Atari 800XL mit Amiga-Monitor und Startexter

Atari 800XL, Teil 3: Die letzte Herausforderung

Da stand er nun auf meinem Schreibtisch, der Atari 800XL samt Amiga-Monitor dahinter. Der Bildschirm summte, der Atari arbeitete brav, nur das Floppy-Laufwerk hatte eine Macke, die sich noch bemerkbar machen sollte.

Was für eine schöne Mischung – Atari und Commodore auf meinem Schreibtisch vereint. Und jetzt? Ausprobieren, testen, spielen. Trotz des Problems mit dem Diskettenlaufwerk. Und einen Text auf dem Atari schreiben. Wie früher. Nur fragt sich: Würde ich diesen Text mit dem kaputten Laufwerk speichern können? Und falls ja, wie bekomme ich ihn vom Atari auf meinen Mac und in das Blog? WLAN ist nicht. Aber egal. Ich lud den Startexter und schrieb drauflos. Alle weiteren Probleme löse ich später.

Die ganze Atari-Geschichte

Etwas vom alten Feeling stellte sich ein, als ich schrieb: Ich fühlte mich wie damals in meinem WG-Zimmer an der großen, weißen Sperrholzplatte auf zwei Böcken, die sich unter dem Gewicht des Computers, des Fernsehers und der Bücher durchbog. Es roch nach alten Netzteilen und Trafos, nach warmem Kunststoff am Monitor-Gehäuse.

Atari 800XL mit Amiga-Monitor und Startexter
Bei der Arbeit: Hier schreibe ich gerade an meinem Text für das Blog. Noch ohne zu wissen, wie ich den Text schließlich online bekomme.

Jetzt schrieb ich ohne zu wissen, ob ich den Text je auf den Mac und damit ins Netz bringen würde. Womöglich würde der Text für immer auf einer Double Density Diskette vor sich hin modern – wenn ich ihn überhaupt speichern konnte. Und mir würde ein entscheidender Teil des Blog-Beitrages fehlen.

Aber es hat funktioniert – mit einem kleinen Umweg. Das ist mein erster Text seit fast 30 Jahren, den ich auf dem Atari 800XL mit dem Startexter geschrieben habe:

Hier geht es also los, das Abenteuer, einen Text auf dem guten alten Atari 800XL zu schreiben und dann im Blog zu veröffentlichen.

Das Schreiben ist etwas mühsam. Ich bin den enormen Tastenhub des 800XL nicht mehr gewohnt. Die Tasten brauchen Kraft, damit sie reagieren. Meine Mac-Tastatur hat mich wohl verweichlicht.

Während ich hier so herum hacke, fällt mir ein, dass ich keine Speicherdiskette formatiert habe. Dank des Turbo Freezer XL, jener Platine an der Rückseite meines XL sollte das aber kein Problem sein. Denn der hat die wichtigsten DOS-Befehle an Bord. Damit kann ich formatieren.

Doch ich habe ein Problem: Welche Diskette formatieren? Ich möchte keine der alten Disketten überschreiben, bis ich nicht alle Daten gesichert habe. Also eine alte HD-Diskette aus dem Regal geholt und versucht, sie zu formatieren. Das hat leider nicht funktioniert. "Bad Disk I/O" bescheinigt mir das DOS. Was tun? Wenn ich es nicht schaffe, diesen Text zu speichern, wird es diesen Blog-Beitrag in dieser Form nicht erst geben. Aber merkt das dann überhaupt jemand? Existiert dieser Beitrag in diesem Moment also auf meinem Atari oder nicht? Schrödingers Text. Gut, weiter machen.

Das mit der „HD“ auf der Diskette war das Problem. HD-Disketten funktionieren nicht mit dem 1050-Laufwerk, da gehen nur SD oder DD. Ich ziehe also eine alte Public-Domain-Diskette aus dem Regal, bereits formatiert für den XL. Auf Seite 2 ein Buchhaltungs-Programm, das ich nicht mehr brauche. Ich entscheide mich, diese Diskette neu zu formatieren. Pfeif' auf die Buchhaltung! Doch wieder ein Problem: Auch diese Diskette lässt sich nicht formatieren. Hat das Laufwerk einen Schaden?

Ok, bevor ich den Text gar nicht speichern kann, probiere ich es mit der Buchhaltungsdiskette ohne sie neu zu formatieren. Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis der Disk zeigt mir: Da ist noch genug Platz für einen Text.

Also Namen eingeben und speichern. Die Floppy springt an, der Bildschirm wird schwarz... Doch nach ein paar Sekunden kommt das erlösende "Ok".

Immerhin, dieser Text ist gespeichert. Doch wie bekomme ich ihn je auf meinen Mac, um ihn von dort aus ins Blog zu stellen?

Diesen Teil der Geschichte kann ich aber am Mac weiter schreiben.

Das Geheimnis: Eine SD-Karte am Atari XL

Das Geheimnis des Datentransfers? Ich habe ein paar Tage später den Text von Diskette auf eine SD-Karte kopiert. Möglich wurde das dank eines kleinen Kästchens aus Polen. Dort nämlich gibt es einen Enthusiasten,  der sich auf Hardware für 8-Bit-Computer spezialisiert hat: Lotharek.pl.

Dort habe ich mir für knapp 80 Euro das Kästchen SIO2SD gekauft. Vorne kommt eine SD-Karte rein (meine hat gigantische 4 GByte) und hinten geht das SIO-Kabel hinaus, entweder direkt an den Atari XL oder an das Floppy-Laufwerk.

Disketten-Emulator für den Atari XL in einem kleinen schwarzen Kästchen.
Ein kleines Kästchen ersetzt die Floppy: SIO2SD emuliert Laufwerke auf einer SD-Karte.

Als ich das Kästchen angeschlossen hatte konnte ich loslegen und meine Daten kopieren. Als erstes war natürlich der neu geschriebene Text dran.  Später noch weitere Texte und meine uralten Basic-Programme. Dann die SD-Karte in den Mac gesteckt, Daten kopiert, gerettet! Mein Text war auf dem Mac.

Allerdings lagen die Daten als Image-Datei vor, also in einer Form, die ich weder vernünftig ansehen, noch in der Textverarbeitung weiterverarbeiten konnte. Bei diesem Problem half mir Atari800MacX, ein Atari-XL-Emulator für den Mac. Damit habe ich die Image-Dateien geöffnet und die Texte auf die Mac-Festplatte kopiert.

Der Emulator zeigt den Inhalt des Diskettenimages an. Und da sind auch die Texte.
Der Emulator zeigt den Inhalt des Diskettenimages an. Und da sind auch die Texte.

Damit waren aber nicht alle Probleme gelöst. Noch blieb die Frage, ob ich überhaupt mit dem Textformat würde arbeiten können. Also den Text in Word geöffnet und eine positive Überraschung erlebt. Der Text war gut lesbar. Auffällig waren nur die vielen Leerzeichen, die wohl der Startexter mit in die Datei schrieb und die falschen Umlaute.

Eine Textdatei in Word mit vielen Leerzeichen.
Leerstand: Viele Leerzeichen und falsche Umlaute im Atari-Text. Dennoch gut lesbar.

Aber das waren lösbare Herausforderungen. Die Umlaute ebenso wie die Leerzeichen habe ich mit Suchen und Ersetzen in den Griff bekommen. (Mehrfach immer zwei Leerzeichen mit einem ersetzen ist meine Methode der Wahl.)

Suchen-Ersetzen-Dialog in Word
Mit Suchen und Ersetzen konnte ich den Text aus dem Atari XL recht flott in eine lesbare Form bringen.

Danach musste ich den Text nur noch kopieren und hier veröffentlichen. Und nun steht er da oben. Nach fast 30 Jahren mein erster Text, den ich auf dem Atari XL geschrieben habe. Willkommen in der Vergangenheit. Und jetzt widme ich mich den Spielen – und dem Diskettenlaufwerk, das wohl einen echten Schaden hat. Mehr dazu im nächsten und letzten Teil der Atari-Saga.

2 Gedanken zu „Atari 800XL, Teil 3: Die letzte Herausforderung“

  1. Wäre es nicht wesentlich einfacher und billiger gewesen einfach ein Diskettenlaufwerk an einen PC der noch einen geeigneten Diskettencontroller hat, anzuschließen? Sowas gibts im Schrott-Container am Recyclinghof.

    1. Wäre auch ein Weg gewesen. :) Habe aber vor kurzem erst meine ganzen alten PC-Teile in den Schrott-Container gebracht (da war auch gar kein 5,25-Zoll-Laufwerk dabei).
      Ich will ja nicht nur die Dateien auf den Mac rüber schieben, sondern auch weiter mit dem XL spielen. Da finde ich die SD-Karten sehr charmant, weil ich einerseits damit Daten transportieren kann und ich andererseits ein kompaktes Diskettenlaufwerk habe.

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