Donna Dubinsky (Foto: fossbytes.com)

Computerheld:innen (21): Donna Dubinsky – die Frau, die Steve Jobs Widerworte gab

Keine Frage: Steve Jobs war ein Computerheld, vielleicht sogar einer der größten. Aber auch die Frau, die ihm 1985 sehr entschieden Widerworte gab, muss in unsere Digisaurier-Hall-of-Fame aufgenommen werden: Donna Dubinsky, die geniale Marketing- und Vertriebsspezialisten. Grund genug, ab heute auch in unseren Headlines zu gendern.

In unserer Fast-vergessen-Story zum Palm haben wir sie schon erwähnt, denn Donna ist eine der Pionier:innen im Bereich der Handheld-Computer. Und weil sie die Entwicklung der handlichen Computerchen bei Palm nicht aus der Technologie- oder Computer-Nerd-Ecke betrieb, sondern aus einer auf die Anwender:innen bezogenen Perspektive, muss sie als (Mit)Begründer:in des Computer-BUSINESS, wie wir es heute kennen, betrachten.

Das war 1985 nämlich meist noch anders. Selbst bei Apple-Gründer Steve Jobs, der ja so gar kein Technik-Freak war, sondern eher ein Marketing-Genie. Aber, wie wir aus der Rückschau wissen, ein Mann, der seine Konzepte aus dem Bauch heraus imaginierte und sich handfeste Zahlen oft erst heranzog, wenn er Grundsatzentscheidungen getroffen hatte. Donna Dubinsky, immerhin ausgestattet mit einem MBA der wahrhaft renommierten Harvard Business School hielt und hält sich bis heute lieber an Fakten.

Zwei der drei Palm-Gründer: Donna Dubinsky und Jeff Hawkins (Foto: vox.com)
Zwei der drei Palm-Gründer: Donna Dubinsky und Jeff Hawkins (Foto: vox.com)

Jedenfalls wollte sie eine Entscheidung, die Steve Jobs vor allem motiviert durch seinen Machtkampf mit John Sculley bei Apple 1985 traf, partout nicht mittragen. Jobs wollte den Vertrieb nämlich komplett umwerfen. Alle sechs Apple-Stores in den USA sollten geschlossen werden, und die anderen Distributoren sollten keine Lager mit Mac-Kisten mehr führen. Stattdessen wollte er komplett auf eine Just-in-Time-Produktion umstellen. Kund:innen sollten – zum Beispiel telefonisch – die gewünschte Konfiguration durchgeben, dann würde der Rechner entsprechend gebaut und per FedEx overnite verschickt. Miss Dubinsky war vehement dagegen.

Der erste Macintosh von 1984
Der erste Macintosh von 1984 (Foto: Apple Inc.)

Obwohl die gute Donna damals erst wenige Monate bei Apple war und zum mittleren Management zählte, drohte sie mit ihrer Kündigung, würde Jobs sich ihre Argumente nicht anhören. His Jobness war beeindruckt und bat um eine Präsentation ihrer Argumentation. Sechs Wochen später legte sie die bestellte Gegenrede vor und … wurde von Jobs stantepede ins obere Management befördert. In der Folge blieb es beim Vertrieb der Macintosh-Kisten alles beim Alten.

1991 dann verließ Donna Dubinsky Apple und gründete zusammen mit Jeff Hawkins und Ed Colligan Palm. Dies auch, weil sie immer schon selbst Unternehmerin sein wollte. Damals war die Computerindustrie eine fast reine Männerdomäne, besonders was die Gründung und Leitung von Unternehmen anging. Da war Donna tatsächlich eine Ausnahme; erst gut zehn Jahre später kamen dann Frauen in die Führungspositionen von IT-Konzernen, und heute gehört es zur Normalität, dass eine Frau an der Spitze einer Digitalfirma steht.

Der Palm Pilot, noch von U.S. Robotics, in edler Lederhülle (Foto: privat)
Der Palm Pilot, noch von U.S. Robotics, in edler Lederhülle (Foto: privat)

Als 3com Palm aufkaufte und die Ideen von Dubinsky, Hawkins und Colligan, den Palmtop mit dem Handy zu verschmelzen, rundheraus ablehnte, verließ Donna mit Jeff den Laden, um mit Handspring eine direkte Konkurrenz zu gründen. Durch den Verkauf wurden Dubinsky und Hawkins wirtschaftlich unabhängig und gründeten 2005 die Firma Numenta. Beide hatten das Potenzial der KI erkannt und positionierten ihren Laden als Laboratorium rund um die Neocortex-Technologie, also als Dienstleister für andere Unternehmen.

Dies alles führte dazu, dass Donna Dubinsky in den USA als führende Persönlichkeit der Digitalindustrie anerkannt wurde. Präsident Biden berief sie im Herbst 2022 zur Chefberaterin im Büro „CHIPS for America“, einer Initiative, mit der die US-amerikanische Halbleiterindustrie wiederbelebt werden soll, um die Abhängigkeit von China zurückzufahren -.ein Job übrigens, für den es eine ganze Reihe männlicher Kandidaten gab. Man sieht: Donna Dubinsky spielt weiter mit!

Ein Gedanke zu „Computerheld:innen (21): Donna Dubinsky – die Frau, die Steve Jobs Widerworte gab“

  1. Ich finde es inspirierend, von Donna Dubinsky’s bemerkenswerter Karriere und ihrem Einfluss in der Computerindustrie zu lesen.

    Ihr Engagement als Pionier:in im Bereich der Handheld-Computer und ihre Beteiligung an der Gründung von Palm zeigen ihre unternehmerische Vision und ihren Willen, neue Wege zu gehen.

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