Warum es keine Computerhelden mehr gibt…

Die New-Wave- und Punk-Band The Stranglers sang 1977 „No More Heroes“ und listet im Text eine Reihe von Helden auf, die möglicherweise gar keine Helden waren. In unserer Serie „Computerhelden“ haben wir Personen vorgestellt, die wir für wahre Helden dieser Industrie halten. Schaut man genauer hin, wird man feststellen, dass keiner dieser Leute später als etwa 1995 seine Heldentaten vollbracht hat. Das legt den Schluss nahe, dass sei über 20 Jahre keine neuen Computerhelden mehr am Werk waren. Verrückt genug fällt das Ende der Ära der Computerhelden mit dem Beginn des Internet-Zeitalters zusammen – was bedeuten kann, dass die Heroen des WWW die Größen der Computerindustrie Mitte der Neunzigerjahre abgelöst haben. Weil dafür eine Menge spricht, beenden wir unsere Serie an dieser Stelle…


…nicht ohne wenigstens ein Foto der beiden vielleicht größten Computerhelden zu zeigen: Steve Jobs und Bill Gates. Diese beiden überlebensgroßen Persönlichkeiten haben diese Branche nicht nur beeinflusst wie keine zwei anderen, sondern zudem auf recht unterschiedliche Weise. Wir wissen, dass der Microsoft-Gründer selbst ein einigermaßen begabter Programmierer war, der deshalb die Entwicklungen in der Szene als Experte beurteilen und aus diesen Urteilen geschäftliche Schlüsse ziehen kann. Steve Job war dagegen vor allem ein Marketing-Genie mit dem starken Willen, die Zukunft des persönlichen Computers nach seinen Vorstellungen zu prägen. Aber: Beide waren in erster Linie begabte und erfolgreiche Geschäftsleute.


Betrachten wir die dreizehn Köpfe, die wir als Computerhelden porträtiert haben, fällt auf, dass – Marco Börries ausdrücklich ausgenommen – kein wirklich erfolgreicher Unternehmensgründer oder Manager unter ihnen zu finden ist. Eher im Gegenteil, denn Persönlichkeiten wie Jugi Tandon, Sir Clive Sinclair und Gary Kildall kann man beinahe als gescheiterte Geschäftsleute bezeichnen, die aus ihrem technischen Talent eben keinen Business-Erfolg haben schlagen können.

So ähnlich arbeiten heute Programmierer (Schreibüro, 30er-Jahre - Symbolfoto)
So ähnlich arbeiten heute Programmierer (Schreibüro, 30er-Jahre – Symbolfoto)
Dass es aber keine Computerhelden mehr gibt, hat vor allem damit zu tun, dass sich diese Industrie ab etwa 1995 massiv verändert hat. Es ist ähnlich wie in der Autoindustrie, die ja gern als Parallele zur IT-Branche herangezogen wird. Auch da endete die Ära der Genies vom Schlag eines Ferdinand Porsche, eines Ettore Bugatti oder eines André Citroën mit dem Übergang des Pkw vom Luxusgut zur Massenware. Ähnlich wie bei den Computern waren bis dahin alle wesentlichen Erfindungen gemacht. Außerdem haben sich die Arbeitsabläufe sowohl bei der Softwareentwicklung, als auch beim Hardware-Design grundlegend verändert. In beiden Bereiche herrscht Arbeitsteilung, und die Zeiten, in denen ein Genie – wie Frank Ostrowski – ganz allein im stillen Kämmerlein eine Programmiersprache samt Compiler und Interpreter bastelt, sind längst vorbei. Zudem haben sich die Frauen und Männer mit den großen, digitalen Ideen eben ab Mitte der Neunziger mit Wucht auf das Internet gestürzt – wir werden diese Persönlichkeiten in unserer kommenden Reihe „Internethelden“ vorstellen.

Sicher fehlen in unserer Serie etliche Persönlichkeiten, die mit ihren Ideen und Entwicklungen maßgeblich bestimmt haben, wie wir heute Computer, aber auch digitale Gadgets aller Art benutzen, aber diese Unvollständigkeit soll zunächst so stehenbleiben. Deshalb ist dies unsere „Hall of Fame“ der Computerhelden:

1. Chuck Peddle
2. Shiraz Shivji
3. Marco Börries
4. Sir Clive Sinclair
5. Gary Kildall
6. Peter Norton
7. Mitch Kapor
8. Jugi Tandon
9. John C. Dvorak
10. Frank Ostrowski
11. Andy Hertzfeld
12. Edmund C. Berkeley
13. Jay Miner

2 Gedanken zu „Warum es keine Computerhelden mehr gibt…“

  1. Na, Rainer da gibts aber dennoch aus der Neuzeit einige Helden z.B. Computerdesignerin Jeri Ellsworth, Internet of Things-Pionier Adam Dunkels, oder iPod & iPhone Miterfinder Tony Fadell um nur einige zu nennen.

    1. Das ist richtig, Jörg. Aber – wie schon im Beitrag angesprochen – wir wollen Computerhelden von Internethelden unterscheiden und starten deshalb demnächst eine neue Serie zu den Heroen der vergangenen rund 20 Jahre.

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