cortana sowie der gendermäßig nicht näher definierte Google Assistant. Gewonnen hat jetzt Letzterer – weil er bei uns den Standard darstellt.

Bei der Bewertung fielen Siri und Cortana gleich aus dem Rennen, erstere, weil bis auf ein iPhone keine weiteren iOS-Geräte im Haushalt existieren, und die Microsoft-Dame, weil sie auf keinem der mobilen Devices nutzbar ist. Mit Alexa haben wir in zweieinhalb Jahren insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Allerdings hält sich der praktische Nutzen immer noch in recht engen Grenzen. Um sich mal eben eine bestimmte Musik zu wünschen, braucht man ein Amazon Echo genauso viel oder wenig wie irgendeinen per Sprache steuerbaren Lautsprecher. Die Verbindung zu unserem Smarthome-Systemen, das aus verschiedenen Komponenten verschiedener Hersteller besteht, ist handgeklöppelt und funktioniert nicht immer reibungslos. Was aber im Prinzip nützlich sein soll an den Sprachassistenten, damit betrauen wir Alexa äußerst selten.

Google hat auch Filme mit Bill Nighy im Angebot
Google hat auch Filme mit Bill Nighy im Angebot
Szenario Spielfilm: Wir haben uns einen Streifen ausgesucht und lassen ihn fröhlich streamen. Pötzlich taucht die Frage auf, ob der wunderbare Schauspieler Bill Nighy tatsächlich in einem Film der Rosaroten-Panther-Reihe mitgetan hat. Nun könnte man Alexa konsultieren und würde sicher eine Antwort bekommen (wobei die Amazon-Dame bei solchen Themen erschreckend oft „Das weiß ich nicht.“ sagt). Tatsächlich aber greifen wir instinktiv zum Android-Tablet oder -Smartphone und wecken den Assistenten mit einem netten „OK, Google“ auf. So wie wir das oft und gern tun, wenn wir unterwegs und die Echo-Dose nicht in der Nähe ist.

Die Wunderlist-App für Android
Wunderlist lässt sich prima als Einkaufszettel auf dem Snartphone nutzen
Szenario Einkaufsliste: Es gibt bei uns nicht nur einen gemeinsamen Google-Kalender, sondern auch Shopping-Listen auf Basis der tollen Wunderlist-App. Einen Termin per Sprache einzugeben, ist mit dem Google-Assistant natürlich simpel; es bleibt ja in der Familie. Tatsächlich erkennt dieser freundliche Helfer auch auf Anhieb eine Wunderlist – wenn man ihm einmal erklärt hat, dass diese App benutzt wird. Alexa tut sich da schwerer und verlangt nach einem speziellen Skill. Also geht das Eintragen neuer Dinge bei uns so: „OK, Google, setz Tomaten auf die Einkaufsliste.“ Klappt immer.

Google-Map kann auch ÖPNV
Google-Map kann auch ÖPNV
Szenario Fahrplan: Grandios gescheitert ist Alexa bei Verbindungen im hiesigen ÖPNV. Klar, Amazon betreibt ja auch keinen Kartendienst samt Navigation. Google tut das mit der guten, alten Map-Anwendung, die mittlerweile viel, viel mehr bietet als bloß Online-Karten. Per Sprache kann man den Assistenten nicht nur bitten, eine Verbindung per Bus und Bahn von A nach B zu errechnen, sondern auch gleich nach der nächstgelegenen Haltestelle und der nächsten passenden Abfahrtszeit fragen. Funktioniert bestens.

Der Anker-Magnethalter mit den bösen Krallen
Szenario Anrufen und Whatsappen: Ja, geht mit Alexa auch. Irgendwie. Haben wir nur nie gemacht. Wer eine Message verschicken oder jemanden anrufen will, greift eben doch zum Smartphone und … tippt und tapt. Nun haben wir inzwischen im Auto einen Magnethalter fürs Handy, und plötzlich haben wir die ultimative und universelle Freisprecheinrichtung – dank Google. Das Ding wird per „OK, Google“ aufgeweckt und empfängt die Befehle. „Christian anrufen.“ Klar, das kennt man ja. „Whatsapp an die Walfischgruppe“ mit anschließendem Diktieren oder Anfertigen eine Sprachnachricht. Scheint banal. Aber, wie wär’s mit „OK, Google, Lies mir die letzte Whatsapp von Stefan vor.“?

Alexa bevorzugt Amazon Music
Alexa bevorzugt Amazon Music
Ja, Google weiß viel über uns. Das ist für die Arbeit mit dem Assistenten von Vorteil. Welche Risiken dieser Fundus an sehr persönlichen Informationen mit sich bringt, dürfte mittlerweile jedem Digital-Nutzer klar sein. Sowohl bei Amazon, als auch bei Google geht es ums Datensammeln und in der Folge darum, uns etwas zu verkaufen. Allerdings geht der Jeff-Bezos-Verein dabei deutlich aggressiver zu Werk. So wird beim Erfüllen von Musikwünschen natürlich immer Amazon Music angezapft, und das wird ja nach einer gewissen Nutzungszeit kostenpflichtig. Natürlich bietet Google bei unspezifisch geäußerten Songanfragen immer auch Musik aus seinem Play-Store an, aber man kann problemlos verlangen, dass doch bitte bei Spotify oder, ja, auch Amazon Music gesucht werden soll.

Für eine Familie, die im Google-Android-Kosmos kreist, bietet der OK-Assistant einfach mehr Nutzen. Deshalb hat er bei uns gewonnen. Zur Zeit wird er gerade auf seine Arbeit als Smarthome-Koordinator trainiert, und darauf, Musik und Filme auszuspielen, die sich auf dem heimischen NAS hausen. Über die Google-Home-Dose soll das möglich sein, sagt man. Wir werden darüber berichten.

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