Praxis: Heißes Eisen Elektronikschrott

Laut einer Statistik von 2019 wurden in Deutschland 12,1 Kilo Elektroschrott pro Kopf(!) gesammelt. Nicht erfasst wurde, wie viele elektronische Geräte die Konsument:innen in den Schubladen aufbewahren. Stellt man die Zahl der seit 2007 hierzulande verkauften Smartphones der aktuell nachweisbar in Betrieb befindlichen Geräte gegenüber, reden wir von mindestens 80, eher 120 Millionen Multifunktionshandys, die nicht (mehr) in Gebrauch sind. Hinzu kommen Hundertausende, wenn nicht Millionen ebenfalls nicht mehr genutzter Computer, Laptops, Notebooks, Tablets sowie der zugehörigen Peripherie – von den Bildschirmen über die Drucker bis hin zu allem, was man sonst an diese Devices anschließen kann. Vermutlich haben allerdings nur wenige derart viel Elektronik im Ruhestand herumliegen wie der Verfasser dieses Beitrags.

Aktuell sind es bei ihm fünf Smartphones verschiedener Baujahre, drei Laptops beziehungsweise Notebooks, vier Tablets, zwei Drucker sowie allerlei Gadgets und Ladegeräte, die zugehörigen Kabel nicht zu vergessen. Seit Längerem quält sich der Autor mit der Frage: Wie kann ich diesen Schrott korrekt entsorgen oder einer Wiederverwendung zuführen.

Nebenbei: Bei den Elektrogeräten, also dem ganzen Kram vom Toaster bis zum Tischstaubsauger, ist die Entsorgung inzwischen gesetzlich umfassend geregelt. So können kleinere Geräte (fast) überall im stationären Handel und auf die eine oder andere Weise im Onlinehandel zurückgegeben werden, auch wenn kein Ersatz gekauft wird. Bei Großgeräten (Kühlschrank, Waschmaschine etc.) ist es so, dass beim Kauf eines neuen Geräts das alte vom Verkäufer zurückgenommen werden muss. Wichtig: Etwaig enthaltene Batterien müssen vorher entfernt und über die vielen Sammelstellen entsorgt werden. Inwieweit diese Regelungen auch für den Elektronikschritt, von dem hier die Rede ist, gelten, ist nicht ganz klar.

Ab damit zum Wertstoffhof!

Der einfachste Weg geht über die Recycling- und Wertstoffhöfe der Städte und Gemeinden. Die werden in der Regel von kommunalen Unternehmen geführt. Fährt man mit einem Kofferraum voll Elektronikschrott vor, wird dieser üblicherweise von Mitarbeiter:innen gesichtet, bis auf wenige Ausnahmen angenommen und einem (hoffentlich) nachhaltigen Recycling zugeführt.

Ein Roboter zerlegt Elektronikschrott (Screenshot via YouTube)
Ein Roboter zerlegt Elektronikschrott (Screenshot via YouTube)

Dass alte Fernseher, Computer und sonstige größere Elektronikgeräte in großen Mengen aufgekauft und nach Afrika oder in die armen asiatischen Länder verschifft werden, ist inzwischen allgemein bekannt. Dort werden sie unter extrem gesundheitsgefährdenden Bedingungen zerlegt. Um an die enthaltenen wertvollen Grundstoffe – zum Beispiel Kupfer – zu kommen, werden Bauteile verbrannt. Da diese nicht selten PVC enthalten, entstehen bei diesem Verfahren lebensgefährliche Dämpfe. Zum Glück sind in den letzten vier, fünf Jahren in Europa eine ganze Reihe hochmoderner Recycling-Anlagen für Elektronikschrott entstanden, in denen die Geräte weitgehend von Maschinen und Robotern zerlegt und die Bestandteile sachgerecht entsorgt oder weiterverarbeitet werden.

So wird Elektronik in Indien von Hand zerlegt (Foto via Wikimedia - siehe Bildnachweis unten)
So wird Elektronik in Indien von Hand zerlegt (Foto via Wikimedia – siehe Bildnachweis unten)

Gleichzeitig nehmen immer mehr Konsumenten die gesetzlich garantierte Möglichkeit war, ein nicht mehr gebrauchtes Elektronikgerät bei dem Händler zur Entsorgung abzugeben, bei dem sie es erworben haben.

Nach Aussagen von Experten sind im weltweit entstehenden Elektronikschrott ungeheure Mengen wertvoller Rohstoffe gebunden. Man denke allein an das Kupfer in Kabeln und auf Platinen. Letzteres wird allerdings inzwischen auch in Europa systematisch aus dem Schrott gewonnen. Eine ganze Reihe Start-up-Unternehmen in der EU arbeiten zudem daran, auch andere Stoffe nachhaltig zu recyclen und für eine sinnvolle Verwendung des verwendeten Kunststoffs zu sorgen. Auf diesem Feld gibt es noch viel zu tun.

Leiterplatten sind giftig (Foto: siehe Bildnachweis unten)
Leiterplatten sind giftig (Foto: siehe Bildnachweis unten)

Reparieren statt neu kaufen!

Der beste Weg ist es aber, Elektronikschritt zu vermeiden, also nicht ständig den neuesten Kram zu kaufen, es also auch mal mit einem sechs Jahre alten Smartphone zu versuchen. Außerdem lassen sich viele Digitalmaschinen auch reparieren oder aufarbeiten. So ersparte sich der Verfasser dieses Artikels sich den Kauf eines neuen Laserdruckers, nachdem das vorhandene Gerät begonnen hatte, unerwünschte Streifen aufs Papier zu bringen. Ein Büromaschinenfachbetrieb ganz in der Nähe verpasste einem Brother DCP-7030 (Baujahr 2008) im Jahr 2019 eine neue Belichtungseinheit und richtete den Papiereinzug – Kosten: rund 150 Euro. Der Drucker funktioniert seitdem wieder einwandfrei.

So sah mein Brother DCP-7030 im Prospekt aus

Vor Längerem unternahm es der Autor im Jahr 2015, einen in Ehren ergrauten Acer PC (Baujahr 1999) nicht durch einen aktuellen Rechner zu ersetzen, sondern durch das Ersetzen von Komponenten auf den Stand der damaligen Technik zu bringen. Die Kiste bekam einen neuen Lüfter, die laute Harddisk wurde durch eine SSD ersetzt, und auch bei der CPU und beim RAM gab es ein Update. Dieser gepimpte Acer leistete noch bis 2021 treue Dienste als Server für das heimische Netzwerk.

Jede Menge Schrottcomputer (Foto: siehe Bildnachweis unten)
Jede Menge Schrottcomputer (Foto: siehe Bildnachweis unten)

Bisschen komplizierter wurde es mit zwei Windows-Tablets, die der Verfasser aus nicht ganz rationalen Gründen im Jahr 2019 angeschafft hatte und die tatsächlich kaum je genutzt wurden – auch weil sie für aktuelle Windows-Anwendungen einfach zu schwach auf der Brust waren. Denn es hatte sich in der Praxis herausgestellt, dass ein Tablet mit Linux-Betriebssystem einfach nützlicher ist. Weil der Hersteller aber das BIOS so angerichtet hatte, dass das Booten von einem externen Device ohne Weiteres nicht möglich war, bedurfte es einiger Expertentipps, den beiden Flachmännern dann doch noch Ubuntu aufzuzwingen. Das eine Tablet wurde kurz danach gespendet (siehe unten), das andere dient als Second Screen beim Fernsehgucken auf dem Sofa.

Alte Geräte spenden oder verschenken!

Im Jahr 2018 kaufte der Autor für einen Artikel hier auf Digisaurier.de gleich vier Billig-Smartphone; das günstigste kostete damals gerade einmal 69 Euro beim Onlineversende mit dem großen A. Zwei davon konnten wieder zurückgeschickt werden, eines davon zweckentfremdete der Verfasser für allerlei Aufgaben – Musikmachen, Raumüberwachen, Filmen etc.) und das vierte, ein Neffos Y5s, spendete ich der örtlichen Organisation der Flüchtlingshilfe. Ist ja nicht so, wie Rechtsextreme Migrationsallergiker gern behaupten, dass jeder Geflüchtete zur Begrüßung ein Smartphone zur kostenlosen Nutzung von der Bundesregierung geschenkt bekommt. Tatsächlich brauchen neu angekommene Migrant:innen rasch ein solches Mobiltelefon, allein schon, um für die Behörden erreichbar zu sein.

Windows-Tablet auf Linux umgestellt und verschenkt (Foto: Digisaurier)
Windows-Tablet auf Linux umgestellt und verschenkt (Foto: Digisaurier)

Einer örtlichen Einrichtung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung konnte ich mit einem älteren Notebook (Baujahr 2013) und einem alten Amazon-Fire-Tablet weiterhelfen; beide Devices werden schon seit einiger Zeit dort als Trainingsgeräte für den Umgang mit der digitalen Welt eingesetzt. Überhaupt sind soziale Institutionen und Organisationen oft dankbare Abnehmer von gut funktionierenden, aber nicht mehr ganz modernen Elektronikgeräten. Übrigens haben solche Abnehmer oft auch Bedarf an so banalen Dingen wie Mäusen, USB-Sticks und Kabeln.

Oder verkaufen…

Es werden nicht viele Menschen einen Umzugskarton(!) voller Kabel verschiedenster Art im Keller stehen haben. An einem verregneten Sonntag nahm es der Autor auf sich, einen solchen Karton nach brauchbaren Strippen durchzuforsten. Viel war nicht dabei, was nicht sowieso vorhanden und im Einsatz war. Als der Schrotthändler (den man heutzutage natürlich Wertstoffmanager nennen sollte) den Behälter auf die Waage stellte, zeigte die immerhin 6,2 Kilo an. Der Fachmann sichtete den Inhalt stichprobenartig und bot mir dann 4,80 Euro für den ganzen Summs an – leicht verdientes Geld.

Jede Menge Kabel für den Schrotthändler (Foto: Digisaurier)
Jede Menge Kabel für den Schrotthändler (Foto: Digisaurier)

Auch digitale Kameras hatten sich beim Autor über die Jahre angesammelt, manche waren so gut wie ungebraucht. Die hat er 2020 in einer konzertierten Aktion samt und sonders – es waren insgesamt drei Kameras mit allerlei Zubehör – an einen Aufkäufer abgegeben, der die Maschinen zum Festpreis kauft, aufarbeiten lässt und dann wieder unter dem Etikett „refurbished“ anbietet. Gut, der Erlös war erschreckend gering angesichts der kumulierten Anschaffungspreise, aber die Dinger waren problemlos aus dem Haus. Einzelne Gadgets gingen und gehen regelmäßig über Kleinanzeigen oder eBay weg, was aber manchmal sehr langwierig und gelegentlich erfolglos ist.

Leicht verkaufen lassen sich allerdings Sammlerstücke – für einen MP3-Spieler der Marke Rio Karma von 2001 erzielte der Autor in einer eBay-Auktion sage-und-schreibe knapp 200 Euro. Auf Kleinanzeigen.de wechseln regelmäßig komplette Fotoausrüstungen rund um besonders begehrte Kameras zu guten Preisen die Besitzer:innen. Computer gehen nur gut, wenn sie noch relativ neu sind.

Fazit

Elektronikschrott muss kein Problem darstellen. Er lässt sich leicht vermeiden oder reduzieren, indem man nicht ständig die neuesten Devices anschafft, wenn es die vorhandenen noch tun. Geräte, die nicht mehr ganz auf der Höhe der Technik, aber noch voll funktionsfähig sind, kann man soziale Einrichtungen verschenken oder über die üblichen Kanäle verkaufen. Und was wirklich Schrott ist, sollte auf einem Wertstoffhof landen. So einfach kann die Entsorgung sein.

[Bildnachweise – Titelbild: DALL-E via Copilot; Schrottcomputer: via ALKU Recyclingpartner; Leiterplatten via ALKU Recyclingpartner; Elektronikschrott in Indien: Matthias Feilhauer (Benutzer: thousandways) via Wikimedia unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 DE; ]

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