Es ist ein großes Glück, Enkelkinder zu haben. Und es ist lehrreich. Besonders wenn die Eltern der Enkel Digital Natives sind. So können Oma und Opa immer auf dem Stand der Dinge bei der Digitalisierung der Kinderzimmer bleiben oder sich Games erklären und vorspielen lassen, von denen sie noch nie gehört haben. Aber manch Digitales für Kinder kommt einigermaßen unspektakulär daher. In diesem Fall das interaktive Lernsystem Tiptoi(c) von Ravensburger.

Um ehrlich zu sein: Ich wusste gar nicht, dass mein ältester Enkelsohn, seit August des Jahres zum Schulkind gereift, einen Tiptoi-Stift und dazu passende Bücher hat. Hätte ich das gewusst, wäre ich bei mancher Suche nach einem passenden Geschenk sicher beim breiten Angebot an Tiptoi-Büchern gelandet. Auch wenn die nicht ganz billig sind. Aber knapp 20 Euro für ein „Expedition Wissen: Weltraum“ mit 32 Seiten voller toller Abbildungen und hochinteressanter Audiobeiträge ist tatsächlich nicht zu viel verlangt.

Ja, Audio… Das Tiptoi-Prinzip geht nämlich so: Das Kind besitzt einen Tiptoi-Stift und richtet dann auf irgendein Element im Buch. Ein Klick, und der aus dem Stift kommt gut verständlich ein kindergerechter Erklärtext. Den Stift gibt es solo für rund 53 Euro oder im Starterset mit einem Buch für 60 bis 70 Euro. Basistechnologie ist die Optische Identifikation (OID), die seit einiger Zeit auch in der Industrie zum Einsatz kommt. Bei den Tiptoi-Büchern wird auf jede Seite ein für das menschliche Auge unsichtbares Punktraster aufgedruckt; alle relevanten Objekte (Symbole, Bilder, Piktogramme etc.) können so in einem Koordinatensystem kodiert werden. Der Tiptoi-Stift ist nichts anderes als ein Infrarotscanner, der das Punktraster auswerten kann.

Um die passenden Informationen ausgeben zu können, muss der Stift die passende Audiodatei zum jeweiligen Buch im Web downloaden. Bei älteren Versionen musste der Stift per USB-Kabel mit einem Computer und der per WLan mit dem Internet verbunden sein. Die aktuellen Tiptoi-Stifte verbinden sich selbst mit dem Netz, Kabel sind nicht mehr nötig. Überhaupt hat der berühmte, beliebte und bewährte Ravensburger-Verlag das Tiptoi-System seit dem Start im Jahr 2010 ständig und sinnvoll weiterentwickelt. So braucht man inzwischen auch keine Batterien mehr, weil der Stift einen per USB aufladbaren Akku enthält.

Außerdem wurde die Manager-App regelmäßig verbessert; die wird immer noch gebraucht, um dem Stift den Download von Inhalten zu ermöglichen. Selbst das Design wurde immer wieder optimiert, um das Ding noch kindgerechter zu machen. Tatsächlich kommen schon zwei- und dreijährige Kinder mit dem Stift gut zurecht. Erwachsenenhände sind da nicht so gut geeignet. Noch griffiger wird das Teil mit einer der bunten Soft-Hüllen. Und weil die Firma Ravensburger ein kundenfreundliches Unternehmen ist, sind alle inzwischen vier Generationen Stifte mit allen Büchern kompatibel.

Allerdings sind Stifte der ersten Generation nicht in der Lage, Hörbücher und Lieder wiederzugeben oder mit Produkten der sogenannten Create-Linie zu arbeiten. Letzteres gilt auch für die zweite Generation – dazu gleich mehr. Für die Version mit Akku gibt es eine schicke Ladestation.

Aktuell finden sich im Tiptoi-Shop 121 Bücher in verschiedenen Serien, darunter Lexika, Bilderbücher, Vorlesebücher, Atlanten und und und… Mit 28 Liederbüchern können die jungen Anwender:innen sich nicht bloß Gesungenes anhören, sondern mitsingen. Noch recht neu sind die Spielwelten, bei denen interaktive Spielflächen mit passenden (oder bereits vorhandenen) Spielfiguren kombiniert werden.

Seit der dritten Stiftgeneration kann dieser auch aufnehmen, also Gesprochenes, Töne, Geräusche, selbstgemachte Musik. Bei den Produkten der Create-Linie lassen sich diese selbstaufgenommenen Daten an bestimmte, im Buch besonders gekennzeichnete Markierungen binden und dann jederzeit wieder abspielen. So können die Kinder Inhalte kommentieren, ergänzen oder einfach markieren.

Mein ältester Enkelsohn (6) hat seinen Tiptoi-Stift jetzt seit gut zwei Jahren, dazu ein gutes Dutzend Bücher zu ganz unterschiedlichen Themen. Die hat er ganz eigenständig durchgearbeitet und dabei eine Menge gelernt. Tatsächlich kann das Tiptoi-System ganz gezielt für den Spracherwerb eingesetzt werden, aber bei älteren Kindern auch als interaktive Wissensdatenbank. Für mich steht schon fest, dass mein Enkel zu Weihnachten den Tiptoi-Weltatlas bekommt – allein schon, weil ich gern mit dem spielen möchte…