Ein mögliches Streaming-Setup: Systemkamera, Notebook+ Elgato Cam Link

Videokonferenz konkret: Zoom, Teams, Hangouts und FaceTime – welche Plattform ist die beste?

Die Corona-Krise hat die Mitarbeiter vieler Firmen ins Homeoffice getrieben, digitale Kommunikation mit Kunden und Kollegen ist Trumpf. Besonders aber suchen Unternehmen und Freiberufler nach virtuellen Alternativen zum klassischen Meeting. Da bieten sich Videokonferenzen natürlich an. Wie sehr diese Form des persönlichen Austausches gerade ankommt, zeigt der Boom der Videokonferenzplattform Zoom, aber auch das gigantische Interesse an Microsofts Neuling Teams. Wir haben uns die verschiedenen Möglichkeiten genauer angeschaut.

Aus Skype for Business wird Microsoft Teams

Microsoft Teams - mehr als nur Video-Conferencing
Microsoft Teams – mehr als nur Video-Conferencing
Es soll Menschen geben, die noch nie geskypet haben, sagt man. Für den großen Rest von uns ist dieses Kommunikations-Tool aber schon lange das Mittel der Wahl, im Privaten mit Familienmitgliedern und Freunden überall auf dem Globus, aber auch nebenan Videotelefonate zu führen. Skype ist nach Internetmaßstäben gerechnet schon uralt und – weil seit 2011 im Besitz von Microsoft – bestens ins Windows-Ökosystem integriert. Von Hause aus ist Skype ein Instant-Messaging-Dienst, der aber schon früh in seiner Entwicklung mit Features für die IP- und Bildtelefonie und für Videokonferenzen ausgestattet wurde. Die Skype-App zählt seit einiger Zeit zum App-Paket von Windows 10, sodass jeder, der an einem aktuellen Windows-PC arbeitet, skypen kann. Wenn es wirklich nur darum geht, dass sich die Teilnehmer an einer Telefonkonferenz auch sehen können, reicht Skype selbst für professionelle Anwendungen völlig aus.

Das gute, alte Skype – jetzt auch fürs Business
Auch wenn sie den Begriff „Skype“ im Namen führte, war Skype for Business eine eigenständige Anwendung, die den Themenkreis IP- und Bildtelefonie und Videokonferenzen um diverse Collaboration-Tools erweitert hat. Ab 2018 hat eine nun Microsoft Teams seinen Vorläufer abgelöst und wird zurzeit heftig beworben. Das Schöne an Teams ist, dass es fester Bestandteil von Office 365 Business ist. Das heißt: Wer diese Version von Office abonniert hat, bekommt Teams kostenlos dazu. Wie der Name vermuten lässt, ist das Team als Kommunikationseinheit Basis der ganzen Sache. Ein Team besteht aus festen Mitgliedern, die Gäste einladen können. Jedes Team kann mehrere Kanäle einrichten, in denen alle Beiträge aus Chats sowie freigegebene Dokumente abgelegt werden können.

So betrachtet ist Teams erst einmal ein ziemlich vielseitiges Instrument der Zusammenarbeit, das große Teile des internen Mailverkehrs überflüssig macht. Wird es für Videokonferenzen eingesetzt, ähnelt die Nutzung aber stark dem guten, alten Skype bzw. Skype for Business. Neben der reinen Bildtelefonie, bei der mehrere Teilnehmer per Splitscreen zu sehen sein können, steht immer ein Chat zur Verfügung, in dem Textnachrichten sowie Bilder und Videoclips weitergegeben werden können. Möglich ist aber auch, dass Teilnehmer ihren Desktop freigeben, sodass die anderen sehen können, was sich dort abspielt. Auch das gemeinsame Arbeiten an (Onedrive)-Dokumenten ist möglich. Das alles funktioniert (weil es eben auf erprobten Technologien, Tools und Features beruht) absolut reibungslos und ist intuitiv bedienbar.

Natürlich läuft MS Teams nicht nur per App in einer Windows-Umgebung (PC, Notebook, Tablet), sondern auch auf Devices, die Android- und iOS-Apps nutzen können (Tablets, Smartphones). Der einzige nennenswerte Nachteil dieser Lösung ist, dass die Implementierung in die Unternehmens-IT doch eher etwa für Administratoren ist. Denn um Teams für Videokonferenzen nutzen zu können, muss es für die Nutzung als Kollaborationsplattform eingerichtet werden. Für Gäste, die zu solchen virtuellen Meetings eingeladen werden, ist der Gebrauch dagegen kinderleicht.

Google Hangouts – fast schon ein Veteran der Szene

Google Hangouts, für Menschen, die mit Google leben
Google Hangouts, für Menschen, die mit Google leben
So richtig zum Standard ist dieser Videotelefonieveteran aus dem Google-Stall nie geworden – vielleicht, weil er zu früh da, vielleicht aber auch, weil Hangouts ursprünglich in Google Waves bzw. in den gescheiterten Facebook-Konkurrenten Google+ integriert war. Inzwischen ist sogar fraglich, ob das ursprüngliche Hangouts als Tool für Privatkunden überhaupt noch weitergeführt wird. Vom Typ her handelt es sich auch hier um einen Instant-Messenger-Service mit Videokonferenzmöglichkeiten, der in vieler Hinsicht dem guten, alten Skype ähnelt.

Weil Hangouts in einer Google-Cloud lebt, können nur Menschen, die über einen Google-Account (Gmail-Adresse!) verfügen an Hangouts teilnehmen. Das geht entweder über die Gmail-Seite oder die eigene Hangouts-Seite im Browser oder die entsprechende Android- oder iOS-App. Wobei man hier schon auf einen winzigen Nachteil stößt: Hangouts läuft bestens in Googles eigenem Chrome-Browser, ziemlich gut in Firefox und nur mit Hilfe von Erweiterungen im MS Explorer und Apples Safari.

So einfach lädt man jemand zu einem Hangout ein
So einfach lädt man jemand zu einem Hangout ein
Ansonsten bieten Hangouts alles, was man für professionelle Videokonferenzen braucht. Natürlich sind alle Teilnehmer immer am Bildschirm zu sehen, der aktuelle Desktop kann allen gezeigt, Videos, Fotos, Sticker und der aktuelle Standort auf einer Google-Map können geteilt werden. Während an Chats bis zu 150 Personen teilnehmen können, sind bei Videokonferenzen nur 10 (bzw. 25 bei der Business-Version) Teilnehmer möglich.

Auch Google Hangouts funktioniert gut und ist für die meisten, die sich mit Google-Anwendungen auskennen, intuitiv bedienbar. Aber Achtung: Rund um diese Anwendung ist bei Google vieles in Bewegung. Angekündigt ist, dass aus Hangouts zwei Produkte werden, nämlich Chat und Meet, wobei letzteres allem Anschein nach in Richtung Microsoft Teams geht, während Hangouts Chat dann dem guten, alten Skype entsprechen wird.

Zoom, der Shooting-Star bei den Videokonferenzplattformen

Fröhliche Homeofficer meeten virtuell mit Zoom
Fröhliche Homeofficer meeten virtuell mit Zoom
Zoom boomt in den Zeiten der Seuche. Was wohl daran liegt, das keine andere Videokonferenzlösung so leicht aufzusetzen und zu benutzen ist. Und weil es eine kostenlose Variante gibt, bei der man aber auf allerlei Werbeeinblendungen gefasst sein muss. In der Gratisversion können immerhin bis zu 100 Teilnehmer maximal 40 Minuten lang meeten. Die Benutzeroberfläche ist simpel und intuitiv zu benutzen, die Videoqualität ist ordentlich. Die wichtigsten Kollaborationswerkzeuge gibt es auch, u.a. kann man den eigenen Screen mit den anderen Teilnehmern. Im Prinzip ist alles vorhanden, was man für virtuelle Meetings braucht. Leider ist gerade die kostenlose Version ins Gerede gekommen, weil Datenschützer DSGVO-Verstöße festgestellt haben und sich herausgestellt wird, dass Zoom Daten an Facebook weitergibt.

Zoom macht Videokonferenzen einfach - auch auf dem Smartphone
Zoom macht Videokonferenzen einfach – auch auf dem Smartphone
So gesehen kann Zoom nicht als langfristig Videokonferenzlösung für Firmen empfohlen werden. Das sieht bei den kostenpflichtigen Versionen (ab 14 Euro pro Monat) anders aus, die nicht nur werbefrei sind, sondern eine bessere Videoqualität und ein ganzes Bündel an Administrations-Tools und Nutzer-Features bieten. Wo es weniger um die gemeinsame Arbeit an Projekten und den zugehörigen Dokumenten geht, sondern mehr um die Face-to-Face-Kommunikation von Homeoffice-Arbeitern untereinander und mit den Kollegen im Büro, das bietet sich ein Zoom-Abo als Lösung an.

FaceTime, das Ding für die Apple-Gemeinde

FaceTime, die Videokonferenzlösung für Apple-Menschen
FaceTime, die Videokonferenzlösung für Apple-Menschen
Schick ist FaceTime und wirklich nahtlos in das MacOS- und iOS-Universum integriert – soviel ist klar. Aber, was sich wie ein Vorteil anhört, ist gleichzeitig ein Nachteil: Virtuelle Meeting mit Hilfe von FaceTime sind nur unter Apple-Usern möglich. Punkt. Also eignet sich dieser Dienst eigentlich nur für Videokonferenzen unter den Mitarbeitern von Unternehmen, die voll und ganz auf Mac, iPad und iPhone setzen.

Discord und weitere Alternativen

Discord - eine Chat-Plattform nicht nur für Gamer?
Discord – eine Chat-Plattform nicht nur für Gamer?
Über Discord als Alternative zu den Messengern wie WhatsApp, Telegram und Threema haben wir vor Längerem berichtet. Weil dieser Dienst aus der Gamer-Szene kommt, enthält er von Hause aus Funktionen, mit den man Videokonferenzen samt Screen-Sharing veranstalten kann. Das klappt auch alles ziemlich gut, fühlt sich aber für Leute, die selten oder nie Games zocken, irgendwie seltsam an.

TeamViewer ist dagegen als Fernwartungssystem entstanden und hat sich in Richtung Application- und Data-Sharing weiterentwickelt. Wobei inzwischen auch Videokonferenzen mit diesem weitverbreiteten Kollaborationswerkzeug möglich sind. In der Praxis bedeutet dies aber, dass TeamViewer als Tool für Videokonferenzen in Homeoffice-Zeiten vor allem sinnvoll ist, wenn ein Unternehmen es ohnehin einsetzt.

Allein an der Menge an Usern gemessen, ist Cisco WebEx der Standard für Videokonferenzen. WebEx ist Teil des Cisco Collaboration Portfolios, das viele der größten Unternehmen der Welt nutzen, um die Zusammenarbeit ihrer Leute rund um den Globus zu organisieren. Wie die anderen Bestandteile ist WebEx ein SaaS (Software as a Service), aber nicht teurer als Zoom. Eine persönliche, kostenlose Version gibt es auch.

Fazit

Bei der Auswahl des richtigen Videokonferenzsystem kommt es entscheidend darauf an, in welchem der Systeme man lebt. Unter Apple-Menschen ist ganz klar FaceTime der Hit – aber nur, wenn nie Nicht-Apple-Nutzer eingebunden werden sollen. Wo im Unternehmen ganz auf Microsoft gebaut wird, dürfte Teams das Ding der Wahl sein. Werden virtuelle Meetings außerhalb der Krise eher selten stattfinden, kann man zu Zoom greifen. Bei Google Hangouts kann man nicht ganz falsch liegen. Wo ohnehin Cisco-Tools oder TeamViewer eingesetzt werden, kann man getrost in der jeweiligen Anwendungswelt bleiben.

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