So zeigt Glympse den Standort der Person an, die einen Glympse verschickt hat (Screenshot)

Was zur Hölle… Soll ich mich wirklich per Glympse verfolgen lassen?

Es darf nicht verschwiegen werden, dass viele, viele Menschen diese Anwendung negativ sehen. Auch wir Digisaurier haben uns ja vor einiger Zeit kritisch mit dem Thema „Smartphone-Tracking“ auseinandergesetzt und festgestellt, dass dieses Instrument in unfreien Gesellschaften der Kontrolle der Bürger durch den Staat dient, da aber, wo es von freien Menschen aus freien Stücken benutzt wird, ausgesprochen nützlich sein kann, manchmal sogar lebensrettend. Das gilt in hohem Maße für ein System, das es seit 2011 (hierzulande seit 2013) gibt und auf den lustigen Namen „Glympse“ hört.

Dabei handelt es sich um eine nette Verformung der englischen Vokabel „glimpse“, die übersetzt so viel heißt wie „kurzer Blick“. Es handelt sich um die Entwicklung eines ehemals kleinen Softwareschuppens in Seattle, der seinen unerwarteten Erfolg dazu nutzte, einen ganzen Kosmos an Services rund um sein Kernprodukt aufzubauen und es durch erfolgreiches Community-Building geschafft hat, sogar einen Lifestyle-Begriff zu etablieren: Wenn ein digitaler Eingeborener jemanden ermöglichen möchte, seinen Standort in Echtzeit verfolgen zu können, sagt er kurz „Ich sende dir einen Glympse“. Das beschreibt auch die Funktionsweise der Anwendung, die es sowohl für iOS, als auch für Android als App gibt.

Einen Glympse versenden

Ein Glympse kann auf verschiedensten Kanälen verteilt werden. (Screenshot)
Ein Glympse kann auf verschiedensten Kanälen verteilt werden. (Screenshot)
Hat sich der App-Besitzer entschieden, seinen Standort zu teilen, gibt er das über die App bekannt – er erzeugt einen Glympse. Dabei handelt es sich um die fortlaufend aktualisierten GPS-Koordinaten des Smartphones, auf dem die App läuft. Solch ein Glympse wird verschlüsselt und im Prinzip als URL verteilt. Denn um einen Glympse-Absender zu verfolgen, braucht an keine App, sondern nur einen Webbrowser. Dargestellt wird dessen Position nämlich auf der Karte, die Glympse bereitstellt. Jemanden mit der Smartphone-App zu verfolgen, bietet einige Nebennutzen, die aber die ganze Geschichte nicht wesentlich verbessern.

Wichtig: Wer einen Glympse erzeugt, kann (und muss festlegen), wie lange der gültig sein soll. Nach maximal 12 Stunden wird ein Glympse spurlos gelöscht – versichert der Anbieter, und wer die Anwendung nutzt, dem bleibt wenig übrig als das zu glauben. Ein Glympse kann auf vielfältige Weise geteilt werden. Wer seinen Standort – aus welchen Gründen auch immer – mehr oder weniger öffentlich teilen mag, der kann den Glympse über die sozialen Netze Facebook und Twitter (sowie alle anderen Social-Media-Kanäle, für die man einen Account hat und die man entsprechend eingerichtet hat) veröffentlichen – zum Beispiel auch per WhatsApp. Ein Glympse kann einfach als Link per Mail verschickt werden; besonders schick die Möglichkeit, einen QR-Code zum Teilen erzeugen zu lassen. Klar, so kann eine Person sich von einer definierten Gruppe anderer tracken lassen, zum Beispiel dem Freundeskreis, wenn ein Treffen irgendwo angesagt ist.

Freunde treffen per Glympse

Ein Glympse kann auch als QR-Code verschickt werden. (Screenshot)
Ein Glympse kann auch als QR-Code verschickt werden. (Screenshot)
In diesem Fall ist es möglich und nützlich, wenn alle Insassen der Bande ebenfalls Glympse an alle anderen senden. Die werden alle auf einer Map erscheinen, sodass jeder sehen kann, wo die/der jeweils andere ist und wie sie/er sich auf das Ziel hin bewegt. Und weil die Anwendung auch anbietet, das angestrebte Ziel im Glympse bekanntzugeben, lässt sich leicht abschätzen, wer wan da sein wird. Diese Variante macht Glympse auch zu einem feinen Familien-Tool. Beispielsweise für die/den Haushaltsernäher*in auf Dienstreise, die den Lieben daheim so mitteilen kann, wo er/sie steckt und wann er/sie vermutlich zuhause sein wird. Wie gesagt: Ein Glympse muss aktiv, bewusst und willentlich erzeugt und versendet werden; nichts davon geht automatisch oder ohne Zutung des Anwenders. Diese Tatsache in Verbindung mit dem nötigen Vertrauen zum Anbieter, dass dieser die entstehenden Daten nicht missbraucht, macht Glympse zu einem wunderbaren Werkzeug.

Auch für ganz ernsthafte Aufgaben. Ein nicht ganz gesunder Mensch, dem möglicherweise ein Herz- oder ein Schlaganfall droht, oder ein Diabetiker mit Neigung zur Unterzuckerung, ist unterwegs. Vorher hat er seinen nächsten Angehörigen ein Glympse geschickt. Die können nun sehen, wo sich diese Person aufhält und reagieren, wenn sie sehen, dass sich die zugehörige Markierung auf der Landkarte nicht mehr bewegt. Das kann Leben retten. Um aber auch das klarzustellen: Glympse funktioniert per GPS, das Device des Senders muss also GPS-fähig sein, und weil GPS jede Menge Strom frisst, leert sich der Akku des Smartphones rasant und manchmal schneller als allen Beteiligten lieb sein kann.

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