Eine komplette Power-Mac-Cube-Anlage (Foto: macnews.com)

Fast vergessen (21): Apple Power Mac Cube – der vielleicht schönste Computer aller Zeiten

Als ich das Ding im Jahr 2000 zum ersten Mal bei einer befreundeten Agentur sah, erinnerte ich mich an den vielleicht besten Computer aller Zeiten, den NeXT, und wollte den Power Mac G4 Cube unbedingt haben. Allein, die real existierenden Bedingungen sprachen dagegen. Weil die Firma, in der ich damals tätig war, komplett auf Windows setzte, kam der Würfel als Dienstcomputer nicht in Frage. Und auch privat war ich nach diversen Enttäuschungen rund um Apple aus der Mac-Welt ausgestiegen. Und rund 10.000 Euro für eine komplette Cube-Anlage nur aus ästhetischen Gründen waren mir einfach zu viel.

So blieb es bei Bewunderung aus Entfernung. Tatsächlich war der Cube eher ein Design-Stück für Menschen, die sich etwas Besonderes gönnen wollten. Die reinen Leistungsdaten der mit PowerPC-G4-Prozessoren ausgestatteten Würfel waren ordentlich und machten das Ding auch für anspruchsvolle grafische Aufgaben geeignet. Für reine Office-Aktivitäten wie ich sie auszuüben hatte, waren G4-Macs immer ein bisschen überdimensioniert.

Der Power Mac G4 Cube in voller Schönheit (Foto: Apple)
Der Power Mac G4 Cube in voller Schönheit (Foto: Apple)

Wie gesagt: das Design. Den Anekdoten entsprechend war es Steve Jobs höchstpersönlich, der die Bauform angeregt hatte – vielleicht tatsächlich als Reminiszenz an SEINEN NeXT, den Computer, den er ungefähr so sehr liebte wie den Ur-Macintosh. Es ist ja bekannt, dass his Jobness ein großer Ästhet war, da wird ihm das einfallslose Einerlei der Tower-Gehäuse, mit denen die anderen G4-Rechner kamen, ziemlich gegen den Strich gegangen sein.

Das Aussehen der Mac-Computer war ihm immer wichtig, aber nicht jedes Mal lag er richtig mit seinen Ideen. Das erste iBook wurde von Spöttern wegen seiner rundlichen Form und der Farbigkeit gern als „Macintosh Activity Center“ tituliert, weil es mehr nach einem Spielzeug aussah als nach einem ernsthaften Computer.

Und beim Cube hat er wohl einfach überzogen. Jedenfalls überlebte die Schönheit kaum mehr als ein Produktionsjahr. Das lag vor allem am Preis und an der – im Vergleich zu den Power Mac Towern – schlechten Erweiterbarkeit. Außerdem gab es Schwierigkeiten mit dem Material. Der Rechner selbst saß in einem durchsichtigen Plexiglaskasten und wurde passiv gekühlt. Das heißt, es gab keinen Lüfter. Dafür sorgte der Kasten dafür, dass der eigentliche Computer ein Stück über der Tischplatte schwebte und kühle Luft durch Aussparungen ansaugen konnte. Die heiße Luft entwich dann durch Lüftungsschlitze an der Oberseite.

Die erste Werbung für den Cube (Foto: Apple)
Die erste Werbung für den Cube (Foto: Apple)

Leider gab es gerade in der ersten Serie etliche Fälle, in denen das Acryl durch die Abwärme Risse bekam – übrigens auch bei einem der Cubes in der befreundeten Agentur. Das war technisch kein Problem, machte aber optisch keinen guten Eindruck. Lange nach Produktionsende stellte sich zudem heraus, dass das Material über die Jahre vergilbte. Echte Cube-Freaks nennen das „Patina“. Sensationell das optische Laufwerk, das senkrecht im Würfel saß, sodass man die Scheiben von oben einführte wie in einen Toaster. Wollte man ans Innere, konnte man den Arbeitskern an einem ausklappbaren Griff aus dem Gehäuse ziehen.

Tja, und während man die Power Macs im Tower-Gehäuse in fast jeder Hinsicht erweitern konnte, konnte man einen Cube nur mit mehr RAM und einer anderen Festplatte mit mehr Speicherkapazität aufrüsten. Theoretisch konnte auch eine andere Grafikkarte eingebaut werden, die durfte aber ein bestimmtes Maß nicht überschreiten- und von der Sorte gab es kaum nennenswerte Angebot. Also blieben nur Geräte, die per USB oder Firewire angedockt werden konnten.

Und so wurde der Cube geöffnet (Foto: unbekannt)
Und so wurde der Cube geöffnet (Foto: unbekannt)

Der Verkaufserfolg hielt sich also in engen Grenzen, besonders außerhalb der USA: Im Ausland war 2000/2001 nur jeder 80. Power Mac ein Würfel. Tatsächlich wurden die nach Produktionsende noch vorhandenen Power Mac G4 Cubes nicht verramscht, sondern gezielt Apple bekannten Macintosh-Fans angeboten, die vielfach auch zuschlugen.

Aus heutiger Sicht wissen wir, dass der Misserfolg des Cube sowie der sinkende Absatz der anderen Power Macs Apple in eine ernsthafte Krise stürzte, die sich besonders im sinkenden Aktienkurs zeigte. Überhaupt waren einige der Computer, die auf Jobs‘ Mist gewachsen waren, keine wirklichen Verkaufsschlager. Vielleicht war das der Grund, dass Steve Jobs sich ab 2001 auf andere Gebiete stürzte. Der iPod (ab 2002), das lässt sich nachweisen, hat das Unternehmen gerettet, und das iPhone (ab 2007) hat das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist.

Und hier das Video von der Vorstellung des Power Mac G4 Cube durch Steve Jobs unter dem Motto „There’s one more thing“:

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