Oculus Rift - ein Gadget zumn Staunen

Was zur Hölle… ..sind denn nun schon wieder VR-Brillen?

[Foto: (c) Oculus]

Es dürfte mehr als ein Dutzend Jahre her sein, als mir auf irgendeiner Computermesse jemand einen Helm überstülpte und mich in das schickte, was die zugehörige Company „Virtual Reality“ nannte. Mir wurde schlecht. Was ich sah, war weder beeindruckend, noch sah es nach irgendeinem zukünftigen Spaß aus – es beeindruckte lediglich mein Gleichgewichtsorgan. Und nun ist VR – wie der Begriff inzwischen allgemein abgekürzt wird – plötzlich „das nächste große Ding“. Wir Digisaurier wissen aus langer Erfahrung: Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas, was als „nächstes großes Ding“ gehyped wird, selten wirklich zum „nächsten großen Ding“ wird, ist gering. Vielleicht, auch das hat sich über die Jahre immer wieder bewiesen, muss VR jetzt gerade so dramatisch hochgejubelt werden, weil drei Hersteller endlich brauchbare VR-Brillen auf den Markt bringen. Und die wollen ja schließlich verkauft werden. Und zwar zu happigen Preisen.

Das gilt vor allem für das beinahe schon mystische Oculus Rift. Bekanntlich hat der nette Herr Zuckerberg den Laden vor knapp zwei Jahren für schlappe 2,3 Milliarden US-Dollar gekauft, weil er an VR glaubt. Wenn aber der nette Herr Zuckerberg dran glaubt und dies durch den Kauf eines Herstellers belegt, dann meinen viele, man müsse auch dran glauben. Das sah bei der Präsentation von Samsungs Gear VR noch ganz anders aus. Da meckerten viele über den hohen Preis, anfangs rund 200 Euro, und fragten sich, wofür das denn gut sei. Inzwischen kostet das Gear VR meist nur noch 100 Euro und läuft mit derselben Software wie das Rift – und die hat Oculus mit dem Geld von Facebook entwickelt.

VR-Brille selbstgebastelt
Nüchtern betrachtet ist eine VR-Brille nichts anderes als ein Device, das den Augen ein räumliches Bild liefert – man kennt das aus dem 3D-Kino oder vom 3D-TV (der bekanntlich gerade ausstirbt). Das hat schon vor einiger Zeit ein paar clevere Google-Leute auf die Idee gebracht, einen Vorsatz für Smartphone-Displays zu entwickeln, der dem Auge 3D vorgaukelt. Weil der aus Pappkarton gefertigte Prototyp so knuffig war, hat man eine Serie von VR-Cardboards aufgelegt, die der Käufer selbst zur Brille faltet. Voll auf den Trend aufgesprungen sind dann mehrere Smartphone-Hersteller – zum Beispiel LG – die ihren neueren Modellen solche Vorsätze gleich mitliefern; kostenlos, weil niemand dafür ernsthaft Geld ausgeben möchte.

Google bietet VR-Dinger aus Pappe zum Selberbasteln an
Google bietet VR-Dinger aus Pappe zum Selberbasteln an – als Content-Lieferant dient das Smartphone

Außerdem haben viele kleine Gadget-Bastelbuden allerlei Vorsätze aus Plastik im Angebot. Die Idee ist einfach: Wird auf dem Smartphone-Display ein 3D-fähiges Bild angeboten, kann es der Anwender mit der „Brille“, in der das Phone steckt, räumlich sehen. Nun ist ja das 3D-Bild nur die absolute Mindestvoraussetzung für den Aufenthalt im virtuellen Raum. Entscheidend ist, dass das angebotene Bild praktisch unendlich ist und sich der Gucker darin frei umschauen kann. Geometrisch betrachtet handelt es sich um Projektion auf die Innenseite einer Kugel, in der der Kopf des Betrachters steckt. Wendet der seine Birne nach links, sieht er, was zuvor links außerhalb seines Blickwinkels war. Bewegt er sich vorwärts, kommen die Dinge im Bild näher, auf die er sich zu bewegt – und so weiter.

Der Kopf als Mittelpunkt der virtuellen Welt
Jetzt wird’s ein wenig komplizierter als bei der schnöden 3D-Glotzerei. Denn das bildgebende Gerät muss erkennen, wie und wohin sich der Kopf des Betrachters in Bezug auf seinen Ausgangspunkt bewegt. Da ja die meisten Smartphones Neigungs- und/oder Bewegungssensoren besitzen, können sie diese Information liefern. Und zwar an die Software, die aus diesen Angaben und dem vorliegenden Bildraum genau den Ausschnitt liefert, den der Nutzer analog seiner Bewegungen sehen soll. Dies alles selbstverständlich in echtester Echtzeit, sonst wäre der schöne VR-Effekt schnell dahin.

Fragt man Softwareentwickler, sagen die einhellig, dass die Programmierung solcher Systeme alles andere als trivial ist. Ja, dass es erst seit wenigen Jahren möglich ist, lebensnahe VR-Bilder zu liefern, obwohl die Prinzipien schon seit spätestens Anfang der Neunzigerjahre bekannt sind. Noch schwieriger wird es, wenn über das Internet gelieferte VR-Daten brauchbar umgesetzt werden sollen. Genau das macht aber die Oculus-Software möglich. Ob dies aber den Preis von rund 700 Euro für die VR-Brille namens Rift dieser Firma rechtfertigt, sei dahingestellt.

Es geht beim aktuellen Hype aber auch im Wesentlichen darum, VR für Konsumenten verfügbar und attraktiv zu machen. Im militärischen Bereich werden VR-Systeme schon seit Langem eingesetzt, in produzierenden Industrien kommen sie auch schon vor, und seit wenigen Jahren finden VR-Anwendungen auch Eingang in die Medizin. Um aber Otto Normalkonsument vom Thema zu überzeugen, müssen attraktive Inhalte vorliegen. Bisher waren dies vor allem Demos unterschiedlicher Art – allen voran die schon beinahe legendäre Achterbahnfahrt, mit der Oculus seine Rift-Prototypen präsentiert hat.

Touch, die Bedienelementen zum Oculus Rift
Touch, die Bedienelementen zum Oculus Rift: Damit kann der Nutzer in die VR greifen

Fertig sind bei Oculus auch schon Bedienelemente für die Hände namens „Touch“, mit denen der Anwender Dinge in der virtuellen Welt manipulieren kann. Damit wird aber auch die Zielrichtung deutlich. VR für Consumer wird sich zunächst vor allem im Gaming positionieren. Dafür spricht auch, dass die großen Spieleschmieden zurzeit ALLE an ersten VR-Games arbeiten. Jedenfalls sind gut 80 Prozent aller Entwickler, die sich für das Oculus-Developer-Programm registriert hat, Spieleentwickler. Der Rest sind Leute, die eine Vorstellung von 3D-Welten haben, in denen man sich bewegen kann als ob man Teil eines Films wäre. So arbeiten dem Vernehmen nach gerade bekanntere Produktionsfirmen daran, Naturdokumentarfilme für oculus-getriebene VR-Brillen umzusetzen.

Brauch ich das?
Natürlich fragen sich viele Konsumenten, ob sie denn jetzt auch noch eine VR-Brille brauchen, wo sie doch gerade die 3D-Brille zum Fernseher in die Ecke gepfeffert haben. Tatsächlich besteht ein gewisses Restrisiko, dass es den Geräten zum Betreten virtueller Räume ähnlich gehen könnte. Wenn, ja, wenn es nicht bald einen massiven Boom der VR-Games gibt. Ist die erste Generation dieser Spiele gleich von überzeugender Qualität, werden Gamer vermutlich in Scharen zu Oculus-Brillen überlaufen. Zumal bald auch alle relevanten Konsolen VR-ready sein werden.

Kommt es so, stellt sich die Zusatzfrage, ob VR auch in andere Bereiche des digitalen Entertainments überschwappen kann. Die Antwort dürfte sich frühestens in einem bis anderthalb Jahren zeigen. Bis dahin bleibt die VR-Brille ein Nice-to-have für Game-Junkies. Die werden dann auch gleich zum teuren Oculus Rift mit Touch-Bedienelementen greifen – schlechte Aussichten für die anderen Anbietern, zu denen sich kürzlich noch HTC mit seiner Vive gesellt hat.

5 Gedanken zu „Was zur Hölle… ..sind denn nun schon wieder VR-Brillen?“

  1. Sonderlich gut ist der Text nicht. Weil in den 90ern VR nicht überzeugen konnte muss es heute floppen? Oder floppt es, weil es als „das nächste große Ding“ angekündigt wurde und solche Dinge nie funktionieren? Geil: „Das nächste große Ding ist ein dritter Weltkrieg!“ – wirds jetzt nie geben, danken könnt ihr mir später.

    Aber ernsthaft: VR zu beschreiben und damit anzufangen, dass es ja eigentlich nur 3D ist (auch wenn das später im Text relativiert wird, der erste Eindruck bleibt beim Leser hängen, die 3D-Vorstellung ist daher schon bewusst meinungsbildend). Das stimmt so überhaupt nicht. VR ist auch ohne 3D-Effekt beeindruckend, einfach mal ausprobieren. Und Google Cardboard muss verschenkt werden weils keiner will? Mal die Verkaufszahlen angeschaut?

    Mit der HTC Vive sollte der Digisaurier sich ebenfalls beschäftigen. Die Vive ist teurer als die Rift, bietet nicht nur Touchcontroller sondern auch freie Bewegung im virtuellen Raum und ist eher ein simples Holodeck als eine selbstbewusste 3D-Brille. Ehrlich gesagt gibt es außer dem Nebeneffekt (!!) 3D keinerlei Übereinstimmungen mit 3D-Brille und VR. Eigentlich gilt zwischen Rift und Vive eher, dass die Rift deutlich schlechter ausgestattet ist für Spieler ;) .

    Den Mittelteil mit der GearVR und der Oculus-Software habe ich nicht verstanden. Seit wann läuft auf der GearVR Oculus-Software? Es läuft ein Oculus/Samsung-Store (nachvollziehbar, angesichts der Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen bei GearVR, steht sogar drauf) in dem GearVR-Software angeboten wird. Die Software der Rift läuft aber nicht. Und warum sollte kein Oculus-Store installiert sein? GearVR ist schließlich auch von Oculus mitentwickelt worden.

    1. Lieber Computerfuzzi, scheint, du schätzt uns Digisaurier und besonders die Serie „Was zur Hölle…“ ganz falsch ein. Wie diese Einleitung schon sagt, sollen Artikel der Reihe die Frage beantworten, ob man den jeweils besprochenen Quatsch als Digisaurier wirklich braucht. Mehr nicht.
      Übrigens steht nirgendwo, dass Google Cardboards verschenkt werden, sondern dass Samsung zur Zeit seinen Spitzen-Phones die GearVR für umme beilegt. Und einen „Mittelteil mit der GearVR und der Oculus-Software“ finden wir gerade in unserem eigenen Text nicht… Vielleicht hast du Content und Software miteinander verwechselt. Macht nix, kommt vor.
      Ist ja auch okay, dass du VR irgendwie total klasse findest. Wir Digisaurier sind kraft unseres Alters und unserer Erfahrung bei neumodischem Kram erst einmal skeptisch. Da sind unsere Kollegen von der Intelligenten Welt (www.intelligente-welt.de) genau andersrum drauf.

      1. Was bin ich froh, zwar auch ein Dinosaurier zu sein aber dafür ein weltoffener, der nicht mit falschen Tatsachenbehauptungen neue Technologien schlechtschreiben muss.

        Und wie ist es mit dem 3D-Vergleich? Aber ok, Dinos sehen nicht stereoskopisch und können daher unpassende Vergleiche öffentlich bringen. Meinungsfreiheit trotz falscher Behauptung, passt schon.

  2. Übrigens finde ich VR gut weil ich es ausprobiert habe. Ihr findet VR nicht gut, weil ihr es offenbar nicht ausprobiert habt und mit den falschen Gedanken und Vergleichen an das Thema geht. Als weltoffener Dino wäre man vielleicht weniger ausgestorben. ;)

    1. Weshalb es „weltoffen“ sein soll, fortschrittsgläubig zu sein, erschließt sich uns nicht so recht. Weil wir Digisaurier sind, haben wir übrigens VR schon vor vielen Jahren und jetzt wieder „ausprobiert“. Dabei sind uns dann „falsche Gedanken“ gekommen. Merkst schon selbst, dass du völlig am Thema vorbei kommentierst, oder?

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