Von Neuland nach Digitalien: Der zweite Tag mit Begegnungen

Der Tag beginnt mit einem Desaster. Nicht für uns, sondern für unseren Wirt in Scheinfeld. Seine Internet-Verbindung war ausgefallen.

Telefonsteckdose (1 von 1)Das hat ihn zurück katapultiert in die Offline-Ära. Und wir hören beim Frühstück mit, wie er einen Support-Mitarbeiter nach dem anderen durchtelefoniert: „Sind Sie noch bei Trost, ich muss Abrechnungen schreiben, kein Internet, kein Telefon seit gestern Abend.“

Aber wer hätte geahnt, dass wir an diesem Tag mitten auf dem fränkischen Land auf einen IT-Manager treffen sollten, der ausgestiegen ist und nun ein wunderbares Cafe betreibt. Das irgendwie auch ein getarnter Computerladen. Es wurde ein Tag voller Begegnungen…

Als wir vom Frühstückstisch aufstehen, telefoniert der Hotel-Besitzer immer noch „Was wollen Sie mir einen neuen Vertrag aufschwatzen, wenn der alte schon nicht funktioniert?“ Er war wohl an den Vertrieb geraten.

Wir packen – was gar nicht mal so schnell geht. Wir haben zwar wenig Gewicht dabei, dafür aber viel kleinteilige Technik.

Dann holen wir die Räder und machen uns auf dem Weg. Der Wirt winkt uns nach, das Telefon noch immer am Ohr. Er hat die Nummer eines Technikers bekommen und wirkt hoffnungsvoll.

Abschied von Scheinfeld (1 von 1)
Aufwiedersehen Scheinfeld und kaputtes Internet…

Die Reise führt uns in einen wolkenverhangenen Tag. Immerhin: es ist trocken. Zeit, immer mal wieder anzuhalten, Fotos zu machen, zu posten und eben das zu tun, was wir schon am ersten Tag vorgehabt hätten.

Die Begegnung mit dem ICE

Einen Teil des Weges nach Würzburg legen wir an der ICE-Strecke zurück. Schotter, aber gut befahrbar. Alle paar Minuten rast ein ICE an uns vorbei. Und das erinnert Christian an eine Geschichte…

Und was war die Geschichte – ganz einfach: ein Test für Neues… die Computershow, ein verfahrener ICE und ein paar verdatterte Treuchtlinger…

„Wir wollten die Laufzeit von Notebook-Batterien testen. Weil damals die SL Chipsets kamen, die besonders stromsparend sein sollten. Aber nicht alle Notebooks  waren da gleich gut. Denn nur wenn das ganze System die Technik unterstützte brachte es auch was. Wir luden verschiedene Hersteller auf eine Zugfahrt in den ICE ein. Der war zwar damals einer von Europas modernsten Zügen. Aber hatte keine Steckdosen eingebaut. Brauchte ja kaum einer… Die Hersteller durften mit unserem Sonderzug solange mitfahren, bis die Batterie des Notebooks alle war. Dann mussten sie aussteigen. Aber weil alle alles dafür getan hatten, dass das Ding möglichst lange hielt, dauerte der Test länger als geplant. Unser kompletter Sonderzug, der nur für Neues auf der Strecke war, wurde dann auf eine verlängerte Reise geschickt. Aber irgendwo auf der Strecke hat sich wohl einer vertan. Durch eine falsche Weichenstellung fuhr unser ICE dann nach Treuchtlingen. Was definitiv kein ICE Bahnhof war. Darum guckten die Treuchtlinger ziemlich verdutzt als der plötzlich im Bahnhof hielt. Und der ICE musste dort warten, bis ein Zugführer kam, der die Strecke kannte und den ICE sicher nach Hause brachte. Wir fuhren derweil (schwarz und ohne Fahrkarte) mit einem Regionalexperess zurück nach München. Ich glaube es gibt nicht viele Leute die sagen können: ich habe mich mit dem Zug verfahren…“

Die Rast in der Sonne

Bloggerbank (1 von 1)
Die Sonne zeigt sich immer öfter an diesem Tag. Also können wir immer mal wieder innehalten, uns Gedanken machen und die live verbloggen. In Mönchsontheim lädt eine Bank ein. Christian packt das Surface aus und lässt sich auf einer Bank nieder, um das Liveblog des zweiten Tages zu ergänzen. Dazu ein wenig filmen, Fotos machen und überlegen, wo es weiter geht. Es ist herrlich ruhig in Mönchsontheim.

Die Begegnung mit dem Analog-Saurier

Als wir in Obernbreit ankommen und um die Ecke des Rathauses biegen, sehen wir ein kleines Café mit Sonnenschirmen davor. „Wo Sonnenschirme sind, ist auch Sonne“, beschließen wir und parken die Räder.

Als der Wirt Stefan zur Tür heraus kommt, zückt Christian seine Kamera, knipst und sagt, „Du kommst jetzt in unser Blog“. Dabei ahnt Christian noch gar nicht, wen er da vor sich hat. Einen leibhaftigen Analog-Saurier. Und wie der ins Blog kommt!

Stefan von der Cafemeile in Obernbreit ist ein Analog-Saurier.
Stefan von der Cafemeile in Obernbreit ist ein Analog-Saurier und macht klasse Kaffee.

Stefan war Blue Boxer, erzählt er, als er unseren Käsekuchen bringt. Nein, das hat nichts mit Fernsehen zu tun. Blue Boxing, auch Phreaking genannt, war das Hacken analoger Vermittlungsstellen. Mit einer Blue Box sendeten die Phreaker Kenntöne an die Vermittlungsstellen und kamen so kostenlos an internationale Telefonate. „Und dann kamen die digitalen Vermittlungsstellen“. Vorbei war es mit dem analogen Hacken.

Später war Stefan Chef-Einkäufer bei einer großen Elektronik-Handelskette und hat die neuesten Pentium Boards nach Deutschland gebracht. Eine Zeit verbrachte er in Spanien, noch mehr Zeit im Flugzeug, in Hotels und Taxen. „Da hast die ganze Zeit von der Speisekarte gegessen. Nix selbst gekochtes. Wenn Du dann heim kommt, freust Du Dich über Fleischküchle mit Kartoffeln. Und wenn die Freunde dann fragen: ‚gehen wir essen‘, fragst Du Dich ‚Ham di an Baddscher?'“

Käsekuchen-Bloggerplatz (1 von 1)
Stefans Käsekuchen – ein Traum. Und ein begnadeter Barista ist er auch noch.

Irgendwann war es Stefan leid, durch die Weltgeschichte zu jetten. Er hat sich zur Ruhe gesetzt. In Obernbreit. Obernbreit gefällt ihm – auch weil man von dort immer schnell weg kommt. Die A7 und die A3 in der Nähe, nach Nürnberg zum Flughafen „ne halbe Stunde, wenn man schnell macht“ und Würzburg gleich um die Ecke.

Ab und an will Stefan dann auch weg – zurück zur IT. Dann arbeitet er als Barista auf PHP-Kongressen. Demnächst auch in München, bald wieder in Berlin. Scheint, als hätte Stefan seinen Platz gefunden, in Obernbreit – weit weg von Pentium Boards, Blue Boxes und Elektronik. Wobei: Ganz entkommt er IT und Computern nicht. Viele Gäste bringen ihre Smartphones mit und lassen sich bei Problemen von Stefan helfen. Natürlich trinken sie dann auch eine Kaffee bei Stefan in der Cafemeile. Denn der Kaffee ist wirklich gut!

Ob es besser geworden sei mit Obernbreit, fragen wir Stefan bei unserer Abfahrt. „Es ist anders. Besser wird es nie,“ gibt er uns mit auf den Weg.

Ankunft in Würzburg

Wir haben viel zu reden auf der Fahrt. Über Stefan, das Aussteigen aus der IT-Welt. Das haben ja auch viele nach langen Jahren gemacht. Ob nun Theo Lieven, Rudi Gallist und wie sie alle heißen. Wir steigen jetzt erstmal rein. In die Pedale. Schließlich trudeln wir in Würzburg ein. Es ist schon kurz vor sieben. Wir haben uns verschwatzt beim Stefan. Darum nur noch ein kurzer Aufsager für Würzburg. Eine Stadt, die Christians Lebensweg massiv beeinflussen sollte. Aber dazu mehr die nächsten Tage.

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