Um die Frage in der Überschrift gleich zu beantworten: Nein, ich brauche die Artifact-App nicht. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es allzu viele Anwender:innen gibt, die sie brauchen. Wobei die Betonung auf „brauchen“ liegt, denn diese App tut nichts anderes als auf die (angeblichen) Bedürfnisse von User:innen zugeschnittene Medienartikel zu sammeln und zu präsentieren. Das können andere Anwendungen schon lange.
Wir wissen heute, wozu das führte – nämlich dazu, dass Instagram für einige zur führenden Social-Media-Plattform noch vor Facebook, YouTube und TikTok wurde. Die Gründer selbst waren durch den Verkauf und durch Facebook-Aktienoptionen, die Teil des ursprünglichen Deals waren, richtig reich. Man schätzt, dass Systrom inzwischen gut 1,5 Milliarden Dollar schwer ist.
Man kann also einen Artikel, der übrigens innerhalb von Artifact angezeigt wird, speichern – so wie in Pocket – und teilen. Außerdem kann man auf einen nach unten gerichteten Daumen klicken und damit zeigen, dass man den Beitrag nicht mochte. Dieses Verhalten wird ausgewertet und fließt in die zukünftige Auswahl ein. Die Artifact-Macher nehmen dabei den Modebegriff „künstliche Intelligenz“ in Anspruch und behaupten, die präsentierte Auswahl an News werde so immer mehr auf die Anforderungen der:des jeweiligen Nutzer:in angepasst. Nun ja, ob das schon unter KI laufen sollte, ist fraglich.
Das gilt auch für den Abschnitt „Headlines“, in dem unabhängig von den Einstellungen Artikel ausgeliefert werden, die nach gewissen – nicht transparenten – Kriterien besonders heiß sind. Das kennen wir von Twitters „most trending“ her.
Aktuell ist Artifact gerade dem Beta-Stadium entschlüpft und berücksichtigt nur englischsprachige, vor allem us-amerikanische Quellen, wobei deren Auswahl außerhalb der gewählten Themengebiete nicht transparent ist. Selbst wenn aber auch die deutsche Medienlandschaft ausgewertet wird, fragt sich, ob Artifact je mehr sein wird als ein Spielzeug für absolute News-Junkies.