Wie Microsoft den Mac wieder entdeckte

Last Updated on 14.04.2025 by Redaktion Digisaurier

Microsoft und Apple – eine klassische On-Off-Beziehung, wie sie in jeder Comedy-Serie vorkommt. Man liebt einander, trennt sich, findet wieder zurück. Penny und Leonard, Jess und Nick, Ted und Robin. Ok, wir gucken zu viele Comedy-Serien.

Aber das mit Microsoft und Apple ist real. Denn seit einigen Jahren haben die beiden Liebenden ein einigermaßen stabiles Auskommen miteinander erreicht. Uns Digisaurier freut’s. Denn so gibt es zumindest die wichtigsten Microsoft-Anwendungen auch auf dem Mac. Mit fast demselben Funktionsumfang und größtenteils identischer Bedienung – aber halt auch ein paar spezifischen Unterschieden.

Ein kleiner Disclaimer zum Thema: Dieser Artikel wurde ursprünglich von Martin Goldmann geschrieben. Und jetzt – anlässlich des Microsoft Jubiläums – von Hannes Rügheimer aktualisiert. Im Digisaurier-Team haben wir mit Martin und Hannes zwei ausgesprochene Mac-Fans. Demgegenüber stehen Christian und Rainer der Firma Apple bis heute etwas reservierter gegenüber. Auch wenn beide durchaus ihre eigenen Geschichten zu Apple zu erzählen haben. Etwa Christian diese hier.

Oder Rainer diese. Aber um die 2000er herum hatten sich beide mehr auf Windows eingeschossen. Während Martin und Hannes lieber auf dem Mac arbeiteten. Auch wenn gerade die Kompatibilität zu Microsoft-Anwendungen in dieser Zeit eine gewisse Herausforderung für sie darstellte. Das nur zur Erklärung der Geschichte dieses Artikels.

Internet Explorer auf dem Mac?

Wie rosig waren einst die Zeiten, als Microsoft sogar einen Internet-Explorer für den Mac auslieferte. Das war etwa zu der Zeit, als iMacs in präsenten Farben wie Erdbeer-Rot auftraten. Also so um 1998 herum. Und ganz anders als in der eher sachlichen Windows-Welt hat das Unternehmen aus Redmond bei Apples Extratouren mitgespielt. Es hatte sich sogar darum gekümmert, dass die Farben der Schaltflächen im seinerzeitigen Explorer zum Gehäuse des jeweils genutzten iMac passten.

internet-explorer-mac
Auf den farbenfrohen iMacs gab sich selbst der Internet Explorer farbenfroher als in seiner Heimat-Umgebung Windows.

Und dann strich Redmond doch aus heiterem Himmel den Internet-Explorer für den Mac. Im Juni 2003 war die letzte Version erschienen.

Auch sonst konnte man sich Anfang der 2000er nicht des Eindrucks erwehren, dass Microsoft nur noch halbherzig den Mac bediente. Die Office-Versionen waren okay, aber hinkten immer hinter den Windows-Fassungen her. Zuletzt mussten wir Mac-User uns mit einem antiquiert aussehenden Office 2011 herumplagen, während unsere Windows-Freunde schon das schicke, schlanke Office 2013 einsetzten. Neidisch? Naja, eher genervt.

Kunden wollen Ihre Dokumente im Office-Format. Und nur Office ist zu sich selbst kompatibel.

Denn an Office kam man als Technik-Journalist halt doch nicht wirklich vorbei. Redaktionen, Verlage und Kollegen erwarteten einfach, dass Dokumente in diesem „Quasi-Standard“ angeliefert wurden. Martin war hat irgendwann einmal Open Office ausprobiert, Hannes gab den Apple-eigenen „Office“-Programmen der „iWork“-Serie eine Chance.

Doch mit beiden gab es immer Kompatibilitätsprobleme. Zumindest wenn man wollte, dass die Dokumentenformate in den Workflow der Kundschaft passten. Und für Freelancer wie Martin und Hannes gilt eben: Passen die Arbeitsergebnisse dort nicht hinein, passen auch deren Lieferanten nicht hinein.

Halbherzig am Mac

Also arbeiteten wir halt mit Office 2011 und Co. Der Spaß dabei hielt sich in Grenzen: Spätestens mit macOS 10.10 „Yosemite“ sah Office 2011 aus wie ein olivbraunes 80er-Jahre-Kacheldekor in einem Designerhaus von 2015 oder später.

Auch Onedrive und die ersten Versionen von Onenote konnten Mac-verwöhnte User nicht wirklich versöhnen . Die Version von Onenote auf dem Mac konnte nicht einmal Bilder per Drag & Drop in Notizen aufnehmen. Und auch für den Mac-Client von Onedrive gab es eigentlich nur eine Einschätzung: Grauslich.

Facebook-Posting zu Onenote
Die ersten Versionen von OneNote konnten auf dem Mac noch nicht so richtig überzeugen.

Doch 2014, 2015 hat sich etwas geändert. Microsoft wandte sich wieder dem Mac zu. Ein erstes Indiz war eine deutlich bessere Onenote-Version. Das zweite Indiz: Endlich kam Office 2015 für den Mac.

Microsoft kehrt zurück

Word 2015 auf einem Macbook Air
Schon bei Office 2015 schmolzen die Unterschiede zwischen Windows- und Mac-Version.

Damit sah Office auf dem Mac endlich so aus, wie man sich Software im Jahr 2015 vorstellte: Schlicht, effizient, übersichtlich. Und gleichzeitig ähnlich – wenn auch nicht identisch – wie unter Windows. Wer mit dem Ribbon-Konzept fremdelte, konnte nach wie vor die klassischen Menüs nutzen – denn die gab es auf dem Mac immer noch.

Zu um Zug wurden mit späteren Updates Funktionen wie Echtzeit-Kollaboration und die Integration des Cloud-Diensts SharePoint eingeführt – immer ähnlich, wenn eben auch nicht ganz genauso wie bei der Windows-Version.

Mac-Office und Windows-Office wurden sich immer ähnlicher – wenn sie auch nie wirklich gleich waren.

Einige Unterschiede liegen und lagen in den Eigenheiten beziehungsweise Philosophien der jeweiligen Betriebssysteme begründet. So nutzte MacOS zum Beispiel automatisch eine eigene Druckvorschau, während Windows die Schnittstelle zum Druckertreiber verwendete. Solche Feinheiten waren für Mac-User aber kein Anlass zum Ärgern, sondern vielmehr Bestätigung dafür, dass ihr Betriebssystem einfach freundlicher, einheitlicher und konsequenter gestaltet war.

Die Unterschiede schmelzen

Naja, zur Wahrheit gehört aber auch: Spätestens mit dem 2015 erschienenen Windows 10 wurden die Unterschiede zwischen MacOS und Windows ohnehin kleiner. Man konnte die eine oder die andere Optik und Bedienerführung bevorzugen – aber echte Alleinstellungsmerkmale einer der beiden Systemwelten wurden zunehmend seltener. Zumindest bei Funktionalität und Bedienung. Was Windows gerade im Geschäftskundenmarkt, aber auch bei Privatanwendern sehr half, war seine langjährige Rückwärts-Kompatibilität. Während Apple sich darin gefiel, regelmäßig vermeintliche oder tatsächliche alte Zöpfe abzuschneiden, was schon nach einem Update auf die nächste Betriebssystem-Version zu mannigfaltigen Inkompatibilitäten führen konnte, führte Windows 10 im Jahr 2015 mit stoischer Ruhe auch Anwendungen aus, die zehn, fünfzehn Jahre alt waren. Da schauten wir Mac-affinen Digisaurier hin und wieder schon mal neidisch über den Betriebssystem-Zaun.

Mit Office 2019 glichen sich die Optiken der Windows- und Mac-Versionen von Office weiter an.

In dieser Gemengelage erschien dann Office 2019 und folgte dem beschriebenen Trend: Die Unterschiede zwischen der Windows- und der Mac-Version von Office schmolzen weiter dahin wie Eis auf einem PC-Gehäuse mit zwei Highend-Grafikkarten. So wurden zum Beispiel Visual Basic und die SharePoint-Integration in der Mac-Version verbessert, auch wenn sie wegen der abweichenden System-Unterbauten teilweise etwas anders aufgebaut waren als unter Windows. Damit wurde auch für Martin, Hannes und alle anderen Mac-User Microsofts neue Mac-Strategie immer deutlicher: Im Hinblick auf Funktionsumfang und Leistungsfähigkeit sollten sich die Anwendungen auf Windows und Mac nicht unterscheiden. In ihrer Optik, Bedienerführung und den jeweiligen Konventionen der Benutzeroberflächen durften sie das aber schon. Denn das sorgte dafür, dass Office und Co. auf dem Mac nicht wie ein Fremdkörper wirkten, sondern wie eine gezielt für diese Plattform entwickelte Software.

Modern sah Microsofts Edge auf dem Mac auf jeden Fall aus. Riesig erfolgreich war er auf der Apple-Plattform jedoch nicht.

Übrigens, weil wir es eingangs vom Internet Explorer hatten: Anfang 2020 kam kann auch „Microsoft Edge“ für den Mac. Da sich dessen Nutzer aber mit dem systemeigenen Safari oder gegebenenfalls Alternativen wie Chrome, Firefox oder Opera wohler fühlten, war auch dem neueren, moderneren Microsoft-Browser auf dem Mac nie ein durchschlagender Erfolg beschieden.

Die Cloud als großer Gleichmacher

Die seit 2015 eingeschlagene Richtung behielt Microsoft weiterhin bei. Spätestens 2020, als die eigenständigen Office-Versionen in „Microsoft 365“ umgebrandet wurden, wurde dies abermals deutlicher.

Zu diesem Thema ist aber ein kleiner Einschub nötig: Schon seit 2011 gab es eine reine Online-Version von Office, die zeitweise auch als „Office 365“ auftrat. Die Online-Versionen von Word, Excel, Outlook und Powerpoint (sowie in Geschäftskunden-Tarifen auch Project und Visio) konnten lange Zeit weniger als ihre als Standalone-Applikationen angebotenen Pendants. Aber sie ließen sich dafür ohne vorherige Installation und auf einer Vielzahl von Endgeräten einfach im Browser nutzen. Letztlich war Office 365 beziehungsweise Microsoft 365 die Antwort aus Redmond auf andere, zum Teil kostenlos nutzbare Angebote wie insbesondere Google Docs.

Mit dem Namenswechsel  von Microsoft Office zu Microsoft 365 wurde dieses klare Prinzip etwas aufgeweicht. Zwar konnten Windows- und Mac-Nutzer immer noch eine Dauer-Lizenz für die von ihnen gekauften Office-Programme erwerben. Übrigens sowohl als Download direkt bei Microsoft als auch über Apples eigenen Mac-„App Store“.

Aber Microsoft hatte das Abo-Geschäft entdeckt. Also verkaufte Microsoft seine Office-Suite bevorzugt fortan als Abo. Wer sich dafür entschied, bekam zum einen immer die neuesten verfügbaren Versionen der Anwendungen. Und zum anderen zusätzlich zu den lokal installierten Programmen auch Zugang auf die cloud-basierten Browser-Versionen der Office-Anwendungen.

Neuer Name, neuer Look – und teilweise in der Cloud: Mit Office 365 führte Microsoft die Mac- und Windows-Versionen seiner Bürosoftware-Suite weiter zusammen.

Zwar bot „Office 365“ auf  dem Mac immer noch einige systemspezifische Eigenheiten. Aber zwischen den Funktionen gab es nun praktisch keine Unterschiede mehr.

Uff! Das machte es nicht zuletzt auch uns Digisauriern deutlich einfacher, nach Bedarf zwischen den Systemwelten Windows und Mac (sowie den zwischenzeitlich in puncto Bedeutung mindestens gleich wichtigen Mobilplattformen Android und iOS) hin und her zu springen. Eine neue Leichtigkeit, fast wie früher in der Hüpfburg…

Und dann kam Copilot

Das vorerst letzte Kapitel der IT-Dramedy „Apple und Microsoft“ hat – wie könnte es anders sein – mit dem Trendthema KI zu tun. Denn 2025 führte Microsoft seinen KI-Assistenten Copilot gleichermaßen in den Microsoft-365-Versionen unter Windows und auf dem Mac ein. Der Copilot-Chat, der beim Prompten fürs Neuerstellen, Umschreiben oder Zusammenfassen von Texten oder anderen KI-unterstützten Funktionen hilft, ist nahezu zeitgleich auf den beiden Plattformen erschienen.

Und so haben wir denn auch eine KI eingespannt, um uns ein Fazit zu unserer kleinen Historie der Beziehungskiste „Microsoft auf dem Mac“ zu liefern. Copilot drückt es so aus:

Das können wir Digisaurier so unterschreiben. Also zumindest ein paar von uns ;-)

Übrigens: Hier noch ein aktuelles Video von Martin zum Thema:

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