Die Zukunft in der Welt der Prozessoren: Snapdragon-Chip von Qualcomm

Schon wieder Processor Wars? Die Weltlage bei den CPUs…

Es war ja zeitweise wie früher auf dem Schulhof: Mein Vater fährt aber einen Ford, der ist besser als der Opel von deinem Ollen. Oder später, wenn die Jungs sich in zwei Fronten aufteilten: Ford Capri vs Opel Manta. Der erste CPU-Krieg auf dieser Ebene ereignete sich als Motorola mit den ersten 16-Bit-Dingern um die Ecke kam. Was hatten die Atari-ST- und Amiga-User für eine breite Brust wegen dieser Prozessoren! Die meisten Mac-Anwender aber wussten vermutlich gar nicht, was da in ihren fröhlichen Kuben eingebaut war. Von den „Processors Wars“ aber sprach man erst, als sich der ehemalige Lizenznehmer AMD mit Intel anlegte und umgekehrt. Alles nur noch Geschichte? Mitnichten…

Eine legendäre CPU: Motorola 68000
Eine legendäre CPU: Motorola 68000
Tatsächlich aber interessieren sich heutzutage beinahe nur noch Gamer für die Entwicklungen im CPU-Bau. Was daran liegt, dass die Haupt- und Grafikprozessoren gar nicht leistungsstark genug sein können. Weil sich auf diesem Feld wieder Intel und AMD einen heißen Kampf liefern, sprechen manche Beobachter bereits von einem neuen Prozessor-Krieg. Nur, von „Moore’s Law“ redet heute kaum noch jemand. Über Jahrzehnte wurde die These, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise alle zwölf Monate verdoppelt, in den Medien meistens sinnfrei als „Computer werden jedes Jahr doppelt so schnell“ verkürzt posaunt. Gern auch mit dem Hinweis: „Bei sich halbierenden Preisen…“ Selbstredend ist das Gesetz, das der Intel-Gründer Gordon Moore aufstellte, deutlich komplexer, und er selbst hat es mehrfach modifiziert und neu gefasst.

Intel 80286 - der King der frühen Windows-Jahre
Intel 80286 – der King der frühen Windows-Jahre
Aber in der erwähnten Frühphase der persönlichen Computerei ging es eben immer nur um Speed, Speed und Speed. Denn der Hunger nach immer besseren Anwendungsprogrammen, nach multimedialen Dingern und nach immer wahnwitzigeren Computerspielen war groß. Dass eine 16-Bit-CPU in dieser Hinsicht besser war als so eine olle 8-Bit-Gurke, lag auf der Hand. Als dann aber plötzlich in den Fachzeitschriften von der RISC-Technologie geraunt wurde, schienen die Totenglocken für 6502, 8086, 80286, 68000 sowie andere 8- und 16-Bit-CPUs zu läuten. Der Ansatz war so einfach wie verblüffend: Wenn man die Anzahl Befehle in der Maschinensprache eines Prozessors drastisch reduziert, wird die Verarbeitung schneller, weil das Ding nicht immer erst nachschlagen muss, was eine Anweisung bedeutet. Also, jetzt mal ganz laienhaft ausgedrückt…

Acorn Archimedes, der erste Großserien-PC mit RISC-Prozessor
Acorn Archimedes, der erste Großserien-PC mit RISC-Prozessor
Dass sich RISC-Prozessoren nicht ganz schnell und flächendeckend ausbreiteten, hat vor allem damit zu tun, dass die Technologie in Großbritannien fortentwickelt wurde, einem Land, in dem der herrlich unkonventionelle Sir Clive Sinclair sein Unwesen trieb, der Fernsehsender BBC einen Lerncomputer bauen ließ und die Leute von Acorn (die hatten den ersten RISC-Computer am Start) nicht wirklich mit dem Business klarkamen. Außerdem war es den Heimcomputerfachjournalisten außerhalb des Vereinigten Königreichs nicht gelungen, ihren Lesern verständlich zu erklären, was es mit diesem RISC-Zeug auf sich hat. Dass sich die Technologie dann still und heimlich und über den Umweg der ARM-Architektur in die Herzen der Menschen schlich, konnte Mitte der Achtzigerjahre niemand ahnen.

Ein ARM-System vom MSC
Ein ARM-System vom MSC
Dies geschrieben habend kommen wir zu einem neuen, real existierenden Notebook vom Handy-Giganten Samsung und dem kommenden Surface Pro X von Microsoft, die beide mit einem – Ta-Ta! – ARM-Chipsatz ausgerüstet sind. Das Ding von Samsung heißt Galaxy Book S und wird von einem Qualcomm Snapdragon angetrieben. Und Microsoft hat zusammen mit Qualcomm sogar einen eigenen ARM-Prozessor entwickelt. Die Prozessoren dieser Art kennt man bisher nur aus dem Smartphone und Android-Tablets. Und plötzlich sollen sie sich mit Windows 10 herumschlagen… Und das nach dem ARM-Desaster mit Windows RT.

Schick, schnell und always online - das Galaxy Book S
Schick, schnell und always online – das Galaxy Book S
Der alles überragende Hauptvorteil aller ARM-Chips ist, dass sie erheblich weniger Energie verbrauchen als Chips mit konventioneller Architektur. Das war auch der ursprüngliche Grund, warum die Hersteller von mobilen Endgeräten so früh auf Prozessoren dieser Bauart setzten: Die Akkus in den Devices sollten einfach möglichst lange halten, weil es die Handy-Anwender so gewohnt waren. Außerdem hatte sich über die Jahre die RISC-Technologie sowohl durch Grundlagenforschung, als auch durch die praktische Anwendung deutlich weiterentwickelt. Schließlich konnten neue Hersteller bzw. Hersteller, die CPUs für mobile Geräte herstellen wollten, sehr viel einfacher in die Produktion einsteigen, weil sie bei der Lizensierung eben nicht von einem einzigen Unternehmen abhängig waren. Aber, vor allem erwies sich ganz praktisch, dass ARM-Prozessoren für die mobile Nutzung perfekt sind.

Auch schick, schnell und always online - das Surface Pro X
Auch schick, schnell und always online – das Surface Pro X
Denn der geringere Energieverbrauch zieht weitere Vorteile nach sich. Die Dinger werden nicht so schnell heiß; man muss also weniger Aufwand bei der Kühlung betreiben und kann den Formfaktor klein halten. Gleichzeitig sind ARM-Prozessoren sauschnell. Da lag es schon seit Längerem nahe, beispielsweise die aktuellen Snapdragon-Chips in Windows-Notebooks einzubauen. Erst eine intensive Kooperation zwischen Microsoft und dem Snapdragon-Hersteller Qualcomm führte am Ende zu einer Windows-10-on-ARM-Initiative, im Rahmen derer die beiden Partner diverse Hersteller von Tablets, Detachables und Notebooks davon überzeugen wollten, Geräte mit ARM-Chipsätzen zu entwickeln. Das verlief in den vergangenen eher schleppend und mit geringem Erfolg.

Das könnte sich mit dem Galaxy Book S (das nun auch in Europa angeboten werden soll) und dem Surface Pro X ändern. Denn die neuen Geräte werden nicht einfach als dünne, schnelle Notebooks beworben, sondern als Always-On-Maschinen für die kommende 5G-Infrastruktur; entsprechende Komponenten enthält solch ein Snapdragon der 850+-Generation bereits.

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