Warum ich ein Macbook Pro aus Trotz gekauft habe

Oh, welch eine Aufregung, als das neue Macbook Pro angekündigt wurde. Es hagelte Verrisse, noch bevor das Notebook überhaupt in den Redaktionen stand. Eigentlich sollte ich mich davon ja nicht beeindrucken lassen. Aber die vielen Kritiken haben in mir einen Wunsch geweckt: Das Macbook Pro 2016 selbst auszuprobieren.

Die Gelegenheit war günstig. Schließlich brauchte ich einen Ersatz für meinen iMac, der seit Januar 2017 im Büro steht. Nach dem Auszug aus dem Homeoffice wollte ich dennoch einen leistungsfähigen Rechner daheim haben. Aber eben kompakt und transportabel.

Macbook Pro 2016 auf Schreibtisch
Mein Macbook Pro an meinem Arbeitsplatz zuhause.

Also habe ich mir ein Macbook Pro 2016 bestellt. Mit 16 GByte RAM, 4 GByte Grafikspeicher und einem halben Terabyte Festplatte.

Vermutlich erklären Sie mich jetzt für verrückt. Denn wer kauft schon ein so verrissenes Gerät?

Ich.

Aus Trotz.

Erst recht!

Aber es gibt auch gute Gründe. Denn mir gefällt die Technik an Bord des Macbook. Gehen wir die doch mal durch.

Die USB-C-Schnittstellen

Die USB-C-Schnittstellen finde ich klasse. Die haben eine absurd hohe Übertragungsrate von 40 GBit pro Sekunde und sind zukunftssicher. Ich freue mich auf meine erste externe SSD mit Thunderbolt-3-Anschluss.

Aber – oh Schreck – die Anschlüsse haben den falschen Stecker. USB-C statt USB 3. Man müsse sich zig Adapter besorgen, kritisierte die Kritik. Mich hat das tatsächlich beeindruckt. Was werde ich brauchen? Fünf, zehn unterschiedliche Adapter?

USB-C und Thunderbolt 3 Anschluesse
Die USB-C/Thunderbolt 3-Anschlüsse. Sauschnell, aber neue Stecker

Weit gefehlt. Für rund sieben Euro habe zwei Steckadapter von USB 3 auf USB C gekauft. Fertig. Mehr brauche ich nicht. Am Notebook habe ich selten mehr als eine externe Festplatte. Die funktioniert prima mit dem Adapter. Dann noch einen Kartenleser. Kann ich auch anstecken. Fein ist’s.

Zwei dieser USB 3 auf C-Adapter kosten rund 8 Euro.

Ansonsten brauche ich nichts. Die Maus funkt per Bluetooth, Dateien vom iPhone hole ich via Airdrop, ins Netzwerk geht’s mit WLAN. Also Entwarnung.

Das Dock

Ok, ich geb’s zu. Ich habe noch einen dritten Adapter gekauft. Der war auch nicht ganz billig: Von Thunderbolt 2 auf Thunderbolt 3. Der Grund lag darin, dass ich das Macbook ja auch daheim als Desktop-Ersatz nutzen wollte. Also zur Not auch mit vier oder fünf USB-Anschlüssen, mit Thunderbolt und einem Gigabit-Ethernet.

Ein Adapter von Thunderbolt 3 (USB-C) auf Thunderbolt 2

Meine Suche nach einem ordentlichen Dock bei Amazon war frustrierend. Entweder erfüllten die Geräte nicht meine Ansprüche oder sie waren noch nicht verfügbar.

Auf der Suche nach der Lösung fiel mein Blick ins Regal mit alter Hardware. Jedes abgelegte Bauteil darf da noch ein, zwei Jahre ausharren, bis es entsorgt wird.

Und da lag noch ein altes Dock, das ich mir vor Jahren für meinen 2011er-Mac besorgt hatte. Damals hatte Apple die bescheuerte Idee, einen iMac mit Thunderbolt statt USB 3 auszuliefern. Ich war aber auf externe USB-Platten angewiesen und USB 2 bremste die Datenraten enorm.

Belkin Dockingstation Thunderbolt 2
Upcycling – mit einem kleinen Adapter kann ich meine alte Docking-Station weiterverwenden.

Also hatte ich mir seinerzeit ein Belkin-Thunderbolt-Dock gekauft. Mit USB 3, Firewire, Gigabit-Ethernet und Thunderbolt. Es fehlte nur der Adapter von Thunderbolt 2 auf 3, um das Dock anzuschließen. Wenn das mal nicht eine nachhaltige Investition war – ein fünf Jahre altes Dock gibt dem neuen Macbook Pro alles, was es braucht.

Die Touchbar

Tja, die Touchbar. Da lahmt meine Begeisterung. Ich finde den Ansatz sehr gut. Aber es ist eben nur ein Ansatz. Bislang gibt es nur ein Programm auf meinem Macbook, das die Leiste gut nutzt. Das ist die Mail-Anwendung Spark. Der Sendeknopf für die Mail leuchtet blau in der Leiste, die Schaltflächen für Pins schalten auf Orange, sobald man sie drückt, und auch das Papierkorb-Symbol tippe ich gerne an.

Senden Button in Touchbar
Noch nicht alle Anwendungen nutzen die Touchbar gut. Eine positive Ausnahme ist Spark.

Mein Test ist: Vermisse ich ein Feature, wenn ich es nicht habe? Und ja, auf meinem Arbeits-iMac fehlt mir die Touchbar in Spark. Sonst nicht.

Und nein, ich wünsche mir keinen Touchscreen für meinen Laptop. Ich finde das Herumtatschen auf dem Screen unbequem. Meine Feinmotorik reicht nicht einmal für das iPad aus, um hier zuverlässig Schaltflächen zu treffen.

Der Mensch hat Werkzeuge geschaffen, um mit den Händen feiner arbeiten zu können. Diese Werkzeuge heißen Touchpad und Maus.

Die Tastatur

Bei der Tastatur hatte ich meine Zweifel, ob sie mir gefallen würde. Äußerst kurzhubig. Und das mir, der ich es einst liebte, die Finger in einer satten Keytronic-Kampftastatur zu versenken.

Aber schon nach ein paar Minuten tippen bin ich sehr angetan. Der Druckpunkt ist knackig, die Tasten geben ein gutes Feedback. Besser sogar als das auf meiner iMac-Tastatur oder der des alten Macbook Air.

Nur eines stört: Manchmal verhakeln sich die flachen Tasten ein klein wenig. Dann geben sie kein so gutes Feedback mehr. Mit ein wenig Herumwackeln an der Taste lässt sich das Problem aber beheben.

Auch für längere Texte sehe ich kein Problem mit den Tasten. Für mich die positive Überraschung des Macbook Pro.

Die Performance

Ich habe bewusst nicht das stärkste Macbook Pro gewählt. Irgendwo war dann auch eine Preisgrenze erreicht, also habe ich nur den zweitschnellsten Prozessor genommen. Seit ich das Gerät habe, bin ich noch an keine Performance-Grenze gestoßen. Beim Videoschnitt ruckelt nichts – das ist sicher auch der absurd schnellen SSD geschuldet.

Blackmagic Speedtest auf Macbook Pro - Zeiger am Anschlag
Am Anschlag – die SSD des Macbook Pro ist absurd schnell. Ideal für das Arbeiten an Videos

Auch beim Spielen in World of Warcraft geht’s zügig voran. Allerdings stehen noch ausführliche Tests aus, wenn mal ein großes Videoprojekt in 4k zum Schnitt kommt. Da bin ich aber zuversichtlich.

Sollte das Macbook Pro an seine Grenzen stoßen, werde ich hier berichten. Ich bin aber ohnehin der Ansicht, dass Leistung nicht mehr das Hauptverkaufsargument ist für Computer.

Der Akku

Auch ein Kritikpunkt, den ich häufig gelesen habe: Die Akkukapazität sei zu gering, ja geringer als bei Vorgänger-Modellen. Mei. Mir reicht die Laufzeit beim Schreiben und Surfen dicke aus. Da komme ich über sechs, sieben Stunden.

Knifflig wird es halt bei Spielen oder beim Schnitt. Hier ist mehr Rechenleistung gefragt und hier geht auch der Akku schneller in die Knie. Bei World of Warcraft schaffe ich vielleicht mal anderthalb Stunden. Aber dann muss ich mir eben eine Steckdose suchen.

Die Form und das Gewicht

Ok, an das Macbook Air kommt der 15-Zoll-Rechner hier nicht heran, was Gewicht  und Tragegefühl betrifft.

Dennoch finde ich den Computer mit seinen 1,83 Kilo angenehm leicht und gut tragbar. Dafür nehme ich auch Kompromisse in Kauf.

Das Fazit

Ich bereue den Kauf nicht. Wie jedes Produkt hat auch das Macbook Pro seine Schwächen. Aber für mich ist das Notebook kompromisslos nützlich. Und auch, wenn viele der Ansicht sind, es sei das „Pro“ in Namen nicht wert: ich nutze es beruflich. Also „Pro“.

Das Macbook Pro 2016 ist schnell genug und – ich gestehe – es gefällt mir auch. Der Preis war mit über 3000 Euro allerdings heftig. Dafür muss das Macbook Pro mindestens fünf, sechs Jahre halten. (Das Vorgänger-Modell tut in unserem Hause seit 2011 seinen Dienst. Ich bin da mal optimistisch.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert