Kinder, wie die Zeit vergeht! Vor fast schon sieben Jahren schnallte ich mir zum ersten Mal eine LG Watch R ums linke Handgelenk. Die hatte ich als Zugabe zu meinem damals neuen LG-Smartphone mit dem 1&1-Handyvertrag bekommen. Ganz ehrlich: Gekauft hätte ich mir den neumodischen Schnickschnack seinerzeit nicht. Zumal ich schon ab 2008 ganz von der Armbanduhr weg war – nicht, weil mir Glücklichem keine Stunde schlug, sondern weil mein erstes Smartphone auch im Ruhezustand die Zeit anzeigte und ich ohnehin nie ein Fan der Umbindeuhr war. Nun also eine Smartwatch…
Die ersten Monate war ich damit beschäftigt, Neugierigen das Ding zu erklären. Angesprochen wurde ich meist wegen des bunten, leuchtenden Displays. Einige schüttelten den Kopf mit der Bemerkung „Wozu braucht man denn sowas?“. Andere fragten, was die Uhr denn noch können außer der Zeit anzuzeigen. Ja, das fragte ich mich in den ersten Monaten auch. Zwar hatte ich mich natürlich umgehend mit Googles Wear OS befasst und die zugehörigen Apps entdeckt, aber einleuchten wollte mir deren Nutzen nicht.
Der nächste Knüller so gegen Ende des Jahres 2015 war dann die Entdeckung des Google-Maps-Routenplaners auf der LG-Watch. Das „R“ in deren Typenbezeichnung steht übrigens für „rund“, was ein wichtiges Nutzungsargument für mich war – rechteckige Uhren habe ich schon immer gehasst. Jedenfalls: Schon lange hatte ich mir ein brauchbares Navi für Wanderungen gewünscht, aber die GPS-Tracker jener Jahre waren teuer und kompliziert in der Bedienung. Nicht so diese App. Mein Ziel gab ich auf dem Smartphone ein, und Google synchronisierte den Routenplaner, sodass mir das Smartphone-Display durch grüne Pfeile anzeigte, wo ich abzubiegen hätte – genial!
Im selben Jahr verfiel ich dem Watchface-Wahn. Sage und schreibe fast 40 davon lud ich herunter, gut die Hälfte davon kostenpflichtig. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, jeden Tag ein neues Ziffernblatt auszuwählen; und das Einstellen der komplexeren Anzeigen kostete mich Stunden. Inzwischen nutze ich seit über drei Jahren konstant das Watchface „Classic“ von HuskyDV mit seinen (ja, wirklich!) beinahe 200 Individualisierungsmöglichkeiten. Ab und an ändere ich die Farbstellung, aber auch schon seit anderthalb Jahren leuchtet es in dezentem Mittelblau mit weißen Zeigern und Ziffern.

Inzwischen liefern die Benachrichtigungen auch Facebook-Messenger-Meldungen, Google-Pay-Nachrichten, und die Fitness-App kann – getrieben vom Selbstoptimierungshype, den Apple mit seiner Watch angeheizt hat – nun auch meinen Puls fühlen sowie diverse Werte aus meinem Bewegungsprofil ermitteln. Genau hier bei der Google-Fit-App stößt meine gute alte LG Watch R aber auch an ihre Leistungsgrenzen, denn ihre technischen Daten sind im Vergleich zu den aktuellen Modellen von Apple, Samsung und Konsorten beinahe lächerlich. Immerhin haben die letzten beiden Wear-O-Updaten für eine deutliche Verlängerung der Akkulaufzeit gesorgt: Inzwischen hält die Smartwatch oft mehr als zwei Tage durch bis sie wieder auf ihre Ladeschale muss.

Was ich sonst noch nutze? Die Stoppuhr, den Timer und den Wecker, natürlich. Spotify steure ich gern über das Display. Sprechen tue ich mit meiner Watch gar nicht mehr. Das liegt vor allem an der miesen Qualität des Lautsprecherchens, und auch das Mikro sorgt bei Anrufpartnern für viele Nachfragen. Den Google-Assistant nutze ich nicht mehr über die Smartwatch, weil der Befehl „OK Google“ wegen des Mikros ohnehin immer das Smartphone in der Tasche weckt. Installiert sind zudem eine Kompass- und Wasserwaagen-App. Das war’s.
Ja, ich habe mich an meine olle Smartwatch sehr gewöhnt und gehe nie ohne sie aus dem Haus. Dass die LG Watch R schon so lange klaglos ihren Dienst tut, freut mich sehr. Es führt dazu, dass ich nicht den geringsten Drang verspüre mir ein aktuelleres Modell zuzulegen. Zumal es mir einigermaßen auf den Geist geht, dass fast alle Anbieter auf dem Gesundheitszug reisen, wo doch die reale Wirkung all dieser Messungen, Programme und Hinweise mehr als umstritten ist.