Der Mac II - eine stattliche-schöne Erscheinung (Foto: Apple)

Alle meine Computer – Phase III (1988 – 1993)

Nachdem das Jahr 1985 eine Art Zeitenwende bei den Computern für den persönlichen Gebrauch darstellte, bog der Markt ab 1988 in Richtung Convenience ab. Gleichzeitig spaltete sich die Szene weiter in die „Freaks“ und diejenigen, denen die Arbeit am PC (oder Apple Mac) zum täglichen Brot wurde – besonders bei Selbstständigen und Freiberuflern. Denn denen boten die Computer die Möglichkeit, sich von A bis Z selbst zu organisieren und mit Hilfe der „kleinen“ Rechner Geld zu verdienen. Das betraf mich persönlich nach meinem Abschied von DATA BECKER in ganz besonderem Maße. Und dabei spielte ein Mac II eine spezielle Rolle.

Wie gesagt: Den musste ich haben! Mir erschien der erste Macintosh, der wie die damals sich rasch verbreiteten IBM-Kompatiblen aussah, als die ideale Maschine. Natürlich hatte mich auch sein ausgesprochen schickes Äußere gefangen genommen. Aber in Kombination mit einem für damaligen Verhältnisse riesengroßen Farbmonitor und dem wunderbaren Apple LaserWriter, der im Vergleich zum Windows 2.11 überragenden Benutzeroberfläche und bereits ausgefeilten Anwendungsprogrammen war er allen MS-DOS-basierten Computern, aber auch dem Atari ST und dem Commodore Amiga weit überlegen.

Pagemaker - aus den Anfangstagen des DTP
Pagemaker – aus den Anfangstagen des DTP

Plötzlich waren Desktop Publishing und das Erstellen von Grafiken, ja, auch schon die Bild- und Videobearbeitung keine Zukunftsvisionen mehr, sondern in Reichweite. Wenn man bereit war, für ein solches Mac-II-System mit allem Pipapo um die 20.000 DM auszugeben. Und so fuhr ich eines Tages im Sommer 1988 bei der Filiale der Firma Kleinofen an der Düsseldorfer Immermannstraße vor und lud drei schwere Kartons ein. Inzwischen hatte ich Büroräume angemietet, die ich mir mit einem Kollegen und einem Grafik-Designer teilte. Dort baute ich die schöne Maschine auf, die bis 1992 mein Leib- und Magen-Computer sein würde. Zuhause tat weiter ein in die Jahre gekommener Mac-Würfel treue Dienste.

Werbung für ein Tandon-DataPac-Laufwerk (ca. 1987)
Werbung für ein Tandon-DataPac-Laufwerk (ca. 1987)

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Zwischendurch und parallel zu den Apple-Rechnern kamen und gingen die PC-Kompatiblen. Denn ab etwa 1987 betraten im Wochentakt neue Hersteller, vor allem aus Fernost, den Markt. Da waren einerseits die alten Recken der Szene wie Compaq und Hewlett-Packard, aber sowohl Unternehmen der Unterhaltungselektronik (Sony etc.), als auch Dutzende neuer Firmen mit Sitz in Taiwan, die für kleines Geld Computer mit MS-DOS oder einer kompatiblen Version anboten. Weil die Bauweise auf Basis von Intel-Prozessoren, besonders das Design der Motherboards und die Schnittstellen, sich innerhalb kurzer Zeit de facto standardisiert hatte, konnte jeder, der an ausreichende Mengen Bauteile kam, solche Kisten bauen.

Die NeXTstation - der NeXT für jedermann
Die NeXTstation – der NeXT für jedermann

Nur wenige solcher Computer sind mir überhaupt in Erinnerung geblieben. Da war zum Beispiel der Tandon PC mit den auswechselbaren Festplattenkartuschen. Oder eine Noname-Kiste aus Taiwan, die einem der damaligen IBM-Rechner mit Intel-80486-Prozessor in jeder Hinsicht überlegen war. Plötzlich ging es nicht mehr um PC oder Nicht-PC, sondern um Details wie Grafikkarten oder die Menge an RAM. Gleichzeitig begann der über Jahre anhaltende „Krieg“ der Anwender zwischen Windows und Mac. Um 1990 herum war man entweder Apple- oder Windows-Fan.

Da kam Steve Jobs mit seinem NeXTcube im Herbst 1988 völlig unerwartet mit dem vielleicht besten Computer aller Zeiten. Ich hatte das Glück, im Jahr 1990 für vier Wochen eine NeXTstation als Testgerät zur Verfügung zu haben … und war schwer begeistert. Das Ding war sauschnell, das unixoide Betriebssystem der Wahnsinn und die Kiste einfach traumhaft schön. Allein bei den (mitgelieferten) Programmen haperte es noch. Am Ende stellte sich heraus, dass es ausgerechnet das NeXTstep-OS war, das diesen Computer in die Geschichtsbücher brachte. Nach der Rückkehr von Jobs zu Apple wurde es zur Wurzel aller Betriebssysteme, die in der Folge auf Apple-Maschinen Dienst tun würden.

Das erste brauchbare Windows mit der Laufnummer 3.11 (Screenshot via Wikimedia)
Das erste brauchbare Windows mit der Laufnummer 3.11 (Screenshot via Wikimedia)

Das war dann aber auch schon das letzte Highlight in Phase III. Zumal mein Interesse an Hardware-Innovationen doch sehr nachgelassen hatte. Viel spannender fand ich ab etwa 1991 die Suche nach wirklich tragbaren, wirklich nützlichen Geräten. Die bewegte sich in zwei Richtungen: bei Mac und PC in Richtung Laptop, bei den Gadgets hin zu den Handhelds. Tragbare PCs hatten mich immer schon fasziniert – schon der legendäre Osborne (1981) erschien mir erstrebenswert, wie sehr dann erst die Portables von Compaq ab 1983. Dort hatte man 1987 das erfunden, was den Spitznamen „Koffercomputer“ bekam; mich persönlich erinnerte diese Bauform immer an eine tragbare Nähmaschine. Und eine solche mit 386-CPU erwarb ich 1991 beim guten alten VOBIS.

Wenn ich mich nicht täusche, stammte dieser Portable von Fujitsu. Wie alle Vertreter dieser Art diente die Tastatur als Abdeckung für den Bildschirm, in diesem Fall einem Plasma-Display mit leuchtend-orangenen Zeichen auf schwarzem Grund. Tragbar war das Ding mit um die 10 Kilo schon, aber nicht mobil, denn ohne Steckdose lief gar nichts. Über immerhin drei Jahre war der Koffer jedoch mein Haus-und-Hof-PC. Viel mehr interessierten mich allerdings Laptops. Nur waren die in den Achtzigerjahren noch sauteuer, selbst das für der für den Massenmarkt gedachte T1100 von Toshiba.

Ein erster Traum-Laptop: Der T1100 von Toshiba (Foto via Wikimedia)
Ein erster Traum-Laptop: Der T1100 von Toshiba (Foto via Wikimedia)

Und geradezu zur fixen Idee wurde mein Traum von einem Gerät, das solche altmodischen Dinge wie ein Filofax oder Timesystems durch ein elektronisches System ablösen könnte. Natürlich besaß ich einen der ersten Palm Pilots im Land, auch ein Armstrad Penpad bekam eine Bewährungschance. Und der Apple Newton erschien die Lösung aller tragbaren Probleme. Zu dessen Vorstellung für den deutschen Markt in der Frankfurter Alten Oper reiste ich mit dem Motorrad an. In die Hände bekamen wir Journalisten den kleinen Kerl nicht, wir mussten uns mit einer Bühnenshow begnügen. Und dass etliche der vorgeführten Fähigkeiten noch Fakes waren, war jedem Kenner schnell klar.

Christian Spanik mit seinem Apple Newton 1993
Christian Spanik mit seinem Apple Newton 1993

Aus heutiger Sicht bin ich ganz froh, dass mir keines dieser misslungenen Dinger ins Haus kamen. Stattdessen blieb ich dem Palm treu und gönnte mir Jahr für Jahr das neuste Modell; diese Ära endete erst mit meinem ersten Android-Smartphone im Jahr 2009, denn das konnte alles, was solch ein Handheld konnte, aber man konnte damit auch noch telefonieren.

[Bildnachweis – Titelbild: Apple Inc.; Pagemaker 7.0: Digisaurier-Archiv; Tandon: via www.ccapitalia.net; Windows 3.11: DerComputerChecker via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0; Toshiba T1100: Johann H. Addicks via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0; Newton: privat/ Christian Spanik]

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