Der erste Traumcomputer: Altair 8800

5 Computer, die wir alle haben wollten

Es soll ja Zeiten gegeben haben, da haben Jungs sich das Kinderzimmer mit Fotos von Computern tapeziert und nachts davon geträumt, genau diesen einen Computer zu besitzen. So wie es glühende Autofans gibt, die sich ihre Karre fernab der Nützlichkeit wählen, gab es in den vergangenen rund 40 Jahren immer auch Kisten, die jeder von uns heutigen Digisaurier damals haben wollte. Wir haben einmal versucht, die Liste der 5 ultimativen Traumrechner zusammenzustellen. Natürlich ist dieses Listical – wie die meisten seiner Art – strikt subjektiv und wartet darauf, durch Kommentare kritisiert, verändert und ergänzt zu werden.

Als es ab 1975 den Bausatz des Altair 8800 für um die 2.000 US$ gab, träumten nur ein paar Dutzende Menschen weltweit von dieser Kiste, die nicht einmal eine Tastatur hatte. Die Zeit war einfach nicht reif für den Jedermann-Computer. Die kam erst mit Geräten wie dem Atari 800, dem Tandy TRS 80, dem Sinclair ZX-81 und vor allem dem Commodore VC20. Dass man überhaupt voll funktionsfähige Rechner für den Hausgebrauch zu erschwinglichen Preisen kriegen konnte, markiert den Beginn der Homecomputer-Revolution. Und für die steht ohne Zweifel der Brotkasten.

1. Commodore C64

Der Original Brotkasten - ein Commodore C64
Der Original Brotkasten – ein Commodore C64

Der Verfasser dieses Artikels schlich im Spätherbst ein ums andere Mal an einem gewissen Schaufenster der nahegelegenen Kaufhof-Filiale vorbei. Dort hatten die Herren der soeben gegründeten Computerabteilung nicht nur einen VC20 ausgestellt, sondern den damals schon berühmten Commodore C64 samt Monitor und Datasette ins rechte Licht gerückt. Vermutlich stand das Ding auf Tausenden Wunschzetteln, aber nur wenige bekamen einen, weil der Gesamtpreis dann doch das Geschenkbudget der Eltern überstieg. Und weil der Verfasser sich die Kiste hätte selbst schenken müssen, entschied er sich dann doch für einen Sinclair ZX81 mit Folientastatur, den es in der VOBIS-Filiale für 99 D-Mark gab.

Wenig später bekam er dann doch einen Brotkasten. Und zwar mit allem Zipp und Zapp als Leihgerät von Data Becker. Verbunden mit dem Auftrag, ein Buch unter dem Titel „Das Ideenbuch zum C64“ zu verfassen. So schaffte sich der Autor alles rund um „Komma 8, Komma 1“ drauf und schrieb parallel an dem Buch. Ein Fan des 64ers wurde er so zwar nicht, aber jemand, der an die Zukunft der kleinen Computer glaubte.

2. Apple Macintosh

Der erste Macintosh von 1984
Der erste Macintosh von 1984

Der Buchvertrag führte dazu, dass ich Chefredakteur der Becker’schen Computerzeitschrift wurde, die aus dem Verkaufskatalog namens „Data Welt“ entstand. Plötzlich wanderten Dutzende mehr oder weniger lustiger Homecomputer über die Redaktionstische, und keiner davon war – nun ja – sexy. Die Bedienung war grundsätzlich unkomfortable und eigentlich nur für Freaks geeignet, und wollte man irgendwas Ernsthaftes mit den Dingern anstellen, versagte die zugehörige Software. Nun hatte ich das außerordentliche Vergnügen, ein paar Jahre zuvor eine Apple Lisa live im Betrieb zu erleben, weil die PR-Agentur, in der ich damals wirkte, die Anschaffung dieses einzigartigen Dings erwog.

Kein Wunder also dass mich die Präsentation des Apple Macintosh früh im Jahr 1984 vollständig faszinierte. Den MUSSTE ich haben! Und so mühte ich mich an März des Jahres damit ab, einen Würfel für den Privatgebrauch zu bekommen. Was irgendwann im Herbst auch mit tätiger Mithilfe gewisser Personen bei Apple Deutschland gelang. So fiel einer der ersten Macintoshs für stolze 2.500 D-Mark in meine Hände, und ich war glücklich. Allerdings führte der Besitz des Würfels auch zu einer milden Form der Arroganz: Alle Macintosh-Besitzer der ersten Generation fühlten sich dem Rest der Computergemeinde weit überlegen. Auch weil ein Mac damals ungefähr dreimal so teuer war…

3. Atari ST

Das erste Modell des Atari ST von 1985
Das erste Modell des Atari ST von 1985

Es war der Chef persönlich, der uns total wild auf den Atari ST machte. Denn Dr. Achim Becker war ein glühender Verehrer von Jack Tramiel, dem Commodore-Gründer mit der schrägen Lebensgeschichte, der die Hülle der zugrundgegangenen Firma Atari erworben und den legendären Shiraz Shivji als Chefingenieur verpflichtet hatte. Das mit keinem geringeren Ziel als die nächste Generation Homecomputer zu erschaffen, quasi den 64er für die zweite Hälfte der Achtzigerjahre. Wegen der Nähe zu Tramiel konnte die Redaktion der Data Welt den ersten nach Deutschland gelangten ST auf Herz und Nieren prüfen.

Die Begeisterung war auf Anhieb groß. Hier kam ein 16-Bit-Computer mit dem modernsten Chip jener Tage – dem Motorola 68000, der auch im Mac Dienst tat. Außerdem verfügte der ST über eine grafische Benutzeroberfläche wie der Mac und konnte alles, was der Mac auch konnte. Und das für einen Bruchteil des Preises. Ich persönlich war hin und her gerissen, gab dem Atarai aber auch daheim eine Chance – vor allem, weil es das GW-Basic angetan hatte, mit dem man Anwendungen für das GUI programmieren konnte. Wie sehr Apple den ST anfangs fürchtete, zeigt folgende Anekdote. Als wir den ST unter anderem mit einem Macintosh vergleichen wollten, ließ uns die damalige Apple-Sprecherin mitteilen, dass wir nie nie nie wieder einen Apple-Computer zum Testen bekämen, wenn der Mac unter einer Headline wie „klein, stark und schnell“ präsentiert würde. Wir hielten uns dran, testeten aber trotzdem nie wieder einen Mac in der Data Welt.

4. Commodore Amiga

Ein früher Amiga 500 in Vollausstattung
Ein früher Amiga 500 in Vollausstattung

Die Präsentation des Commodore Amiga im Sommer 1985 markiert vielleicht den Höhepunkt der Computer-Ära. Denn diese Kiste hatte alles, was Mac und ST konnten, aber darüber hinaus viel, viel mehr Fähigkeiten. Und war bunt! Tatsächlich wurde die Mac-Welt erst mit der Modellreihe Macintosh II im Jahr 1987 farbfähig, und auch der ST erlaubte zunächst nur, einen Color-Monitor in bunt mit extrem geringer Auflösung zu betreiben. Der Hammer aber waren die speziellen Multimedia-Chips, die das Team um Ex-Atari-Entwickler Jay Miner für diese Wahnsinnskiste erfunden hatten. Denn mit denen waren Grafik, Animation und Sound möglich, die kein anderer Rechner hinbekam. Der erste Amiga in der Redaktion war deshalb auch ständig im multimedialen Einsatz, sodass wir zunächst überhaupt nicht erkannten, dass man mit dem Ding auch Textverarbeitung und solch öden Dinge betreiben konnte.

Dass der Amiga aus dem inzwischen „feindlichen“ Hause Commodore bei Data Becker überhaupt eine Chance bekam, hat das Duo Christian Spanik und Hannes Rügheimer zu verantworten, die bei Dr. Achim Becker und mir unermüdlich missionierten und schließlich Aufträge für diverse Bücher zum Amiga erhielten und eine Kolumne in der Data Welt namens „Amiga-Window“. Die wurde für alle Fans der fabelhaften Kiste über zwei Jahre absolute Pflichtlektüre, weil die beiden Amiga-Evangelisten dort wirklich alles präsentieren konnte, was Amiga-Usern Spaß machte.

5. Sony Vaio PCG-505

Sony Vaio PCG-505 - für kurze Zeit ein Kultcomputerchen
Sony Vaio PCG-505 – für kurze Zeit ein Kultcomputerchen

Reden wir nicht lange drumherum: Die Neunziger Jahre boten wenig Aufregendes – trotz aller Innovationen sowohl im Bereich der MS-DOS/Windows-Rechner, als auch bei Apple ohne Steve Jobs. Der schuf bei seiner Firma NeXT allerdings den vielleicht besten persönlichen Computer aller Zeiten. Nur blieb der hierzulande fast unbekannt, war lange nicht zu haben und kostete ein kleines Vermögen. Das war beim Mac II, der toll war, aber eigentlich nicht innovativ, ähnlich. Ansonsten kamen und gingen Amiga- und ST-Varianten, bis die Absatzzahlen sanken und die Kisten zu Nischenprodukten wurden. Windows beherrschte die Welt, und PCs sind nun mal nie aufregend gewesen. Gut, es gab schönere und bessere Laptops, aber die Desktop-Maschinen waren langweilig. Selbst echte Apple-Fans nahmen die Ankunft von Powerbook und Pizzabox-Mac gelassen hin.

Doch Anfang des neuen Jahrtausends regte sich bei vielen heutigen Digisauriern der Wunsch nach etwas Schickem, nach einem Computer mit feinem Design, nach einem Must-have-Computer. Das konnte nur ein Notebook sein. Tatsächlich wurden so für zwei, drei Jahre die Maschinen aus der Reihe der Sony-Vaio-Tragbaren zu Kultobjekten. Schaut man sich heute Filme aus der Zeit an, dann nutzen die Protagonisten entweder Mac oder Vaio – was natürlich auch mit einer ausgefeilten und teuren Product-Placement-Kampagne von Sony zu tun hat. Ich traf Mitte 2000 im Münchner Flughafen den Geschäftsführer irgendeiner Internetblasen-Bude, der ein ultraschickes Notebook auf den Knien hatte. DAS wollte ich auch haben: Es war klein, flach und schimmerte bläulich, fast violett. Ich fragte nach und erfuhr, dass es ein Sony Vaio PCG-505 war. Zwei Wochen später besaß ich ebenfalls einen – und hatte dafür fast doppelt so viel bezahlt wie für ein 08/15-Notebook jener Tage.

Natürlich hatte fast jeder zu verschiedenen Zeiten ganz andere Traumcomputer als die hier genannten. Deshalb würden wir gern wissen: Welcher war der Rechner, den du haben musstest? Und wann war das? Über jeden Kommentar in dieser Richtung freuen wir uns!

[Alle Fotos: via Wikimedia]

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2 Gedanken zu „5 Computer, die wir alle haben wollten“

  1. DAS Data Becker Buch überhaupt war C64 Intern. Was wir da irgendwo in einen ungenützten Bereich des Bildschirmspeicher ge-poked haben ging auf keine Kuhhaut. Das Buch war schlicht Kult.
    Mein erster PC hatte 64 KB RAM, zwei Diskettenlaufwerke und eine 4,77 MHz CPU. Damals sind wir mit einer Diskette in den IBM Laden, haben den Debugger aufgerufen und das BIOS auf die Diskette kopiert. Die Typen im Laden haben nicht geschnallt, was wir gemacht haben. So hatte unser Clone immer ein Original IBM BIOS mitsamt Basic Chip.

  2. Nach dem Commodore C64 war mein erster „richtiger“ PC ein Olivetti M24, Er war zum IBM PC kompatibel, aber mit dem 8086-Prozessor schneller, als das Vorbild mit dem faden 8088. Und sein Gehäuse war von Frog Design – die Italiener verstanden immer schon was von den schönen Dingen. Das Thema Design und Computer wäre es wohl auch mal wert „historisch-kritisch“ oder wenigstens „hysterisch-kritisch“ gewürdigt zu werden … ;-)

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