Nolan Bushnell und Christian Spanik im Lion & Compass ((Foto: privat)

Der Erfinder von Pong war alles – nur nicht leicht zu finden…

Warum ich so zufrieden gucke, auf diesem Bild da oben, das nun wohl rund 30 Jahre alt ist? Weil ich schon dachte, das wird nix mehr. Mit mir und Nolan Bushnell und unserem Interview für das ZDF. Und mir lief die Zeit weg, weil das Kamerateam des ZDF für das Interview mit dem Erfinder von Pong und dem legendären Vater von Atari schon im Anflug war. Eine kleine Geschichte einer 72 Stunden Jagd im Silicon Valley in einer ganz anderen Recherche-Zeit. Steinzeit, um genau zu sein.

Ich suchte also Nolan Bushnell. Den Erfinder des legendären Computerspieles PONG. Und den Gründer der Firma Atari. Was soll daran schwer sein? Einfach Googeln! Und im Internet recherchieren! Gute Idee – nur: ging nicht. Gab es nämlich noch nicht. Dieses Internet war noch nicht erfunden und die Google Gründer vermutlich mit Planungen beschäftigt. Für den nächsten Kindergeburtstag oder so…

„Wo immer ich auftauchte – Nolan Bushnell war schon weg. Es war Hase und Igel im Silicon Valley.“
Christian Spanik, Computer-TV-Macher
Als ich dieses Bild oben (die beiden Herren an der Bar), im Rahmen einer ganz anderen Geschichte, vor einiger Zeit in Facebook postete, da kam mir die Idee zu fragen: wer weiß eigentlich noch wer der Mann ist? Und wer weiß gar, wo wir uns da treffen? Die meisten, die ich kenne, die jetzt Computer einfach nur nutzen, hatten keine Ahnung wer der Mann ist. Es ist ja nicht Steve Jobs…

Nolan Bushnell: Erfinder von Pong, Gründer von Atari

Welche Menschen haben die IT-Branche nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals geprägt? Schon denken wieder alle an den verstorbenen Apple-Boss. Aber Nolan Bushnell war einer von denen die genau das auch getan haben. Vom Spiel, zur IT-Firma, zum Spielzeug, zur Autonavigation. Und das sind nur ein paar seiner Stationen, mit denen er Spuren in der digitalen Welt hinterlassen hat. Kräftige Spuren.

„Nolan Bushnell – wenn ich es heute betrachte, dann war er der Steve  Jobs als es Steve Jobs noch nicht war…“

Christian, persönliche Meinung

Steve Jobs gab es schon. Aber über ihn redete man noch nicht. Und er hatte noch nicht die Position und das Auftreten, um  damals Tagesgespräch zu sein. Auch wenn natürlich schon viele über Apple redeten und die beiden jungen Burschen, die da erstaunliches taten. Aber Nolan Bushnell ist ein extrem wichtiger Zeitgenosse des jungen Steve Jobs.  Eigentlich aus meiner Sicht sogar sein Vorläufer. Erfindungsreich, klug, charismatisch… Er gehört – laut Newsweek – zu den 50 Menschen, die Amerika veränderten.
Nolan Bushnell war der Gründer von Atari und der Vater eines Spieleklassikers, den wir alle in Lokalen oder (wenn wir denn schon rein durften) in Spielhallen spielten. Das Spiel hieß Pong, wurde aber bei uns einfach Tennis genannt. Mehr dazu weiß wie immer Wikipedia.
So sah Pong am Bildschirm aus. Gespielt wurde es aber anfangs in Gaststätten und Spielhallen an einer Art Tisch oder Arcade Automaten (Quelle: Youtube; Pulsar 2121)
Ich will die Geschichte kurz machen: Nolan Bushnell gründete bisher 20 (!) Firmen. Und zwar in allen möglichen Feldern: Computer, Gastronomie, Spielzeug… Ich wollte ihn damals in den 80igern unbedingt vor die Kamera holen und ein Interview für die Dokumentation “Das Tal der kleinen Könige” im ZDF mit ihm machen. Alleine: wo immer ich anrief, hieß es: “Der Nolan macht jetzt gerade…” Denn er war er schon wieder weg in der Firma als ich anrief.
“Nolan macht grad was Neues – weiß nicht ob ich mit einem Journalisten darüber reden darf…”
Wegbegleiter von Nolan zu mir während der Recherche

Recherche mit Papier, Stift & Telefonbuch

Bushnell gründete Firmen wie andere Leute FastFood Restaurants besuchten. Mal hier, mal da. Mal länger bleibend, mal kürzer… Und mangels Google und Internet hatte ich nichts außer: Telefon, Papier und Bleistift um ihn zu finden. Und so dauerte die Recherche aus dem Hotelzimmer satte 3 Tage. Und es Recherche zu nennen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Denn es war wirklich eine Jagd.
Jeder war freundlich am Telefon – aber die Kunst war, von jedem mit dem ich sprach ein bisschen Information zu bekommen, mit der ich wieder weiterkam. Zumal Bushnell ja auch die eine oder andere nicht ganz so glückliche Geschäfts-Situation gehabt hatte und nicht jeder sich gerne an ihn erinnerte… Manche legten einfach auf.
„Irgendwann dachte ich: den Mann gibt es gar nicht. Aber wer hat dann Pong zum Erfolg gemacht? Wer Atari gegründet?“

Gedanken des Rechercheurs Christian

Gibt es Nolan Bushnell eigentlich wirklich – ich habe mich das ernsthaft gefragt…

Hätte ich die Begriffe damals gekannt, hätte ich gesagt: den gibt es nur virtuell. Oder: das ist ein Avatar. War er aber nicht. Der entscheidende Tipp kam von einem seiner Freunde, der mir zwar keine Adresse verraten wollte (“Nolan macht da gerade wieder was neues, weiß nicht ob ich da mit einem Journalisten drüber reden darf”) – aber er sagte zumindest: Nolan geht regelmäßig in ein Lokal, wo es das beste Essen im Valley gibt. The Lion & Compass…
Was er irgendwie vergessen hat mir zu sagen: das Lokal gehörte Bushnell! Er hatte es 1982 gegründet. Nachdem er gerade Atari für 28 Millionen Dollar verkauft hatte… Und das unten stehende Bild, das ich von der Webseite des Lokals heute habe zeigt: die Bar, an der unser gemeinsames Foto entstand, gibt es offenbar genauso noch immer… Zumindest bis 2016…
Übrigens: Das hier ist nicht nur das Lion & Compass sondern hier sieht man Nolan Bushnell mit dem großartigen ZDF Redakteur Klaus Möller, der leider viel zu früh verstarb. Aber einer der ersten beim ZDF war, der mir eine Chance gab.
Ergänzung: Offenbar gibt es das Restaurant nicht mehr – zumindest war Online nichts zu finden. Unser Kollege Thomas Jungbluth wies uns darauf hin, dass der Link nicht mehr verfügbar ist zum L&C und darum hier der Link zur Web-Archive Seite von früher:
Tja – das ist die Geschichte hinter dem Bild. Und damit war das auch die Auflösung meines damaligen Facebook-Rätsels. Nolan Bushnell, der Atari Gründer, der Unternehmer und der Abenteurer in den damals zu besiedelnden weiten, rauen und wilden digitalen Weiten.

„Die schönste Reparatur meines Lebens“ – eine der Pong Geschichten von Nolan Bushnell

Und so erzählte er mir auch vor der Kamera die Geschichte der schönsten Reparatur seines Lebens. Er hatte das Computerspiel Pong in einem Restaurant in der Nähe zum ersten Mal aufgestellt. Und schon am Abend rief der Wirt fluchend an, dass der blöde Kasten bereits kaputt sei. Das stimmte nicht ganz: der Münzschlitz war verstopft, weil so viele Leute Geld eingeworfen hatten, dass der Auffangbehälter für die Münzen überlief und man keine mehr reinstecken konnte. „Das war die schönste und schnellste Reparatur meines Lebens…“ sagte mir Bushnell lachend, nun auf den Barhockern seines eigenen Lokales sitzend.
Und nur damit das jetzt absolut klar ist: das Bild ganz oben ist eben wirklich in seinem Lokal entstanden und nicht in der ZDF Kantine, wie auch auf Facebook vermutet wurde ;-)

Um die Geschichte zu Ende zu erzählen: Nachdem ich Nolan dann endlich gefunden hatte, trafen wir uns mehrfach – mit und ohne Kamera. Gelegenheiten, bei denen er noch viele andere Geschichten erzählte, die zeigten, wie er und seine Weggefährten Amerika (und nicht nur dieses Land) verändert hatten. Aber die sollen ein andermal weiter erzählt werden…

Wie immer dann hier bei www.digisaurier.de Und über das teilen und liken dieser kleinen Geschichte durch euch freue ich mich sehr, wenn ihr sie denn gerne gelesen habt.

Achja: es ist faszinierend, wie schnell ich durch dieses Internet während des Schreibens dieses Textes Fakten, Daten und Personen wiederfand. Irgendwie unvorstellbar damals…

Und wenn ihr euch für noch mehr Geschichten aus meiner ZDF und 3Sat Zeit interessiert. Wie wäre es zum Beispiel damit:

Mein digitaler Grabstein…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert